laut.de-Kritik

Den Blunt erfindet Wyndorf nicht neu, will er ja gar nicht.

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Dave Wyndorf, 2018: "Das erste, was ihr über 'Mindfucker' wissen wollt: Warum dieser bescheuerte Titel? Ich muss doch einmal in meinem Leben eine Platte 'Mindfucker' nennen! Sonst würde ich meine Verantwortung als Rocker verraten! Außerdem macht es Spaß, das Wort zu sagen – rollt super über die Zunge." Man muss den Mann einfach liebhaben.

Auch mit den beiden Zwischenschüben "Milking The Stars" und "Cobras And Fire" hielten Monster Magnet gut bei Laune. Trotzdem wurde es langsam Zeit für den Nachfolger des letzten richtigen Studioalbums "Last Patrol". Wer ob des Titels einen verschwurbelten Ausflug in die Space-Ecke der Herren erwartet, ist vielleicht zunächst etwas enttäuscht, setzen sie doch in erster Linie auf geradlinige Rocker. Deren Charme als Fan nicht zu erliegen, ist auf Dauer aber quasi unmöglich.

Wyndorf bestätigt sich einmal mehr als Meister der simplen, aber effektiven Riffs. "Want Some" spielt dir jeder Amateur-Gitarrist binnen Sekunden nach, doch Daves straight von der Sonnenbank geschossenes Vocal-Knarzen, die Cowbell und ein herrlichen Solo als Flammentattoo auf der musikalischen Harley verwandeln den Track zum Live-Hit.

Auch Monster Magnet waren in der Vergangenheit nicht vor dem beliebten (und oft gerechtfertigten) Stoner-Vorwurf gefeit, jeder Song klänge gleich. Auf "Mindfucker" präsentieren sie zehn Songs, die zwar unverkennbar nach Band-Eigentum klingen, aber auch alle ihre ureigenen Merkmale tragen. Abwechslung gibts genug. "When The Hammer Comes Down" pflügt seinem Namen entsprechend als tonnenschwere Walze durch die Boxen. "Mindfucker" besticht mit einem supereingängigen Refrain und das typische Lederjacken-Feeling der Space Lords. Wyndorf schwingt die Kiss-Keule. In "Drowning" schaltet er kurz auf Balladen-Modus, beim Hawkwind-Cover "Ejection" spielt er sich in einen ansteckenden Upbeat-Rausch, während seine Lead-Gitarristen Effektpedale missbrauchen.

Arg verwunderlich wäre, sollte "I'm God" vor Publikum nicht zur Gangshout-Hymne mutieren. Vieles, wofür Monster Magnet stehen, fasst dieser Track zusammen: Psychedelische Anklänge, rasanter Feel-Good-Stoner, schwitzige Ausbrüche am Mikro und einen Lyric-Auftakt für die Genre-Annalen: "Wake up kids, you were smokin' in bed / You set the house on fire again." Den Blunt erfindet Wyndorf nicht neu, will er ja gar nicht. Gott kam schließlich auch nicht nach 20 Jahren nochmal ins Paradies, um eine neue Eva zu formen.

Trackliste

  1. 1. Rocket Freak
  2. 2. Soul
  3. 3. Mindfucker
  4. 4. I'm God
  5. 5. Drowning
  6. 6. Ejection
  7. 7. Want Some
  8. 8. Brainwashed
  9. 9. All Day Midnight
  10. 10. When The Hammer Comes Down

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