laut.de-Kritik
Bei solchen Höllen-Riffs muss sogar der Deibel den Tanzhuf schwingen.
Review von Michael EdeleIch glaub's ja selber kaum, aber ich werd wohl echt noch zum Black Metal-Fan. Dass ich mich mit Dimmu Borgir und Cradle Of Filth so langsam, aber sicher anfreunde, kann man ja noch auf einen gewissen Mainstream-Einfluss jener Bands zurück führen. Im Falle von Naglfar ist damit aber nichts zu wollen.
Was an "Sheol" wohl am meisten beeindruckt, ist die rohe Gewalt und die Kompromisslosigkeit, mit der die fünf Schweden sich durch neun Songs und 45 Minuten holzen. Die Gitarren sind einfach nur brachial und die Keyboards laufen nie Gefahr, irgendwelche schwülstig kitschigen Stimmungen zu erzeugen, sondern runden das Ganze nur ab.
Des Weiteren gefällt mir sehr gut, dass Sänger Jens Rydén nicht so nervig kreischt und keift wie einige seiner Kollegen, sondern seine Stimme dem Aggressionspotential des Albums anpasst. Anstatt wie ne Teppichratte auf Helium zu kreischen, schreit der Kerl seinen Hass mit einer Vehemenz heraus, die der Musik das i-Tüpfelchen aufsetzt.
Trotz allem kommen die Melodien auf "Sheol" (übrigens das hebräische Wort für Hölle) nie zu kurz. Schließlich will ja auch der Deibel mal seinen Tanzhuf schwingen und das Geweih schütteln, was sich zu der Scheibe formidabel machen lässt. Dass die fünf Schweden natürlich einen Logenplatz in jedem Kochtopf da unten haben, ist eh klar.
Die fetten, aber immer glasklaren Riffs und Melodien, die Andreas Nilson und Marcus V. Norman ihren Äxten entlocken, sind wirklich beeindruckend und könnten durchaus dafür sorgen, dass in der Hölle die Feuer nicht nur ausgehen, sondern die ganze Hütte mal kurz zufriert.
Wer eine ordentliche Portion Wut und Aggression im Hasenfick-Tempo haben will, findet hier den Soundtrack zum Höllen-Trip.
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