laut.de-Kritik

Sanft, hüftflott und leicht überhitzt.

Review von

Der Mann, der Hip Hop aus St. Louis auf der Musik-Landkarte etablierte, ist zurück - und zwar im Doppelpack. Zwei Alben veröffentlicht Nelly an einem Tag. Nach eigenen Angaben, um den Fans seine Vielseitigkeit zu offenbaren. So unterschiedlich klingen die Platten am Ende aber doch nicht, auch wenn "Suit" im direkten Vergleich zu "Sweat" eher Nellys sanftere Seite freilegt.

Mit "Play It Off" eröffnet der schon fast unheimliche Pharrell Williams: wenn der mit viel musikalischem Fingerspitzengefühl ausgestattete Überzeugungstäter seine minimal-modernen Maschinen anwirft, kommt kaum ein anderer Beatbastler nach. Ein sanft, aber hüftflott pumpender Retro-Beat, leicht überhitzer Soul-Sprechgesang und ein Piano-Loop verpassen "Play It Off" ordentlich Sexappeal - der beste Track.

Ein schöner Song auch die Koop "My Place" mit Soul/R'n'B-Homie Jaheim - die beiden ergänzen sich ganz gut. "Pretty Toes" wirkt dagegen fast ein wenig plump.

Snoop Dogg liefert das Übliche ab ("She Don't Know My Name" feat. Ron Isley). "N Dey Say" zeigt erneut Nellys Achtziger-Affinität. Der Track basiert auf einem Spandau Ballet-Sample, während "In My Life" im lateinamerikanischen Kontext bleibt. Beim melancholischen "Over And Over" feat. Tim McGraw trägt ein Gitarrenlick Nellys Singsang. Mit dem Country-Popper holte sich Cornell Haynes Jr. übrigens einen glühenden Anhänger Präsident Bushs und die momentane Nummer eins der US-Albumcharts ins Studio. R'n'B-Sänger Anthony Hamilton packt "Nobody Knows" ähnlich verhalten, aber mit bluesiger Trauer an.

Nellys Tunes bleiben bevorzugt im Midtempo, sind absolut mitsummtauglich und klar strukturiert statt vertrackt arrangiert: insofern nicht viel Neues in "Nellyville". Seine Songs tun keinem weh, und angesichts seiner Erfahrung sowie der dicken Gästeliste kommt dabei auch der ein oder andere gute Track rüber. Nelly hat sich von der Straße ins Rapgame katapultiert. Respekt dafür.

Ein wirklich großer Beat- und Lyricsbastler muss er deshalb noch lange nicht sein. Die selbst gesetzten, angesichts seiner früheren kommerziellen Erfolge recht hohen Hürden überspringt er aber problemlos.

Trackliste

  1. 1. Play It Off
  2. 2. Pretty Toes
  3. 3. My Place
  4. 4. Paradise
  5. 5. She Don't Know My Name
  6. 6. N Dey Say
  7. 7. Woodgrain And Leather Wit A Hole
  8. 8. In My Life
  9. 9. Over And Over
  10. 10. Nobody Knows
  11. 11. Die For You

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