laut.de-Kritik
Melancholischer Aderlass zwischen Detroit und NYC-Disco.
Review von Daniel StraubManche Produzenten haben ein goldenes Händchen. Wenn sie Knöpfchen drehen, groovt es. Morgan Geist verfügt über diese besondere Gabe. Seit Mitte der 90er hat sich der Eastcoast-Musiker als erstklassiger House-Produzent mit Spezialgebiet Disco etabliert. Ob solo unterwegs oder als eine Hälfte des Duos Metro Area, ist dabei völlig gleichgültig.
"Double Night Time" ist sein zweites Album und stellt einmal mehr seine Meisterschaft als Musiker und Produzent unter Beweis. Vocals auf beinahe allen Tracks machen die künstlerische Weiterentwicklung von Geist im Vergleich zu den Metro Area-Releases deutlich. Außerdem präsentieren sich Rhythmik, Groove und Melodien so ausgefeilt wie noch nie.
"Detroit" schlägt direkt zum Einsteig ordentlich auf die Pauke: eine gleichermaßen feinfühlige wie intelligente Hommage an die prägenden House- und Techno-Tracks, die ebendort produziert wurden. Und als sei der auf dem Longplayer veröffentlichte Track noch nicht genug, gibt es auf der Maxi-Auskopplung zwei Remixe von Carl Craig als Dreingabe. Ein Pflicht-Release, das man schon jetzt in der Klassiker-Ecke einsortieren kann.
Der Opener bleibt jedoch glücklicherweise nicht das einzige Highlight. Beinahe jedesmal, wenn Junior Boys-Sänger Jeremy Greenspan oder Kelley Polar ihre Stimmen erheben, gewinnt das Album derart an Tiefe und Eindringlichkeit, dass man sich einer umwerfenden Schönheit nicht entziehen kann. Zwei Ausnahmevokalisten und ein Ausnahmeproduzent kommen hier zusammen.
Trotz der clubbigen Vorgeschichte aller drei Beteiligten folgt der Großteil der Tracks einem verschlungeneren Flow. Der sorgt ganz entscheidend für eine extrem hohe Halbwertszeit. Jetzt wäre es nur noch wünschenswert, dass es den New Yorker demnächst auch in unsere Breitengrade führt. Ob als DJ oder Live-Act? Eigentlich egal.
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