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Sonic Youth - "Dirty"

Es ist das Album im Jahr eins nach "Nevermind". Nach außen hin lassen sich Sonic Youth nichts anmerken, aber der tragische Fakt, dass der zum eigenen Majorlabel Geffen gelotste Fan Kurt Cobain nun als Rock-Heilbringer acht Mal pro Tag auf MTV läuft und Sonic Youth einmal pro Woche im Nachtprogramm, geht nicht spurlos an den Noiserock-Heroen vorbei. Für den Nachfolger ihres Majordebüts "Goo" engagieren sie also auch Butch Vig als Produzent, schaden kann es nichts.

Letztlich spannen die New Yorker Vig aber nur vor ihren Karren: Der bekannt voluminöse Ansatz des Produzenten geht zwar in den glühenden Gitarren von Thurston Moore und Lee Ranaldo auf, ansonsten strecken die Sonics aber jegliche Kommerzhoffnungen mit einem Faustschlag nieder. Lediglich "100%" und "Sugar Kane" erscheinen als aussichtsreiche Single-Kandidaten, weshalb es umso kurioser erscheint, dass ein Geffen-Entscheider als zweite Single "Youth Against Fascism" mit Hardcore-Ikone Ian MacKaye auswählt. Später nennt er es "einen der größten Fehler meiner Laufbahn".

Zwischen ruhig angelegten Tracks wie "Theresa's Sound World" und dissonanten Attacken wie "Drunken Butterfly" und "Orange Rolls, Angel's Spit" zeigt sich der Feedback-getriebene Alternative-Sound der Gruppe von seiner besten Seite. Platz sechs in Großbritannien und Platz 83 in den USA wären für eine derart experimentierfreudig agiernde Band normalerweise eine kleine Sensation, doch im neuen (Grunge-) Rock-Koordinatensystem der Industrie bleibt "Dirty" einfach nur hinter den Erwartungen der Labelbosse zurück.

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