laut.de-Kritik
Der perfekte Soundtrack für endlose Bahnfahrten nach Mitternacht.
Review von Kai ButterweckMoby ist ein Mensch, für den der Tag – die Nacht inbegriffen - durchaus noch vier oder fünf Stunden länger dauern könnte, um all seine Fantasien, Ideen und Ziele zu verwirklichen. Dabei dürfte sich das "Zwölf-zu-Zwölf- Zeitverhältnis" zwischen hell und dunkel gerne auch etwas mehr in Richtung Finsternis verlagern, denn Moby aka Richard Melville Hall ist eher ein Nachtmensch.
Auf seinem aktuellen Werk "Destroyed" verneigt sich der kontroverse Frickel-Fanatiker vor der Dunkelheit und entführt den Hörer in eine Behind-The-Scenes-Odyssee seines Tourlebens. Ein Soundtrack über die Nächte "On The Road", geschrieben nach Mitternacht in Hotelzimmern rund um den Globus.
Ein Konzept, das viel Licht und wenig Schatten bietet. Atmosphärisch anmutend verbreitet Moby auf Songs wie "The Day", "Lie Down In Darkness" oder auch "Rockets" vor allem im Mittelteil des Albums eine faszinierende Stimmung, eingepackt in eingängige Melodien. Zwischen beklemmender Isolation und hoffnungsvoller Weite entfacht der New Yorker ein authentisches Gewand aus Ambient, Trance und Electro und präsentiert einen intimen Einblick in sein Seelenleben.
Fünfzehn Songs umfasst die melancholisch dunkle Reise durch die Nacht. Episch, fast schon hymnenhaft bäumt sich "Be The One" zu einem Meisterwerk seines bisherigen Schaffens auf, während "Stella Maris" jeder Elfe im Auenland durchgehend Gänsehaut bescheren würde. Doch was wäre eine Moby-Scheibe ohne die üblichen Verschnaufpausen, die Momente, denen man nicht folgen kann und verwirrt den Kopf schüttelt? Moby bleibt sich dahingehend auch diesmal treu und hält das teilweise beängstigend hohe Niveau leider nicht auf der ganzen Scheibe.
Diesen unbewussten Hang zur Selbstzerstörung untermauert Moby vor allem während der Songs "The Broken Palace" und "Victoria Lucas": Einschläferndes Liedgut, das als perfekte musikalische Testbild-Untermalung durchgehen könnte.
Doch die standardisierten Einbrüche halten sich auf "Destroyed" in Grenzen und so überwiegt das Schöne: Die Reise zu unwirklichen Orten abseits der Normalität. Mobys elftes Studio-Output wirkt in sich geschlossen und bietet den perfekten Soundtrack für nimmermüde Nachtschwärmer und endlose Bahnfahrten im Mondschein.
4 Kommentare
Die Nacht gehört Moby. Neben Sven Väth einer der Meister dieses Genres. Nur die Auszeiten könnte sich der gute Moby echt mal sparen die stören einfach das Ambiente.
Einfach zu 08/15 ist der gute Moby einfach geworden. Nach jahrelanger Stagnation da noch eine 4/5 zu zücken wirkt mutig oder albern.
also einige tracks sind wirklich sehr gut gelungen. insgesamt is die platte aber zu lang und langatmig geraten. würde 3/5 geben.
Also Moby Alben klingen doch schon seit zehn Jahren gleich, von daher ist das jetzt auch keine neue Erkenntnis.