laut.de-Kritik
Seemannsgarn und Klabautergoth mit viel Flüchtlings-Empathie
Review von Ulf KubankeAuf der letzten Platte "Terlingua" boten Mono Inc ein ambivalentes Bild. Das songwriterische Übergangsalbum zeigte ausbaufähige Ansätze, war jedoch weder Fisch noch Fleisch. "Together Till The End" wirft alle Unentschlossenheit über Bord und entscheidet sich für die zünftige Fischplatte. Mit Seemannsgarn und Klabautergoth gelingt den Nordlichtern überzeugender Rock und die bis dato beste Scheibe ihres Katalogs.
So zahlt sich der bandinterne Reifeprozess seit ihrer Amerikareise vor wenigen Jahren hörbar aus. Alles an dieser Platte klingt erheblich besser als früher. Gothic, Hardrock und Folkrock verschmelzen zum ästhetischen Genrecocktail. Die Kompositionen vertrauern weiterhin eingängigen Melodien, pfeifen dabei jedoch endlich auf Restbestände von Kirmesgetüdel und Eindimensionalität. Besonders der Einsatz des Keyboards - von future-poppig bis piano-moll-ig - kommt erfreulich unaufdringlich an und setzt manch essentielle Hook.
Auch das Konzept hält starkem Wellengang stand. Fort von alten Ufern hin zu neuen Küsten mündet die Seereise in einer dramatischen Odyssee, an deren Ende entweder todbringendes Kentern oder rettende Strände einer neuen Welt stehen. "Death is just a heartbeat away!". Kein Schelm, der den doppelten Boden und einen allegorischen Zusammenhang zu Flüchtlingsbooten auf hoher See erkennt. Die Coverversion des Gary Moore-Klassikers "Out In The Fields" unterstreicht das düstere Gemälde.
Ihr maritimer Darkrock funktioniert indes auch ohne Storyline prächtig. Clever eingebaute Gastbeiträge tragen ihren Teil dazu bei. So tauchen Ronan Harris von VNV Nation ("Boatman") oder Tilo Wolff/Joachim Witt ("Children Of The Dark") inmitten der dunklen Wogen auf. Beide Songs schwimmen - neben "There Comes A Time" - als klare Hitnummern durchs Schwarzwasser. Es gibt gleichwohl stärkere Tracks auf dem Album.
Die vielfältigen Gitarrensounds Carl Fornias sind ein weiterer gewichtiger Anker. Geschickt bringt er manch trendy Säge, streut jedoch flächendeckend warme Gitarrenströme der ganz alten Gothschule ein. Das fördert organische Klänge zutage, die fernab jeglicher Klischees segeln. Auf diese Weise können sie die Kids ebenso an den Haken bekommen wie alle Gothosaurier.
Es macht großen Spaß zu hören, wie sehr sich Mono Inc seit Kasperkram wie "Nimmermehr" entwickelt haben. Drei Stücke sollten auch den ärgsten Skeptiker umstimmen: "The Tide" ist eine klassische, souverän dargebotene Seemannsballade, wie man sie von Friesland bis rauf zur grünen Insel seit Äonen spielt. "Forever An A Day" trägt hernach "for the bitter end to come" eimerweise hymnischen Kajal auf. Man mag womöglich untergehen, doch wird man dies nicht ohne Makeup tun!
Mein persönlicher Favorit ist das intensive "Across The Waves". Eingeleitet von Katha Mias archaischen Drums singt Martin Engler allen von Menschheit und den Göttern Verlassenen eine Ode. Es ist sein empathischer Kniefall vor den Verlorenen, die nichts weiter wollen als in Würde zu leben. Manche zerschellen auf dem Wege. Andere landen in nur einer weiteren von Menschen erbauten Hölle. Auf knapp drei Minuten bringt die intensive Melodie alles auf den Punkt. "Hello, hello is there someone there who cares for godforsaken souls and godforsaken men?"
10 Kommentare mit 9 Antworten
Ist ein richtig gutes Album geworden. Gefällt mir gut.
schreiben nach den haag ist raus.
Hatte erst Meno Inc. gelesen und dachte schon, es hätte endlich ein Ende.
Puh.....das geht zu weit. Da kann ich auch Helene Fischer hören.
Lindemanns Schminke hat sich auch schonmal besser verkauft und an den Anwalt gerichtet, es wird Zeit den Kajalstift für die nächsten Rezisionen besser an zu spitzen. Einfach nur dick auftragen ist doch hässlich und das bei mir bei nur 80 fast die Ohren abfaulen, will doch keiner. Immerhin an den Kopfhörer liegt es nicht: http://ancientcave.blogspot.de/2016/10/ohr…
Um es mal mit Lagerfeld zu sagen: wer so etwas hört, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Schlagermusik a la Unheilig auf Englisch? WTF? Oder meinetwegen: Schunkelshanties für Grenzdebile...