laut.de-Kritik
Onkel Al covert T-Rex, Stones, Doors, ZZ Top u.a.
Review von Michael EdeleMinistry waren und sind immer wieder für eine Überraschung gut. Dass nach dem offiziellen Exitus und dem Abschlussalbum "The Last Sucker" noch ein sogenanntes Partyalbum folgen sollte, war bekannt. Nun liegt "Cover Up" vor und lässt einen mit sehr gemischten Gefühlen zurück.
Was Al Jourgensen dem Doors-Song "Roadhouse Blues" (im positiven Sinne) angetan hat, war ja schon auf "Last Sucker" zu hören, und auch Bob Dylans "Lay Lady Lay" ist von der "Filth Pig"-Scheibe bereits bekannt. Wer nun erwartet hat, dass Onkel Al sämtliche Coverversionen in einen akustischen Hot Rod verwandelt, sieht sich allerdings schon mit der eröffnenden Stones-Nummer "Under My Thumb" getäuscht. Instrumental fast schon relaxt klimpert der Song aus den Boxen, und Fear Factorys Burton C. Bell leiht dem Ganzen seine ebenfalls eher ungewohnt klingende Stimme.
"Bang A Gong" von T-Rex lässt die Gitarren ein wenig fetter klingen und die (mal wieder furchtbar programmierte) Bassdrum ein wenig rasen, hält sich sonst aber ebenfalls nah ans Original. Die Frage, was dieser Titel eigentlich aussagen will, haben wir uns doch alle schon mal gestellt, oder?
Josh Bradford von den Revolting Cocks nimmt sich bei dem Golden Earring-Klassiker "Radar Love" des Mikros an und hat damit endlich mal einen Track, der auf's derbste aufgepimpt wurde. So stellt man sich eine Coverversion von Ministry vor, und so muss das auch in die Fresse geben.
Prongs Tommy Victor ist der nächste aus dem Ministry-Umfeld, der "Space Truckin'" von Deep Purple einsingen darf. Mancher Deep Purple-Fan wird im Grab rotieren, aber der Track hat einen guten Drive und mit Tommys Stimme klingt zumindest interessant.
Gegenüber "Black Betty" habe ich einfach eine persönliche Abneigung, und auch der derben Industrial-Version kann ich nur bedingt was abgewinnen. Da hat "Mississippi Queen" von Mountain doch schon einen ganz anderen Charme und rockt in der Version einfach richtig gut ab.
Mit 100 Sachen nach vorne weg schießt auf einmal auf die ZZ Top-Nummer "Just Got Paid", die für meinen Geschmack zwar auch gern näher am Original hätte bleiben können, dieses aber zumindest noch erkennen lässt. Dass "Supernaut" von Black Sabbath keine massive Speed-Injektion bekommen würde, war abzusehen, wäre aber bestimmt interessant geworden. Mit ein paar typischen Voice-Samples und einem Schuss Industrial wird das Teil noch zusätzlich gepimpt und macht den alten Säcken auch so gut Feuer unterm Arsch.
Ungewohnt ruhig, orchestral und fast schon besinnlich wird es mit Louis Armstrongs Klassiker "What A Wonderful World". Durch die nicht ganz so zarte Stimme von Onkel Al wird aber doch eine Säuferhymne draus, und irgendwie will man ihm den Text nicht so ganz abnehmen. Und siehe da, Jourgensen tritt die letzten paar Minuten noch mal auf's Gas und jagt den Song in bester Punk-Manier durch die Boxen. Wer will, kann sich die zwei Teile auch getrennt zu Gemüte führen.
Den gekrönten Schlusspunkt setzt "Stigmatized", aus dem jeder selber machen soll, was er will. Wer jetzt noch nicht mitbekommen hat, dass man bei Ministry mit allem rechnen muss, der lernt das eh nicht mehr ...
3 Kommentare
Verdammt traurig das nun schluß mit MINISTRY ist....eine große Legende ist dahin... R.I.P.
ich glaube, wir müssen uns nicht grämen.
die frische form in der al jourgensen sich hier präsentiert läßt doch auf weitere bald folgende projekte schließen.
Naja ich hab se nochma gesehn, bevor se "dem Sonnenuntergang entgegen reiten"
Naja die Jungs sind nicht so mein Ding, aber wer drauf steht, der kriegt bei denen bestimmt richtig was geboten. Aber die jungs warn mal nen Erlebnis wert.