laut.de-Kritik
Die Nostalgie ist überwunden.
Review von Yannik GölzDie Karriere von Nas besteht nun seit "Illmatic" aus einem eisernen Zirkel: Er macht ein legendäres Album, lässt darauf eine Gurke folgen. Jedesmal bleibt offen, ob und inwiefern er wirklich je wieder ein gutes Album veröffentlichen kann, so dass ein stabiles Release ein paar Jahre später alle Gunst zurückbringt. So geht das jetzt seit Jahrzehnten. Die aktuelle Inkarnation: Das Kanye-produzierte "Nasir" war unfokussiert und unwesentlich, genau wie das solide, aber etwas verloren in der Rap-Landschaft stehende "King's Disease". Man fragt sich zurecht: Wie sieht in dieser Ära überhaupt ein gutes Nas-Album aus? Brauchen wir neue Nas-Alben? Aber siehe da – ein Jahr später kommt das Follow-Up und alle Fragen lösen sich in Wohlgefallen auf.
"King's Disease 2" ist wohl der perfekte Blueprint dessen, was Nas heutzutage zur Szene beitragen kann. Zum einen zeigt es ihn so unverkrampft wie lange nicht mehr. Wie selbstverständlich glänzt er in seiner Rolle des Elder Stateman im Hip Hop und hat Raum, sein Storytelling aus dem Nähkästchen hat Aura und Atmosphäre. Zum anderen findet er die absolute Chemie mit Hit-Boy, der ihm einen opulenten Vibe kredenzt, der endlich nicht mehr zu abhängig von Referenz und Nostalgie ist.
Vielleicht ist Hit-Boy wirklich der Hauptgrund, warum dieses Album sich so viel frischer als viele andere Nas-Alben anfühlt. Er löst nämlich nach der Versuchsphase des ersten Projektes so viele Probleme mit einem Streich. Es landet nahe genug an den BoomBap-Rhythmen der 90er, um die stärksten Phasen von Nas zu emulieren und auf Songs wie "Store Run" oder "40 Side" grimmige New York-Banger abzuliefern. Aber es sind keine Preemo-Gedenkbeats.
Den Sounds hängt etwas Moderneres an, oft pendeln die teuren Klangideen zwischen "Watch The Throne" und modernem Rick Ross, zwar nicht mit der innovativen Durchschlagskraft von Ersterem, aber doch mit einer klaren Ambition im Songwriting: Dieses Album wechselt die Produktion sicher alle dreißig Sekunden ab, wenig Songs belassen es bei einem klassischen Verse-Hook-Schema, oft bekommen wir lebhafte Abwechslung. Das wiederum hilft sehr, um Nas ein bisschen aus der Bequemlichkeit zu schütteln, der stimmlich in den letzten Platten doch hier und da mal an der Monotonie streifte.
Aber dass Nas nicht selbst einen großen Teil der Leistung stemmen würde, wäre auch gelogen. Es gibt sie, die Momente, in denen er zur Bestform anläuft. "Death Row East" ist eine ganz klare Sternstunde, in der er seine Erinnerung über die Fehde zwischen West und Ost schweifen lässt, seine Eindrücke und Schlichtungsversuche nachzeichnet und dabei eine Autorität und eine Erfahrung ausstrahlt, dass man nur staunen kann. "EPMD 2" und "Nobody" bringen mit einem wechselhaften Eminem, einem nostalgischen EPMD-Auftritt und einer großartigen Lauryn Hill aufregende Features an den Start, die aber trotzdem in guter, sportlicher Chemie zum Protagonisten stehen und mit denen Nas charismatisch Schritt hält.
Natürlich gibt es trotzdem ein paar Durchhänger: "No Phony Love" klingt ein bisschen zu oberlehrerhaft für einen Lovesong mit euphorischem Gospel-Chorus. Ein Song für das Schlafzimmer sollte sich stimmlich nicht auch als Religionsunterricht benutzen lassen. Vielleicht war er noch zu sehr im Modus von "My Bible", auf dem er am ehesten wieder in die esoterischen Gefilde abschweift und Themen adressiert, denen er nicht viel Substanz abringen kann. "Brunch On Sunday" gerät auf eine ähnliche Weise ein bisschen steif, wenn er den Chorus mit der absoluten Social Media-Dad-Line "That's brunch on Sundays / Postin' pictures on the 'Gram hashtaggin', 'Sunday fun day'" abschließt. Aber das sind Kleinigkeiten, an denen noch die Spuren der Fehler älterer Projekte haften und die an keiner Stelle drohen, dieses neue Album zu dominieren.
