laut.de-Kritik
Es war einmal in Rüdersdorf: Eine Mischung aus Porträt, Reisereportage und Dokumentation - die Geschichte einer Freundschaft.
Review von Jelena JankovicEine elektronische Melodie ertönt und lässt feiernde Menschen die Arme in die Höhe strecken. Durchnässt vom Schweiß bewegt sich die tobende Menge passend zum bass-lastigen Takt und drückt sich gegen eine meterlange Absperrung, die vor einer lichtdurchfluteten Bühne platziert ist. Im Hintergrund des Schauplatzes erscheinen abstrakte Visuals auf einer gewaltigen Leinwand, die zur Musik pulsieren.
Mittig auf den Brettern wippen zwei Männer enthusiastisch und energiegeladen mit. Die beiden Musiker bedienen zwei Laptops und drehen an verschiedenen Reglern eines Mischpults. Die ekstatische Melodie mit berauschenden Lyrics wird leiser. Aus einem Mikrofon erklingen Worte in einer tiefen, verzerrten Stimme. "Dankeschön." Das Publikum applaudiert und jubelt.
Eine Mischung aus Porträt, Reisereportage und Dokumentarfilm zeigt die Anfänge und Entwicklungen von Sebastian Szary und Gernot Bronsert als Techno-bessesenes DJ-Pärchen Modeselektor und erzählt zudem die Story einer besonderen Freundschaft.
Die Filmemacher Romi Agel und Holger Wick lassen keinen Moment dieser Auferstehung aus und entführen auch in persönliche Momente der beiden Musiker. Neben aktuelleren Ausschnitten des spaßigen Tourwahnsinns, liefert ein buntes Potpourri aus alten Fotos und VHS-Aufnahmen einen weiteren Einblick in das wilde Techno-Treiben der jungen Männer.
Erste Versuche an den Plattenspielern, staubige Partys im Seilscheibenpfeiler in Rüdersdorf, das Basteln von technoiden Tracks im Club Allende, Kaffeeklatsch bei Szary, die Gründung von Monkeytown Records, Hundedame Ilona, Gernot beim Holzhacken, Champagnerduschen von Amsterdam bis Zagreb, Spaziergänge in der Natur oder zahlreiche Interviews von Freunden und den Frau Mamas - dieser Streifen bietet unterhaltsame und zugleich nackige Geschichte in 72 Minuten, die den Kontrast zwischen zwei verschiedenen Welten deutlich vor die Linse bringt. Zwar stammt ein massenkompatibler Sound, der komplette Arenen füllt, aus den Händen von Szary und Gernot, ihre Bodenständigkeit haben die beiden Künstler allerdings stets im Auge behalten.
Nicht nur Techno-Urgesteine aus Berlin kommen mit diesem filmischen Mix auf ihre Kosten, sondern auch jeder andere Liebhaber elektronischer Tanzmusik mit Bumms. Interessante Bilder, sympathische Menschen und humorvolle Momente – sehenswert!
1 Kommentar
Techno is halt tod wie intro, garret souli und alle. Habe es den Raveköppen in ihren bunten Müllmannhosen ja 94 schon gesteckt das sie die peinlichste nummer der 90er bleiben werden
und wer hört es heute noch? paar druffies und Hängengebliebene Opfer allah so durch dieses rave ding!