laut.de-Kritik
Silbermond, Christina Stürmer und Rosenstolz - in schlecht.
Review von Deborah KatonaWieso wünscht man sich eigentlich bei jeder Ankündigung eines neuen Nena-Albums, man hätte das alles nur geträumt? Es ist immer das gleiche Spiel: Die gleichen seichten Nummern. Das gleiche dröge Popgeplänkel. Die gleiche dünne Stimme. Wieso hofft man jedes Mal, dass es Nena endlich bei ihrem 80er-Jahre-Erfolg belässt? Oder sich an 99 Luftballons knotet und für immer davon fliegt?
Man wird von Nena nicht enttäuscht. Es gab schließlich noch nie ein wirklich gutes Album von ihr. Schlimm nur, dass die "Popikone" sich selbst so toll findet. Auf "Made in Germany" erhebt die selbsternannte Powerfrau ihre Stimme und singt unter anderem: "Jeder Mensch ist was Besonderes und ich auch" (aus: "Ich Bin Hyperaktiv"). Nena hat Recht. Sie besitzt wirklich eine besondere Gabe: schlechte Songs durch eine schlechte Stimme und noch schlechtere Billig-Technobeats unerträglich zu machen.
So klingt ihre Platte erneut nach Abkupferung. Nur einfach in schlecht. In schlecht 2raumwohnung, in schlecht Christina Stürmer, in schlecht Rosenstolz. Dabei steht nicht so genau fest, ob dies Absicht ist oder Nena und ihr Team einfach so fernab vom Schuss produzieren, dass ihre Tracks teilweise Geschwister-Hofmann-Ausmaße annehmen.
Nena selbst, die Wonderwoman der hippen Popindustrie, bezeichnet das als "hypermodern". Und bereits daran erkennt man ihr Unwissen betreffend die heutige Gesellschaft. Oder gibt es sonst jemanden unter 50 (und hoffentlich auch niemanden darüber) der "hypermodern" in seinen Wortschatz aufgenommen hat?
Das "hypermoderne" Album also beginnt mit "Schönschönschön". Erstaunlich, aber die Gitarre schafft es ausnahmsweise, noch quietschiger zu klingen als die Piepsqueen. Genauso "megastark" geht es weiter: "Du Bist So Gut Für Mich" klingt nach "99 Luftballons" (übrigens: in schlecht) und wird an Eintönigkeit nur übertrumpft von "Ich Bin Hyperaktiv".
Die angebliche Krankheit hört man Nenas Stimme (zum Glück) nicht an. Sie ist die Einzige, die gleichermaßen gelangweilt und überdreht klingt. Billige Dancerhythmen gepaart mit ebenso ramschiger Stimmverzerrung bieten "Dreh Dich", "Geheimnis" - und eigentlich auch alle anderen Titel auf "Made In Germany".
Bei der gleichnamigen Singleauskopplung versucht sich Nena an einem Lobliedlein auf die Heimat. Dazu produzierte sie ein Video, das einige Fragen offen lässt. Zu sehen darin: eine sektenähnliche Gruppe, die sich hysterisch bis in Trance tanzt. Das Ende vom Lied (beziehungsweise Video): der nackte Wahnsinn.
Gerade in diesen Tagen muss sich Nena gegen Vorwürfe wehren, einer Sekte beizuwohnen. Soll das Video also nun witzig sein? Eine Parodie? Und was genau hat das mit dem Text um Deutschlandliebe zu tun? Nena selbst liefert dazu leider keine Antwort. Sie wackelt gewohnt vollgedröhnt wirkend und klingend durchs Bild.
"Ich bin immer wieder für dich da. Ich lass dich nie mehr alleine, das ist dir hoffentlich klar", fiepste Nena vor gar nicht allzu langer Zeit. Dummerweise scheint sie diese Drohung wirklich ernst zu meinen. Bitte, hier hast du 99 Luftballons. Und jetzt flieg, Nena, flieg. Das wäre doch ein hypermoderner Abgang.
92 Kommentare
"Bitte, hier hast du 99 Luftballons. Und jetzt flieg, Nena, flieg. Das wäre doch ein hypermoderner Abgang."
Sehr schöne Review, was bleibt zu der Frau auch noch zu sagen... Einfach nur nervig!
Nena ist scheisse!
ey hier, laut.de - schreibt doch mal ne Nena-Review..
Wen interessieren eigentlich Posts, in denen nichts steht und die von einer defekten Shifttaste zeugen?
to do:
962: Poste in einem Nena-Thread.
Check!
tolles Album, mit ein paar sehr schönen Liedern und vor allem Texten!