Eigentlich verriet es schon das Intro "The Pressure": "I ain’t made it 'til we all can say that we made it / Been down with the hustle so long, feel like we’re related". Die Rolle der alteingesessenen Legende hat sich nie so intuitiv, leicht und enthusiastisch an Nas angefühlt. Sein zweiter kompletter Anlauf mit Hit-Boy gibt ihm eine Frische und eine Treffsicherheit, die weder "Nasir" noch der Vorgänger so erreichten, vielleicht, weil es endlich nicht mehr ein Nas ist, der einfach rappt, weil er Angst hat, seinen Status zu verlieren. Hier rappt Nas, weil das Rappen ihm im But liegt. Weg ist das Verbitterte und Verbissene, das sich vor dem eigenen Status Fürchtende. Auf "King's Disease 2" findet er endlich Komfort in seiner Gegenwart, stimmlich, atmosphärisch und klanglich.
10 Kommentare mit 65 Antworten
It Was Written ist ein legendäres Album
True. Liegt bei mir auf jeden gleichauf mit Illmatic.
Jap, könnte mich da auch nicht für eines entscheiden.
Irgendwie bin ich bei mehreren Versuchen nie mit It Was Written warm geworden. Street Dreams gleich am Anfang ist mir zu corny und bei vielen anderen Tracks gehen mir die Beats überhaupt nicht rein. Da steht Illmatic bei mir drei Stufen drüber.
Signed @hrvorragend, auch mit genau dieser Begründung. Klar paar geile Tracks dabei, aber SD ist echt ein übler Liebestöter. Mein persönlicher Lieblingspart (AZ auf AA) dazu nicht vom Main artist. Genügt für ein starkes Album, bleibt aber für mich meilenweit hinter Illmatic, wo die Hälfte der Tracks überragend und einfach mal kein schwächeres Element mit drauf ist.
Kubischi und hrvorragend mit dem rt. Illmatic ist halt einfach das absolute GOAT Albung, da kommt kein Anderes (von irgendjemand) auch nur nahe ran, was Dichte, ATMO und Storytelling angeht.
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Von der Atmosphäre her finde ich "The Infamous" von Mobb Deep nochmal was intensiver, aber ansonsten /sign.
Kann die ganzen Argumente hier schon gut nachvollziehen, auch wenn die von euch benannte cornyness eigentlich genau das ist, was das Album für mich so gut macht. Ich mag diesen Pop-Appeal, mit dem er da spielt, und finde den auch noch immer ziemlich unpeinlich.
Bin aber da auch nicht ganz objektiv, weil es bei mir mit "It was written" mit Ami-Rap überhaupt so richtig losging, deswegen lieb ich dieses Album halt. "Illmatic" hab ich wahrscheinlich wesentlich öfter gehört, hab es aber erst mehrere Jahre später so richtig für mich entdeckt.
Und was diese GOAT Albung Sache angeht: boah, ich finde es echt schwierig, die NY Klassiker aus der Zeit zu ranken. "Illmatic", "Ready to die" und "Enter the Wu-Tang" liegen da für mich gleichauf, Sachen wie "The Infamous", "Reasonable Dout" und "Funcrusher Plus" kommen ziemlich dicht dahinter. Schwierig.
Tue mich auch seit jeher schwer einen GOAT-Rapper oder ein GOAT-Album zu benennen. Und wenn wechselt das auch mal je nach Stimmung. Einige Alben müssen aus dem "Überhört"-Status auch erstmal wieder raus und einige Jahre ungehört liegenbleiben.
@gueldi: Ja, da kann man sicher drüber diskutieren. Für mich persönlich ist illmatic halt GOAT, weil es einfach in jeder Hinsicht absolut großartig ist. Ich war halt nie ein großer Biggie-Fan, über ETWT und auch diverse Wu-Soloalben (Liquid Swords, Cuban Linx oder evtl Iron Man) kann man schon diskutieren, gerade Liquid Swords wäre bei mir vllt sogar auch ein absoluter Anwärter auf GOAT-Status. Fakt ist, dass die Dichte an absolut brutalen Alben Mitte der 90er schon crazy war, da gibt es sicher 10-15 Alben, die man als GOAT abfeiern kann ohne als Genrefremdi zu gelten.
