laut.de-Kritik
Sex, Fäkalien und ein "Atomfreies Kraftwerk".
Review von Mara WeckerDa sich hinter den Monsters Of Liedermaching sechs autonome Songschreiber und Musiker verbergen, dich sich aus einer Laune heraus zu dieser Band zusammenfanden und auch weiterhin andere Projekte verfolgen, zeichnet sich das Repertoire durch einen fehlenden roten Faden aus: Rüdi, Burger, Pensen, Lebörnski, Fred und Totte spielen also jeweils eigene Songs, die anderen machen den Backgroundchor. "Haie Im Flipperpelz" ist (wie alle Platten der Monsters) ein Live-Album und funktioniert demnach genauso.
Bekannt für ihre skurrilen deutschsprachigen Texte, bewegen sich die Monsters Of Liedermaching irgendwo zwischen Comedy, Romantik und Sozialkritik. Es gibt wahrhaftig keine Tabus in der Themenwahl, was positive wie negative Ergebnisse zu Tage bringt.
So verlangt "Superkackwurst" dem Hörer große lyrische Toleranz ab: "Ich möcht' so gern 'ne Kackwurst sein/Voll die heiße Scheiße/Mach ich mich auf die Reise", beginnt die Erzählung über einen Superhelden aus Kot. Auch in "Heidi und Seal", eine zugegebenermaßen berechtige Beschwerde über das mediengeile Starpärchen, ist den Monsters kein Reim zu beknackt: "Heidi liebt Seal/Und Seal liebt Heidi/Er penetriert so gern ihre Scheidi/Und weil Heidi immer das so gut gefällt/Penetrieren sie damit jetzt die ganze Welt".
Das Publikum grölt begeistert mit. Zum Glück drehen sich nicht alle Texte um Fäkalien und Sex. Ob die Verwandlung der Freundin in einen Vampir (Achtung, Wortspiel: "La Femme Pia"), romantische Liebe zur Musik ("Musikküssen"), eine Hommage an den Außenseiter "Kleiner Zeh" oder Snoop Dogg als Nachbar ("Schöner Wohnen") - wer einen Faible für Absurditäten hat, ist hier genau richtig.
Als politisches und "prophetisches Lied" wird "Atomfreies Kraftwerk" angekündigt. Wie prophetisch es zum Zeitpunkt dieser Kritik wirkt, werden die Monsters nicht geahnt haben: "Atomfreies Kraftwerk/Legt die ander'n still/Atomfreies Kraftwerk/Basiert auf Dill". Begleitet wird der Sänger hier nicht nur von der akustischen Gitarre, Standardinstrument der Gruppe, sondern auch einer Blockflöte.
Sympathisch zeigen die Musiker sich vor allem in den Ansagen, die des Live-Gefühls wegen mit auf der CD landeten. So kann man "Haie Im Flipperpelz" schlussendlich zwar nicht der breiten Masse empfehlen, wohl aber Fans und Liebhabern selbstironischer Musikunterhaltung, die sich auch von Schrammelgitarren auf Albumlänge nicht abschrecken lassen.
3 Kommentare
"Ich möcht' so gern 'ne Kackwurst sein/Voll die heiße Scheiße/Mach ich mich auf die Reise"
wtf???
live machen die richtig laune! "ich trink dich schön"
Live seh' ich die wirklich gerne, aber die CDs nehmen leider qualitativ immer weiter ab - irgendwie fehlt mir bei den Sachen mittlerweile die richtige Mischung aus "richtig gut" und "nicht ganz so prickelnd", unter anderem auch, weil es anscheinend keine Überschneidungen zu früheren Veröffentlichungen geben soll. Aber live - jederzeit wieder!
Gruß
Skywise