laut.de-Kritik

Überzeugende Leistung auf dem Platz.

Review von

Das Wankdorf-Stadion erstrahlt im neuen Glanz, hinter dem Schiedsrichter laufen ein: "Das Wunder von Bern" und "Von Wegen". Das fünfte Album von Muff Potter und manifestierter Teamgeist als Herausforderer gegen die Übermannschaft.

Der Schiedsrichter pfeift, das Spiel geht los, und gleich grätscht die Band aus Münster mit "Allesnurgeklaut" Fritz Walter ab. Die Singlevorlage, gleich zu Beginn. Ein erster Warnschuss um zu unterstreichen, dass es hier kein Geschenke gibt. "Wir können auch ohne Spaß Alkohol haben", Helmut Rahn stutzt kurz. Die Ansage ist gemacht. Was folgt ist ein offener Schlagabtausch. Die Wunder von Bern-Angriffe prallen jedoch gegen die "Wecker? Tickt"-Abwehrmauer, werden mit einem "Was früher alles war, ist heute nur noch blablabla" abgetan. Muff Potter sind definitiv frischer aus der Kabine gekommen als die Gegner. Kein Wunder, "Von Wegen" wurde in sechs Monaten eingespielt. Ein recht kurzes Trainingslager im Vergleich zu den anderen.

"Alles Was Ich Brauch" ist ein schöner Refrain-Angriff für die Lehrbücher, wenn man mal von der "Und dieser Jubel geht aufs Haus"-Schwalbe zum Abschluss absieht. Die mitgebrachten Fans stimmen mit ein. Auch wenn sie zahlenmäßig unterlegen sind, hört man sie gerade in einem solchen Song doch deutlich.

Nach der zurecht sanktionierten Schwalbe kann sich Das Wunder von Bern mit dem Freistoß nicht befreien. "Punkt 9" schließt eiskalt ab. "Die neue deutsche Zeitrechnung beginnt 1954 in Bern", der Ball schlägt ein ins gemütlich neue Nationalismusnetz. Jubel unter den Fans brandet auf, jedoch melden sich die gegnerischen Deutschlandfans zu Wort. Wütende Proteste. Doch Muff Potter führen 1:0.

Danach offenbart das "Von Wegen"-Spiel allerdings ein paar Gefühlsschwächen. "Antifamilia" erweckt den Eindruck, als könnten Muff Potter der Führung nichts abgewinnen. "Von Wegen (Aus Gründen)" zeigt die Band von ihrer verletzlichen Seite. Nagel singt nicht, er spricht meistens. Doch bei aller Verzweiflung zeigt sich ein Kämpferherz, das zu Zorn fähig ist. Scheinbar funktioniert aber das Konzept des Rückzugs in die eigene Hälfte nicht. Das Wunder von Bern lässt keine Konter zu.

Nagel, Dennis, Shredder und Brami finden zwar wieder ins Spiel zurück, können bei "Feuerficker" aber die ersten ernstzunehmenden Angriffe der Gegner nicht verhindern. Ein Tor fällt jedoch trotz Irritationen im Musikstrafraum nicht. "22 Gleise Später" verlagert das Spiel ins Mittelfeld. Es deutet sich aber an, dass Muff Potter konditionell noch nachlegen können. Mit "Bring Dich Doch Selbst Nach Haus" erteilen sie denen eine Abfuhr, die schon von einem Unentschieden sprachen. Zu einer guten Freistoßgelegenheit bei "Born Blöd" wechselt "Von Wegen" kurzfristig TC Boyle ein. Trotz ordentlich Gitarre und Tempo wird der Schuss aber von Teufelskerl Toni Turek um den Pfosten gelenkt.

Mit dem letzten Ton von "Den Haag" und nach knapp 43 Minuten pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab. Die Spieler hinterlassen ohne Blessuren das Schlachtfeld Liebe. Muff Potter haben mit einer ansprechenden Leistung und einem verdienten Sieg Eindruck gemacht.

Trackliste

  1. 1. Allesnurgeklaut
  2. 2. Wecker? Tickt.
  3. 3. Alles Was Ich Brauch
  4. 4. Punkt 9
  5. 5. Antifamilia
  6. 6. Von Wegen (aus Gründen)
  7. 7. Wenn Dann Das Hier
  8. 8. Feuerficker
  9. 9. 22 Gleise Später
  10. 10. Bring Dich Doch Selbst Nach Haus
  11. 11. Born Blöd
  12. 12. Den Haag

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