laut.de-Kritik

Noise-Lawine aus Angst, Taumel und Betäubung.

Review von

Aidan Bakers Ambient/Drone-Doom-Orgien werden von Jahr zu Jahr epischer. Denn statt nach neuen Ufern zu streben, zielen der Kanadier und Bassistin Leah Buckareff auf die Entfernung aller Haltpunkte. Auf einen Sound, der nicht mehr nach Genres oder zwischen Geräusch und Songelement unterscheidet. Drei Packeis-Riesen zwischen 23 und 29 Minuten bilden nach "Truth Becomes Death" und "Touched" das bislang konsequenteste Werk.

Ähnlich Sunn O))) oder dem Justin K. Broadrickschen Opus erklären Nadja der Fassbarkeit den Krieg. Das Moment des Aufschubs wird zum kontinuierlichen Verzögerungsmarathon. Peu à peu lösen sich Raum- und Zeit-Systeme in Nichts auf, und auch im finalen Kontrollverlust offeriert Baker keine Erleichterung, sondern zusätzliche Beklemmung.

In atemraubender Langsamkeit schnürt er eine Noise-Lawine aus Angst, Taumel und Betäubung, Vernichtungserwartung und -vollzug. Schlagzeug peitscht gegen schwarze Klippen, die Gitarre stürzt spiralförmig in Untiefen, Egos zerblättern in flirrende Blicke, nur noch Schwindel und Weißes Rauschen. Instrumente werden Silhouetten im Vorhang aus vibrierenden Ätherwellen.

Dieser Art Musik haftet etwas Schizophrenes an, weil sie das Zeitempfinden in Frage stellt. Sie hebt in die Unendlichkeit und lässt auf unsere winzigen Sekunden, Minuten, Stunden herabblicken, um dann zum Vis-à-Vis mit den Fluten des Gezeitenprinzips zu laden.

Im Angesicht tinnitöser Auflösung bleibt das Erstarren in ohnmächtiger Ehrfurcht. Jenseits von Körperlichkeit liegen Abgrund und Ewigkeit im Herzen des Sturms. Doch fern am Horizont zeugt schon der nächste Orkan vom Kontinuum aus Entstehen und Vergehen. Drowning in an ocean of absolute beauty and horror.

Trackliste

  1. 1. Now I Am Become Death The Destroyer Of Worlds
  2. 2. I Have Tasted The Fire Inside Your Mouth
  3. 3. Radiance Of Shadows

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17 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Finde das Album auch nicht soo überwältigend, 4 von 5 Punkten hätten es auch getan, aber die Rezension gefällt mir ziemlich gut. Endlich liegt der Fokus wieder auf der Musik und nicht auf irgendwelchen irrelevanten Mythen, die nichts über die Qualität der Scheibe aussagen (siehe The Bedlam In Goliath).

  • Vor 16 Jahren

    Herrliche Rezension voll geil zu lesen musste iwie lachen.
    Und die Mucke ist mir iwie son bisschen zuuu schräg und lärmig.

  • Vor 16 Jahren

    naaajaaa. :rolleyes:

    Wer sich 25 Minuten + Zeit nimmt, wird auch belohnt. Irgendwie keine Musik zum Reinschnuppern, sehr sphärisch, lärmig, erinnert mich ein bisschen an das Chapterhouse-Remix-Album, wo auf CD2 Blood Music-Stücke angedroned wurden... --> Pentamerous Metamorphosis, so hieß das...