laut.de-Kritik

Setzt neue Standards im Emo-Plattenregal.

Review von

Es gibt immer wieder Platten, die dich umhauen. Das gelingt meistens nicht nach dem ersten Durchlauf, sondern erst, nachdem das Album durch genaues und mehrmaliges Hören gereift ist. Das sind dann die Scheiben, die dich noch Jahre begleiten werden. Die richtigen Schätze. Die Platten, die man aus seiner Sammlung aussortiert und in den Kasten steckt, wenn man wegzieht und nicht alles mitnehmen kann bzw. will. Kurz gesagt: Lieblingsplatten.

"Thriller" ist ein Album auf dem man zuerst nur jeden zweiten Song gut findet, den ein oder anderen davon vielleicht sogar richtig gut. Nach einigen Durchläufen ist aber jeder Song mit Sicherheit zum Klassiker gereift.

Das letzte Mal hat man diese Perfektion, mit der New End Original das Spiel zwischen laut und leise, zwischen Aggression und Verzweiflung, zwischen Krachen und Zupfen umsetzen, bei "White Pony" von den Deftones genossen. Obwohl beide Bands musikalisch nicht gleich zu setzen sind, ist ihre Gemeinsamkeit auf der emotionalen Seite, die sie in ihre Songs hinein bringen, groß. Der Einfluss von Far (der Ex-Band des New End Original-Sängers und Songwriters Jonah Matranga) auf die Chino-Truppe dürfte dabei sicherlich eine nicht zu kleine Rolle spielen.

Beispielhaft für diese emotionale Anlehnung ist der beste Song der Platte, "Hostage". Ein leiser Beginn mit weicher Stimme und sanften Gitarren steigert sich langsam aber sicher in rockigere Gegenden, fällt dann wieder ab, um schließlich in ein fulminantes Schreigewitter mit abgehackten Akkorden zu gipfeln. Schlaflied und Riot-Soundtrack in Einem. Die stimmliche Bandbreite ist dabei so überzeugend, dass es Moreno nicht besser hinbekommen hätte. New End Original sind von der grandiosen Stimme Jonahs geprägt, die sich immer behaupten kann und in jeder Lage bis ins Letzte den Ton und die Stimmung des Songs genau trifft. Wo er schreit, muss er schreien, wo er heult, muss er heulen. Nichts zu rütteln.

Die vier Punkrock-Veteranen (alle Mitglieder spielten schon in Legenden-Bands, darunter Texas Is The Reason und Shelter) wissen, wie man die Sache anzugehen hat. Mit einem bloßen Steigerungs-Potenital ist es nicht getan, Abwechslung muss sein. Nur kurz nach "Hostage" winselt Jonah mit Piano-Background in "Leper Song" süßlich dahin, ein paar Songs danach legt man mit "Weary Progress" einen Eins A-Punkrock-Kracher auf die silberne Scheibe. Punkrock wie zum Anfang von "Thriller", wenn die Band bei "Lukewarm" so emo-rockt wie Jimmy Eat World es nicht besser machen könnten. Die Kraft, die in jedem Stück steckt, wird nur noch auf der Bühne übertroffen. Dort läuft die Band vor Intensität fast über und Jonah steigert sich völlig in seine entblößenden Texte hinein.

Diese Platte zeigt, wie vielseitig man als Emo-Band heutzutage sein kann, was viele Bands aus diesem Sektor leider nicht sehen wollen. "Thriller" setzt im Emo-Plattenregal neue Standards, an denen sich andere die Zähne ausbeißen werden. Elf Mal Jonah Matranga Songwriting. Elf Mal Pole Position.

Trackliste

  1. 1. Lukewarm
  2. 2. 14-41
  3. 3. Hostage
  4. 4. Leper Song
  5. 5. Titantic
  6. 6. Better Than Ever
  7. 7. Weary Progress
  8. 8. #1 Defender
  9. 9. Halo
  10. 10. The Name
  11. 11. Better Than This

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