Jap, da gehe ich mit, was für eine tolle Zeit! Könnten sogar 20 - 25 Alben sein.
"Illmatic", "Ready to die" und "Enter the Wu-Tang" liegen da für mich gleichauf, Sachen wie "The Infamous", "Reasonable Dout" und "Funcrusher Plus" kommen ziemlich dicht dahinter.
Ich packe meinen Koffer und lege noch Capital Punishment und Lifestyle ov da poor and dangerous dazu.
Ja, Big L auf jeden Fall auch ganz oben mit dabei, das ist true.
Ich packe weiter und lege noch "The Chronic" und "ATLiens" dazu.
it was written>illmatic!
PUNKT!
Mit Wu Tang konnte ich leider nie was anfangen...
@craze: Dachte wir sind nur in NY und naher Umgebung unterwegs
@Muschel lel
@CAPS Yo, true hatte ich wohl überlesen/verdrängt, mea culpa.
Sonst wären es wohl auch deutlich mehr als 10 Albungs, die für GOAT in Frage kommen...
Also ich denke Top5 wären bei mir:
1. illmatic
2. Liquid Swords
3. Enter the Wu Tang
4. The Infamous
5. Lifestyle ov da poor an dangerous
Ja, same
Zu dem darüber
Brauch nur „ready to die“ und „aquemini“ mitzunehmen würde reichen.
Dann doch lieber Paul's Boutique...jaja die Punkuschi wieder...
Ich weiß, für Viele grenzt das an Blasphemie, aber ich finde Jigga insgesamt schon relativ overrated.
Jigga, Kanye...kannste mich mit jagen!
Das Beste an Jigga is Beyonce.
Ja, ihr ganzen Oldheads hated ja Kanye aufgrund seiner Antics, aber seine erste 2 Alben sind halt trotzdem unantastbar, da könnt ihr nöckeln wie ihr wollt.
Nöckel! Wenns antastbar wäre, wärs deine Mama....hmpf sorry!
Musste sein....
Ja nee, auf ne einsame Insel mit muss auf jeden Fall "The Low End Theory"
Würde Jigga sicher irgendwo in einer Top-Ten-Liste packen.
Bin zwar kein Oldhead, weiß aber was Craze meint. Ich hate Kanye auch gar nicht, fand nur alles ab 808 scheiße, erste beiden Alben, in Teilen auch das Dritte sind absolut top, ja. Wurde afaik auch noch nie was anderes zu gesagt.
College Dropout + die Beats für Blueprint komplett unfickbar.
Für mich Top 10 (Anfang bis Mitte 90s):
1. Reasonable Doubt
2. Illmatic
3. Doe Or Die
4. Enter The Wu Tang
5. Liquid Swords
6. The Infamous
7. Ironman
8. Ready To Die
9. OB4CL
10. Midnight Marauders
HM: Dah Shinin, Enta Da Stage, Step In the Arena, Hard to Earn
Reasonable Doubt bleibt wohl immer meine Nummer 1, aber der Rest ist tatsächlich teilweise Stimmungsabhängig und verschiebt sich immer wieder.
Midnight Marauders....naja okay....
...muss man so hinnehmen...
Fugees-The Score ist bei mir auch weit oben....
Ich bin aber auch ne Popsau....als meine letzte Band mit Hardcore Sludge anfing...war ich raus ...
SoopaMan rettet gerade noch so den Faden, auch dank der hm.
Was genau gab es denn an dem Faden zu retten?
Außer dem ahnungslose Gelaber von Kollege L und dem Geschwurbel von Muschel ist doch Alles recht naise, ma sagen.
Finde die Nennungen schon ziemlich oberflächlich, klingt wie kurz mal googlen.
Es sind halt die unfickbaren Klassiker. Jedes Albung in meiner Top 5 ist halt geiler als die gesamte Disco von S'n'W und GangStarr Alben sind ja jetzt auch nicht gerade der absolute underground Stuff, oder?
