laut.de-Kritik
Von Motörkraut und Psychohippies.
Review von Dominik KrausAn die 20 Jahre sind sie bereits unterwegs, unsere Lieblingspsychos aus dem hohen Norden. Und obwohl man erst vor kurzem das Bandjubiläum mit "Child Of The Future" gefeiert hatte, stehen Motorpsycho schon wieder mit ihrem 15. Longplayer parat. "Heavy Metal Fruit" heißt das leicht verschrobene Machwerk, das für eine Spielzeit von 62:08 Minuten lediglich 6 Stücke benötigt.
Da man so schön viel Zeit hat, passiert beim Opener "Starhammer" erst mal gar nix - nach 1:16 Minuten macht sich dann ein tiefes Bassgrollen bemerkbar, das unvermittelt in ein Bombast-Rockstück à la die frühen Faith No More oder späten Hawkwind übergeht. Fette Keybordlinien schweben schwülstig über satt verzerrten Gitarren. Darüber nölt Bent Sæther, dass es eine wahre Freude ist.
Bis die - bei derlei Songlängen geradezu unvermeidlichen - Jam-Passagen ums Eck kommen. Das funktioniert live prima und tut es auch auf Platte, vorausgesetzt, man hats drauf. Und das ist bei den dreien von der Jamstelle der Fall - etwa wenn das pumpende Rockgewitter von "X-3 (Knuckleheads In Space) / The Getaway Special" plötzlich abbricht und mit psychedelischem Bassgroove und Trompete überrascht.
Es folgen eine 70er-Rock-Midtempo-Nummer, die auf halbem Wege aber mal so richtig ausflippt sowie eine vom Piano getragene Fistelballade in, man höre und staune, völlig gewöhnlicher Songlänge von 3:39. Beides ist irgendwie nicht so richtig spannend, passt aber gut in den verschwurbelten Album-Kontext. "Close Your Eyes" gibt dann noch mal Zeit zum Durchschnaufen, bevors richtig dicke krautig wird.
"W.B.A.T." startet megaverspult und piept und zischt sich über einen schier endlosen Trommelwirbel, bevor es in bester Black Sabbath-Manier ums Eck kommt - ein formidabler Hardrockgroove zementiert sich in den Stirnlappen. Sogar der Gesang klingt ein bisschen nach Ozzy. Dass die Nummer zwischendurch wieder in eine andere Richtung morpht und plötzlich mit Softspacerock aufwartet, verwundert kaum mehr.
Zum Schluss kredenzen die norwegischen Alternativedruiden das vier Kapitel starke "Gullible's Travails" und nehmen uns mit auf ihre Trips durch Liliput, Alpha Centauri und wer weiß wo sonst noch hin - Reiszeit: 20:42 Minuten.
Und so fühlt man sich nach dem Genuss der Heavy Frucht doch ein wenig gerädert: ein Ausflug ins Abenteuerland kann eben auch anstrengend sein. Ob das nun jedem Alternative-Pauschaltouristen taugt, mag dahingestellt sein. Interessant wars allemal, manchmal sogar richtig gut.
Noch keine Kommentare