2Pac, Cave, Clapton, Moby, Prince ... sind alle raus. '92 hatte so viel zu bieten, Madonna war schlau, sich mit einem Buch Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Konstanz (laut) - Aaah, 1992 ... was für ein Jahr des Aufbruchs! Mit der Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht ist die Gründung der Europäischen Union in trockenen Tüchern. In Südafrika votiert eine Mehrheit der weißen Bevölkerung für ein Ende der Apartheid. Bill Clinton löst George Bush, den Älteren, als Präsident der Vereinigten Staaten ab. Die evangelisch-lutherische Kirche ernennt in Hamburg eine Frau zur Bischöfin - die erste weltweit. Die Zukunft erstrahlt in rosigen Farben, und damit auch die übernächste Generation etwas davon hat, wird in New York die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet. So viel Positivität und Optimismus weltweit - das müsste sich doch eigentlich in den Alben wiederfinden lassen, die in diesem Jahr erschienen sind, oder?
Natürlich passieren 1992 auch furchtbare Dinge. In Buenos Aires fliegt die israelische Botschaft in die Luft, 29 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt. Den rechten Mob, der durch Rostock-Lichtenhagen tobt, kann man nicht vergessen, bei allen, die das mitansehen mussten und einen Funken Anstand und Menschlichkeit im Leib haben, sitzt die Scham noch heute tief. Willy Brandt stirbt 1992, genau wie John Cage, Benny Hill und Peyo, der Erfinder der Schlümpfe.
Geboren werden dafür nicht nur Vanessa Mai und Pietro Lombardi, sondern auch Mac Miller, Cardi B und Juju. Für Hip Hop scheint 1992 überhaupt ein guter Geburtsjahrgang zu sein: Wir bezeugen zum Beispiel die Gründung des Wu-Tang Clans. Okay, hierzulande formiert sich zur gleichen Zeit Fettes Brot - aber ein Land, in dem der Fußballmeister VfB Stuttgart heißt, hat es wohl nicht besser verdient.
Weder der Wu noch Fettes Brot, soviel dürfen wir an dieser Stelle bereits spoilern, sind in unserer Jubiläumsliste vertreten. Wie auch, wenn sie sich gerade erst zusammengeschlossen haben? Andere haben zwar längst fleißig veröffentlicht, wir haben ihre Alben, die heuer ebenfalls dreißigjähriges Jubiläum feiern, trotzdem aussortiert - aus Platzgründen.
... und raus bist du!
Man sollte meinen, es falle immer leichter, die richtgen Platten zu picken, je weiter man zurückschaut und je länger die Listen werden. Das Jahr 1992 auf 30 Veröffentlichungen herunterzubrechen, hat sich allerdings als echte Qual erwiesen. Wie hart es war, zeigt sich, wenn man kurz betrachtet, wer (unter anderem) nicht vertreten ist:
Zum Beispiel Cypress Hill, House of Pain, Ice Cube und Tupac Shakur. The Mighty Mighty Bosstones haben wir aussortiert, obwohl uns "More Noise And Other Disturbances" einen Eintrag in die Meilenstein-Rubrik wert war. Gleiches gilt für die Drummers Of Burundi. Helmet? Peter Gabriel? Nick Cave? Prince? Moby? Alle raus.
Kein Platz blieb für Megadeth, Iron Maiden, Kyuss, Danzig und White Zombie. Blind Guardian kommen nicht vor (und das hat ausnahmsweise nicht damit zu tun, dass das Hassband Nummer eins von Rotzmeister Sven Kabelitz ist). Blumfeld? Machen ohnehin hässliche Musik, da fiel die Entscheidung relativ leicht. Bei den Stone Temple Pilots sah die Sache schon wieder ganz anders aus.
Madonna hat uns vor das Rein-oder-raus-Problem zum Glück nicht gestellt: Viel tiefer als ihr Album "Erotica" hat sich 1992 ihr Bildband "Sex" in die Erinnerung gefräst, der sich als eins der erfolgreichsten Coffee Table Books der Geschichte entpuppte. Eric Clapton dagegen hat mit seiner "Unplugged"-Session, glaubt man Wikipedia, "die Musikgeschichte bedeutend geprägt", "den Gebrauch der Akustikgitarre revolutioniert" und dafür drei Grammys eingeheimst. Uns doch wurscht, wir haben trotzdem nur 30 Plätze.
So klingt 1992
Im Radio allerdings, da haben wir Platz genug, um auch viele Aussortierte mitzunehmen. Wer das ganze Bild möchte: Auf laut.fm/bestof1992 bekommt ihr einen umfassenden Eindruck davon, wie es geklungen hat, dieses 1992.
72 Kommentare mit 7 Antworten, davon 68 auf Unterseiten
Das musikalisch beste war 1992 eh die "Streets Of Rage 2"-Mucke.
Nix gegen Streets of Rage, aber in dem Jahr sind zB Super Mario World und A Link to the Past nach Europa gekommen. Und die hatten ja mal sicher die geileren Tunes auf Lager.
Nope.
Mario World und A Link to the Past ganz sicher mit den kommerziell verträglicheren Tunes, aber SoR traditionell mit den mit Underground flirtenden und Beatbastler bezirzenden Elektrotracks. Auf 8 und 16bit so absolut unerreicht und mit damals modernen Methoden ausproduziert högschd konkurrenzfähig auf jedem verkackten Tunnelrave.
Wärst du damit einverstanden, wenn der Warm Up DJ Mario Kart OST auflegt? Auch 1992 in Europa veröffentlicht und bischen fixer als SMW.
Ich mochte Nintendo nie.
Pseudi, aldens. Was läuft im neuen Jahr bei dir? Lass dich doch mal wieder Tscharumsky blicken
Boah, ey! Das allerwichtigste Album habt ihr natürlich vergessen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Experience_(…)
Hmja, stimmt. Das hätte man schon mit aufnehmen können. Boah, 92 schon irgendwie krasses Jahr, ma sagen.
Geil. Out of Space und Wind It Up. Danke für die Erinnerung.
Interessante Zusammenstellung. War ein sehr, sehr gutes Jahr, wenn so viele Hochkaräter außen vor bleiben mussten. Die "Henry's Dream" von Nick Cave war viele Jahre mein Lieblingsalbum von ihm. Aber der kommt ja in so vielen Jahren mit klasse Alben vor, da kann man das verschmerzen. Macht Spaß beim Lesen.
P.S.: ich werde alt
Gute Auswahl... der Abspiel auf der Alexa funktioniert leider nicht