laut.de-Kritik

Die alten Helden suchen die Erweiterung des Pop-Horizonts.

Review von

Nicolette Krebitz ist nun ein Covergirl. Ist sie etwa auch, der Gedanke drängt sich auf, eine Anhängerin der gerade so hippen 80er? Stopp! New Order sind zwar 80er Stars, aber nicht Teil jenes bejubelten Revivals. New Order feiern nach acht Jahren ihr Album-Comeback. Ein sehr famoses.

Die 80er: Kajagoogoo waren "too shy", Samantha Fox dagegen wollte "berührt werden" und Sigue Sigue Sputnik kurbelten die Heißluftfön-Produktion an. Zum Glück schenkten uns einige Bands unantastbare melancholische Popmusik: The Cure, Smiths, New Order. Letztere komponierten zudem den Dancefloor-Brecher "Blue Monday", um anschließend mit "True Faith" den Gipfel des Indie-Pop-Olymps zu erklimmen. So war das nämlich!

Heute schallt es "Get Ready" aus Manchester und die in den 90ern mit Britpop großgewordene "Republic" sollte jetzt sofort zum CD-Regal eilen, um zwischen Manic Street Preachers und Oasis Platz für die Väter zu schaffen.

Mit jungbrunnenhafter Leichtigkeit konkurrieren große Melodien wie in "60 Miles An Hour" oder "Close Range" mit früheren Heldentaten, erzeugt Sänger Sumner endlich wieder dieses Gänsehautgefühl, das uns so lange verwehrt blieb. Nicht einmal Fallobst-Sirene Billy Corgan mag in "Turn My Way" meine Stimmung trüben, ich bin gar geneigt zuzugeben, dass sein schneidendes Organ im Duett mit Sumner dem Song zusätzlichen Charme verleiht. Dafür hat es die Zusammenarbeit mit den Chemical Brothers nicht aufs Album geschafft.

New Order 2001, das sind in die Jahre gekommene Protagonisten des Schönklangs, die die Erweiterung des Pop-Horizonts mittels verstärktem Gitarreneinsatz suchen. Das zäh rockende "Slow Jam" inklusive Refrain des Jahres und das ungewohnt rauhe "Rock The Shack" (mit Primal Scream-Sänger Gillespie) zeigen New Order ohne ihre typischen Keyboard-Lines. Freunde der elektronischen Soundspielereien sollten das leise Liebeslied "Vicious Streak" oder die Ravebeat-Hymne "Someone Like You" goutieren.

In dieser Form sind New Order jedenfalls weit mehr als nur alte Helden, die man bei einem Robbie Williams-Auftritt als dritte Vorband verheizt. Ob Fräulein Krebitz die 80er mag? Keine Ahnung. Sicher mag sie New Order. Auch 2001 noch eine gute Wahl.

Trackliste

  1. 1. Crystal
  2. 2. 60 Miles An Hour
  3. 3. Turn My Way
  4. 4. Vicious Streak
  5. 5. Primitive Notion
  6. 6. Slow Jam
  7. 7. Rock The Shack
  8. 8. Someone Like You
  9. 9. Close Range
  10. 10. Run Wild

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