laut.de-Kritik
In Louisville lässt man sich mal wieder nicht festnageln.
Review von Kai ButterweckAuch mit ihrem mittlerweile siebten Studioalbum "The Waterfall" lassen sich My Morning Jacket nicht festnageln. Abermals wirft die Band aus Louisville, Kentucky, so ziemlich alles in einen Topf, das das Gütesiegel 'handgemacht' trägt. Dabei lassen Jim James und Co. lediglich die harten Bandagen außen vor. Soll heißen: Bis auf krachend Verzerrtes ist mal wieder so ziemlich alles erlaubt.
Angefangen von sphärisch Eingängigem ("Believe (Nobody Knows)", "Big Decisions") über verträumten Zupf-Folk der klassischen Sorte ("Like A River", "Get The Point") bis hin zu psychedelisch angerührtem Pop-Rock ("Compound Fracture"), schicken My Morning Jacket mal wieder so ziemlich alles ins Rennen, was die Band in den vergangenen 17 Jahren groß gemacht hat. Aufgepeppt mit pointierten Uhuhuh-Chören, dem einen oder anderen Pedal-Steel-Einwurf, und einem hippiesken Soundschleier, der das komplette Werk einhüllt, pendeln die insgesamt zehn Tracks des Albums genüsslich zwischen Vergangenheit und Neuzeit hin und her.
Neben reihenweise soliden, wenn auch nicht bahnbrechenden Folk- und Indie-Pop-Songs, stechen am Ende vor allem die beiden leicht verkopften Perlen "In Its Infancy (The Waterfall)" und das abschließende "Tropics (Erase Traces)" heraus; zwei Songs, die auf beeindruckende Art und Weise belegen, mit welch ausgefeiltem Dynamikverständnis die Mannen um Bandleader Jim James zu Werke gehen können.
My Morning Jacket begnügen sich aber längst nicht mehr nur mit Folk und Indie-Anleihen. So überzeugt "The Waterfall" auch aufgrund eines durchweg roten Country-Fadens. Dieser wird aber nicht klassisch gespannt. Es wird weder galoppiert, noch allzu Süßholz raspelnd am Lagerfeuer geschunkelt. Vielmehr legt die Band Wert auf Stimmungen und Atmosphären. Diese atmen bisweilen mehr Landluft ein als so manch klassische Saloon-Produktion der Konkurrenz.
Wer also das große Ganze bevorzugt, sich inmitten diverser organischer Soundlandschaften spazierend am wohlsten fühlt und seine Ohren ungern nur in eine Richtung lenkt, der wird mit "The Waterfall" voll auf seine Kosten kommen. Well done, die Herren.
1 Kommentar
"At Dawn" und "It Still Moves" gehören zu meinen Lieblingsalben. Das erste, "The Tennessee Fire" ist sehr gut. "Z" und das darauffolgende Live-Album "Okonokos" fand ich auch noch hervorragend. Die beiden Alben danach "Evil Urges" und "Circuital" hatten zwar einzelne gute Songs, ich fand sie aber etwas durchwachsen.
"The Waterfall" hat jedenfalls eine schöne Grundstimmung. Der Funke wollte aber bei zweimaligem Hören noch nicht so richtig überspringen. Kann aber noch werden. "Big Decisions", "Spring" und "Tropics" sind meine Anspieltipps.
Nichtsdestotrotz würde ich mir jedenfalls einen Live-Termin in Österreich wünschen.
PS: Die beiden letzten Songs wurden hier übrigens vertauscht.