laut.de-Kritik
Unbeirrt, unbeeinflusst und frei von auferlegten Zwängen.
Review von Kai ButterweckNirvana, Pearl Jam, Soundgarden, Alice In Chains: wenn sich heutzutage Neunmalkluge über die vermeintlichen Gründungsmitglieder der Grunge-Liga austauschen, fallen nur selten andere Bandnamen. Für Mudhoney-Mastermind Mark Arm stellt die öffentliche Nichtberücksichtigung des eigenen Schaffens schon lange kein Problem mehr dar: "Das hat mich noch nie interessiert. Ich weiß, wer wir sind und woher wir kommen", winkt der Sänger lapidar ab.
Dabei würden all die eingangs erwähnten musikalischen Aushängeschilder heute wohl in keinem Historienwerk auftauchen, wenn es Mudhoney nicht geben würde. Mittlerweile blicken die drei Seattle-Veteranen auf eine 25-jährige Karriere zurück. Pünktlich zum Bandjubiläum klopfen sich die drei Verantwortlichen dieser Tage auf die eigenen Schultern und beschenken sich mit ihrem ersten Studioschaffen seit fünf Jahren vorab schon einmal selbst.
Fernab vom schnelllebigen Hin-und-Her-Gehype der Neuzeit, verlassen sich die drei Sub Pop-Pioniere dabei auf Altbewährtes und zwängen sich abermals in die alten Grunge-Noise-Stiefel, mit denen man schon vor über zwei Jahrzehnten durch die 'Smaragdstadt' im Nordwesten der Vereinigten Staaten schlurfte.
Reichlich fuzzige Gitarren quälen sich aus den Amps, während Arms nörgelndes Organ wieder einmal über besserwissende Querulanten herzieht ("What To Do With The Neutral", "Chardonnay"). Mit giftigem Humor verteilt der Frontmann reihenweise Seitenhiebe. Diese werden musikalisch eingebettet in allerlei Roots-Sounds à la The Stooges ("I Like It Small", "Chardonnay") und Black Sabbath ("The Final Course", "In This Rubber Tomb").
Immer wieder sorgen noisige Gitarren-Jams für den bandtypischen charmanten Klang-Kauderwelsch, den das Trio nun schon seit 25 Jahren hegt und pflegt. Überraschungen? Fehlanzeige. Warum auch? Mit angepassten Eingängigkeits-Experimenten würden die Ikonen heutzutage wohl nur müdes Gelächter ernten – von der wohl in Tränen ausbrechenden treuen Gefolgschaft, die sich seit Jahrzehnten am unkonventionellen Anti-Treiben der Band erfreut, mal ganz abgesehen. Und so ziehen Mudhoney weiter ihre Kreise. Unbeirrt, unbeeinflusst und frei von auferlegten Zwängen. So altert man in Würde.
1 Kommentar
Erst kam Mudhoney, dann "Bleach".