laut.de-Kritik
Vintage-Hardrock für den Moshpit.
Review von Eberhard DoblerWas die Psychrocker von Mother's Cake da wieder am Instrument, an Abwechslung und Wendungen im Arrangement auf die Bretter bringen, ist schon klasse. Dabei klingen die Jams der drei Österreicher nicht mal verkopft. Fest steht trotzdem: Dieser funky moderne Vintage-Hardrock dürfte heutzutage eher selten die Smartphone-Speaker der Jugend am Badestrand erobern. Eindimensionale Häppchen für nebenbei serviert das Trio nun mal nicht.
"Prog, psychedelischer Funk, die urbrünstigen 70er, harte Grooves wie RATM, Bühnenviecher wie Mother Tongue", schrieb Kollege Gasteiger vor Jahren übers Debüt. Dieses Urteil gilt auch 2020, wie der schnelle Opener demonstriert: "Toxic Brother" bollert im tighten Zusammenspiel von Drums, Bass und Guitars gehörig los - der Moshpit für die im kommenden Jahr hoffentlich stattfindende Tour ist bereitet. "I'm Your President" liefert kurze Zeit später härtesten Funkrock.
Ein Big Riff im schweren Midtempo à la Audioslave trägt "The Beetle". "The Operator" verbindet ein solches ohne Brüche mit tanzbarem, synkopiertem Strophengroove sowie ambient elektronischem Outro. Besagtes Outro wächst direkt zu "Cybernova" an: Eine starke, meditativ angelegte Nummer, die klingt, als säße man im Planetarium und schaue einer Raumsonde dabei zu, wie sie im All verschwindet. Und wie es sich für jede live gestählte Band gehört, fehlt auch die Feuerzeug-Ballade nicht: "Love Your Smell".
Der Psychrock von "Crystals In The Sky" geht Mother's Cake zu Beginn des Songs wiederum so von der Hand, als hätten RATM gerade ihr letztes Studioalbum "Renegades" eingespielt - nur um nach der Hälfte in eine Art The Doors-Atmosphäre zu wechseln. Ein ähnlicher Schwenk prägt "Hit On Your Girl", das erst die Tür zur 70er-Disko aufstößt, nach der Hälfte in Flanger-Rock kippt und dazu noch ein Lounge-Ende nachschiebt.
Und da - war das eben nicht kurz ein Anflug von Pink Floyd? Freddie Mercury? Oder gar Nirvana? Allen Referenzen zum Trotz haben sich die Österreicher über die Jahre mit beeindruckender Furchtlosigkeit eine Nische erspielt, die "Cyberfunk!" mühelos verteidigt. Für die Zukunft könnte es sich lohnen, die Pfade von "Cybernova" und "Hit On Your Girl" weiterzuverfolgen.
9 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Wie geil ist denn bitte "The Operator"?
Ouh, die hab ich 2014 mal als Vorband von Anathema gesehen und die waren wohl echt gut.. Hatte ich gar nicht mehr aufm Schirm, werd ich mal reinhören
warum nur 3 Sterne, passt nicht zur Review und auch nicht zu meiner Meinung und auch nicht zu der der Vorredner scheinbar. Die Platte gibt mir mal wieder Hoffnung das Rock noch nicht ganz tot ist.
hab die von nem Kumpel ans herz gelegt bekommen und war total geflasht. Speziell der Übergang von Cybernova zu Hit on your girl ist der absolute hammer. Springen, tanzen, saufen dazu und der Tag ist geritzt. Daumen hoch dafür mit 4/5 Sternen.
ich merke mal an, das Mother´s Cake kein Trio ist, sondern 4 Bandmitglieder hat.