laut.de-Kritik
Ein Juwel der 90er: gelungene Reise in Vergangenheit.
Review von Christof Klaus"Kunden, die Titel von XY gekauft haben, haben auch Titel von diesen Künstlern gekauft." Wie das im virtuellen Plattenladen halt so ist, bekommt man beim Onlinekauf gleich ungefragt solche Infos mitgeliefert. Die Tipps sind manchmal durchaus logisch, manchmal aber auch eher eine Beleidigung des eigenen Geschmacks. Im Falle von Moloko werden einem auch Künstler wie Lamb, Morcheeba, Goldfrapp und Kosheen ans Herz gelegt. Und so ganz daneben liegt das diesmal wirklich nicht. Ein Stilmix besagter Bands käme dem recht nahe, was Moloko seit über einer Dekade ausmacht.
Als das britische Duo 1995 auf der Bildfläche erschien, traf es mit Mark Brydons elektronischen Beats und der markanten Stimme von Sängerin Roisin Murphy ziemlich genau den Zeitgeist. Im Fahrwasser von Projekten wie Portishead gesellte sich Moloko zunächst zum damals neuen großen Ding namens Trip Hop, um aber ganz schnell dieser Nische die kalte Schulter zu zeigen: Moloko machten dann doch ihr ganz eigenes Ding. Der formatierten Trip Hop-Melancholie setzten sie den Spaß des Dancefloors und die Leichtigkeit ihrer Gitarrenklänge entgegen.
Eine Menge Material zwischen dem Erstling "Do You Like My Tight Sweater" und dem letzten Moloko-Album "Statues" kam da zusammen. Genug jedenfalls, um eine Best-Of mit durchgehend guter Musik zu füllen. "Catalogue" hat viele Kapitel: Grooviger Tanzflächenstoff mit House- und Electro-Flair gepaart mit Gitarrensounds und eingängigen Pop-Melodien. "Forever More" oder "Familiar Feeling" sprechen diese Sprache, während sich "Day For Night" oder "Statues" als elegante Downbeat-Balladen präsentieren. "Cannot Contain This" schließlich ist smoother Radiopop, "Pure Pleasure Seeker" ein eigenwilliger Funk-Bastard im typischen Moloko-Gewand.
Natürlich dürfen die Chartbreaker "Sing It Back", "The Time Is Now" und ihr Durchbruch-Hit "Fun For Me" nicht fehlen. Immer wieder schön zu hören und glücklicherweise auch bei dieser Zusammenstellung nicht vergessen worden: der superbe Trip Hop-Klassiker "Where Is The What If The What Is In Why?" vom allerersten Moloko-Album. Langsam, deep und ein Juwel der 90er, das die gelungene Reise in Vergangenheit der Band vervollständigt.
Und ein leckeres Bonbon gibts zur Compilation noch dazu: die zweite CD der "Premium Edition" kommt mit einem vor drei Jahren aufgenommenen Live-Konzert aus Londons Brixton Academy. Sehr fein.
1 Kommentar
Nach Massive Attack bringen nun auch Moloko ein Best Of Album heraus...
Heute ist es erschienen - es gibt 2 editions, eine normale und eine mit einer Extra LIVE-CD.
Natürlich hab ich sie mir sofort gekauft (die special edition).
Die "Hits" sind alle drauf, darunter auch ein "neuer" (so neu nun auch wieder nicht) Song - "Bankrupt Emotionally".
Alles in allem finde ich es eine gelungene Zusammenstellung - ob sie nötig war, ist eine andere frage. Die Aufmachung finde ich etwas lieblos - kommt mir so vor, als ob Moloko selbst damit gar nichts zu tun hatten (was wahrscheinlich auch so war...).
Aber die Live-CD lohnt sich, meiner Meinung nach schon