Ee, aber man hätte bei so einem faden auch nicht den absoluten Konsens zum 199. Mal posten müssen. Akinyele, Bahamadia, Black Sheep, Heltah Skeltah, King Tee, KMD, Lords of the Underground, OC, Show & AG, Group Home, Lord Finesse etc. hätte man alle genauso in den Ring werfen können, anstatt sich auf Wu Tang, Nas, Jay Z, Big L, Mobb Deep und Biggie versteifen zu müssen.
Das sind halt die Dinger, die überall und immer wieder gedroppt werden.
Und Gang Starr, BCC und ATCQ bei so einer Diskussion gar nicht auf dem Schirm zu haben ist auch schon etwas unangenehm
-Ee aber
PS. Das Lauti zwar old aber kein head ist, ist sowieso klar
Es ging doch nicht darum, eine vollständige Liste von sehr guten Rapalben zu machen, sondern um DIE BESTEN. Und das sind halt einfach mMn Nas, WTC, Big L und Mobb Deep, deswegen werden sie halt "überall und immer wieder gedroppt". Wobei ich inzwischen mal noch bissl durch meine Library gescrollt habe die letzten Tage und wohl Big L durch "Mecca and the Soul Brother" ersetzen und es evtl sogar auf die 4 setzen muss.
sean price? sowas wie monkey bars hat halt auch ziemlich was. aber ka wie wegweißend das dann im genre war
Ist ein komplett überragendes Albung, aber halt von 2000irgendwas und deshalb out of scope.
Schon eine sinnige Ergänzung von Haine. Bahamadia, OC, King Tee und Group Home auch viel gehört früher, Allah ist das lange her. Gang Starr natürlich eh, rip Guru!
Und immer wieder schön, wenn molti zeigt, dass er keine Scheuklappen hat, props!
Ist halt sinnlos, da Favoriten an sich nicht konsistent sind und wechseln, da hat der Mongo schon recht. Hinzukommen persönliche Beat-Preferenzen, Prägung etc. "Nicht hatebar" wird wahrscheinlich mehr Konsens finden als "am besten".
Zustimmung bezüglich Kanye. Zumindest College Dropout kannste auch heute noch so durchhören. Und jeder Horst wollte danach so klingen.
Paul's Boutique zieht halt genrefremdis an wie künstliches Licht die Motten. Hab nicht mal den Thread fertig gelesen und schaut, ich steh dort auch schon wieder am Tresen...
...hauptsächlich aber wegen des Einwurfs, dass Paul's Boutique in einem größeren Gebäude als diesem hier stattfindet - in diesem hier jedoch lediglich "Nähe NY, Mitte der 90er" und du deswegen mit einem zugedrückten Auge vielleicht noch "Check your head" dazu nehmen dürftest, aber bei den Beasties die Gefahr außerordentlich hoch, dass dir danach einfach nur noch mehr genrefremdis erklären in diesem Gebäude unterhalte lediglich "Ill communication" eine ständig besetzte Botschaft.
Paul's Boutique eröffnete im Juli '89.
Organizied Konfusion, Artifacts ...werden praktisch immer vergessen.
@Haine: King Tee fand ich auch geil, verstehe aber nicht, was der in nem NY Faden zu suchen hat. Ansonsten ist das halt die Attitüde, die mich schon in den 2000ern hart abgefuckt hat: ööööh, Du hörst ja gar nich richtig UnD€rGrOunD... ja sorry, bro, in meinem hessischen Kuhkaff wars in den 90ern halt nich so easy den unbekannten Shit zu diggen, da war´s halt schon Sensation, wenn jemand die Liquid Swords auf Vinyl hatte.
Und ATCQ hab ich mit 16-17 einfach noch nich gefühlt.
Aber gut, dass ihr den Faden mit dem realen shit für die heads da draußen gesaved habt.
Gute Musik ist gute Musik, egal ob Underground oder nicht. Egal ob NY oder West-Coast.
Und (selbsternannte) Genrewächter (egal welches Genre) sind eh seit Ionen überpeinlich. Und damit meine ich jetzt grad niemanden hier speziell, sondern einfach generell.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Fands ehrlich gesagt auch ein bisschen pver the top mit dem "rettet den Faden" und "[...] gar nicht auf dem Schirm zu haben ist auch schon etwas unangenehm".
