laut.de-Kritik
Die Briten zeigen sich von ihrer sonnigen Seite.
Review von Giuliano BenassiDie Aufnahmen zu diesem Album gestalteten sich wie gewohnt schwierig. Was wohl daran lag, dass sich Bandchef Neil Halstead ein Studio in einem walisischen Bauernhof eingerichtet hat und endlos Zeit damit verbrachte, einen Overdub nach dem anderen einzuspielen. Aber auch daran, dass sich Mäuse in den Räumlichkeiten ausbreiteten und die Arbeit teilweise erschwerten. Wie dem auch sei – drei Jahre nach "Spoon And Rafter" (2003) liegt nun endlich ein neues Mojave 3-Album vor.
Schlechte Laune verbreitet die Platte nicht. Im Gegenteil: Der Opener "Truck Driving Man" bietet überraschenden Rock'n'Roll. Dreieinhalb Minuten, Klavier, Gitarren und Schlagzeug - sänge Halstead nicht mit seinem üblichen distanzierten Ton, könnte fast Chuck Berry dahinter stecken.
Der darauf folgende Titeltrack bestätigt den Eindruck, dass das oft bemühte Shoegazing aus früheren Zeiten einem lieblichen Gitarrenpop gewichen ist. Schon beim ersten Durchlauf setzt sich das Lied im Ohr fest, wie auch "Breaking The Ice", "Running With Your Eyes Closed" und "To Hold Yor Tiny Toes". Die einzigen typischen Halstead-Kompositionen - melacholisch, sehnsüchtig, dennoch nicht schmalzig - sind "Most Days", "You Said It Before" und das abschließende "The Mutineer", das bezeichnenderweise aus der Feder von Schlagzeuger Ian McCutcheon stammt.
Auch die anderen Mitglieder legen sich ins Zeug. Bassistin Rachel Goswell setzt an den richtigen Stellen ihre engelhafte Stimme ein, Keyboarder Alan Forrester sorgt für träumerische Atmosphären. Halstead spielt neben Akustikgitarren auch Slide und Pedal Steel. Ein Klangreichtum, der schön im Hintergrund fließt, ohne sich aufzudrängen.
"I don't want to be the big star baby, anyway", erklärt der introvertierte Musiker in Lied Nummer sechs. Den großen Erfolg lassen Mojave 3 mal wieder ohne Reue an sich vorbeiziehen, was die Güte von "Puzzles Like You" eher noch vergrößert. Wer dennoch die Melancholie der Vergangenheit bevorzugt, der sei getröstet: Halstead nächstes Projekt ist nach eigenen Angaben eine zweite Soloplatte, die an "Sleeping On Roads" (2002) anschließen soll.
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