Mal abgesehen davon, dass ja durchaus jemand die von dir genannten auf dem Schirm haben könnte ohne sie weit genug oben einzuordnen, so dass sie hier erwähnt worden wären - immerhin gehts ja auch um persönliche Präferenzen - kann ich gueldis Verstimmung schon verstehen, da der Tonfall echt schon etwas überheblich war. Und das Nachtreten (" Aber wenn mein Ruf nach etwas mehr Diversifikation in solchen "Listen" , dich in deine Selbstwahrnehmung als "Head" gekränkt hat, dann tut mir das leid.") auch.
kommentierst du noch oder wichst du schon?
Und bist du schon oder noch betrunken?
Das dazwischen ist sehr kurz, also was soll die Frage?
@Caps
Da hast du recht. Danke dir.
"ja sorry, bro, in meinem hessischen Kuhkaff wars in den 90ern halt nich so easy den unbekannten Shit zu diggen" THIS BTW! Nur bei mir wars auch noch M/V...will jetzt aber kein Schwanzkürzevergleich aufmachen.
Immerhin gabs auf 113,1 Fritz Radio...scheiße, ich seh n graues Haar grad.
103,1!
Sein bestes Album seit den 90ern, allein schon wegen des Lauryn-Hill-Features.
Mir ist eben aufgefallen, dass Eminem fast ein Jahr älter ist als Nas...und Jay-Z ein Jahr jünger als Big Daddy Kane.
Weird!
und zusammen ergibt es 23?
Schließe mich an. Das Album macht Spaß. Mir fehlt (genau wie beim Vorgänger) so ein bisschen der Hit, der aus der gefälligen Masse heraussticht. Am ehesten sowas wie Store Run oder der Song mit Lauryn Hill. Das wird den Sommer über Spaß machen, bis hoffentlich mal wieder ein richtig, richtig gutes Amirap-Album kommt (looking at you Vince Staples).
Übrigens kommt mir Life is Good in Nas Diskografie immer ein bisschen zu kurz. Das war jetzt auch kein Game Changer, aber bereits mehr als solide. Da muss man nicht immer sagen, dass der seit den 90ern nichts mehr geliefert hätte.
Ich muss der Review ein bisschen widersprechen. Auch „Kings Disease“ war meiner Meinung nach ein gutes Album. Nas hat das Rad damit sicher nicht neu erfunden, dafür aber ein grundsolides Album abgeliefert, das von Hit-Boy ebenso fachgerecht produziert wurde und einfach Spaß gemacht hat. Dasselbe kann man im Grunde auch über „Kings Disease II“ sagen: Nas ist sich seiner Rolle als Elder Statesman in jeder Sekunde bewusst und öffnet sich dem Zeitgeist stellenweise etwas, ohne ihm krampfhaft hinterherzulaufen. Hitsingles sucht man wie beim Vorgänger auch hier vergebens, ebenso wie Totalausfälle. 4/5.
word!
Ebenso ein Widerspruch: Dieser Rick Ross'sche Pomp zwischen soulig und schmalzig war eigentlich eher ein Thema von Kings Desease Teil 1. Auch eine Abkehr von der Nostalgie kann ich hier nicht erkennen, das Album suhlt sich viel mehr darin: Beats (The Pressure, Moments), Features (EPMD, Nobody) und Lyrics (Death Row Easts) werfen teilweise doch deutlich den Anker in denn 90ern aus, wenn auch spürbar modernisiert.
Was das Album nicht schlecht macht, im Gegenteil. In Zeiten der sound- und stimmtechnisch uniformierten Autotune-Heulbojen erinnere ich mich gerne an diesen Sound zurück. Gleichzeitig ist es aber auch stark, dass Nas auch einmal Trap-Sounds erfolgreich durchzieht (40 Side), und diese nicht wie Skyzoo oder Gibbs und Dilla kurz ironisch antäuscht, um dann wieder Altbekanntes zu liefern. Auch wenn YKTV doch etwas abfällt.
Zudem ist das Album ein Grower. Nachdem ich es zunächst als routiniertes Auslaufen des eingespielten Teams eingeordnet hatte, würde ich jetzt auch eine starke 4/5 geben.