Die laut.de-Redaktion hat gewählt: Wir küren die Top-40-Lieblings-Videos der Jahre 2001 bis 2010.
Konstanz (laut) - Nirgends offenbarte sich die Krise der Musikindustrie im vergangenen Jahrzehnt so augenscheinlich wie beim Musikfernsehen. Zunächst begründeten die Verantwortlichen des Parade-Alternativsenders viva zwei dessen Einstellung Anfang 2002 noch mit der Werbe-Unfreundlichkeit subkultureller Produktionen sowie mit mangelnder Zielgruppen-Affinität. Wenig später lieferte die Popularität von Napster und Co. gleich das nächste Totschlag-Argument gegen die Idee, künstlerisch wertvollen, erzählerisch komplexen und visuell herausfordernden Musikvideos eine Plattform zu bieten.
Bei sukzessive sinkenden Tonträger-Verkaufszahlen fehlte erst den Indies, dann auch den größeren Labels das Budget für aufwändig inszenierte Werbeclips. Die Einsicht aber, dass die Substitution durch Reality-Show-Formate nebst massiver Klingeltonwerbung den Teufelskreis von einbrechenden Einnahmen und dadurch immer knapperer Budgetierung nur weiter fütterte, kam erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. Plattenfirmen klagten zwar immer rabiater gegen Nutzer von P2P-Plattformen, kämpften also verzweifelt an gegen die kostenfreie Verfügbarmachung des Kulturguts Musik im Internet; im Zuge des YouTube-Aufstiegs bauten sie aber auch wieder vermehrt auf das Werbemittel Video.
Die heutige Relevanz vergleichbarer Seiten zeigte sich im verbissenen Kampf um Lizenzabgaben zwischen GEMA und YouTube. Aus der zwischenzeitlichen Verdrängung ins Netz ist ein tausendarmiger Promo-Oktopus geworden. Zahlreiche Web 2.0-Startups versuchten sich an einer Bündelung dieser zersplitterten Videokanäle. Ob sich ein zentrales "Musikfernsehen im Internet" am Ende durchsetzen können wird, muss die Zukunft zeigen.
Die kreative Kraft der Subkultur hat die Jahre der Marginalisierung jedenfalls zweifellos gut überstanden, wie unsere kleine Umschau zeigt. In Sachen Pop-Referenzialität, Special Effects und Humor stehen die jüngeren visuellen Umsetzungen der Blütezeit der Neunziger in nichts nach. Dass Videokunst auch ohne volle Konten und zentrale Kanäle im klassischen TV-Bereich vital blieb, ist womöglich eine der beruhigendsten Feststellungen für Zuschauer gerade abseits des Mainstreams.
36 Kommentare
Immer wenn ich denke:"ich schätze das war die letzte Liste" beweißt mir laut.de das Gegenteil.
Habe ich's übersehen oder ist Truckers Delight nicht mit dabei?
Lily Allen's Fuck You ist ein tolles Video, hier handelt es sich allerdings nur um ein Fanmade-Video.
M.I.A.'s Born Free gehört definitiv nicht auf diese Liste. Dieses Video braucht kein Mensch: Ekelhafte Provokation ohne Sinn und Zweck.
Zugegeben, wir haben die Nullerjahre-Listen zum Ende des Jahrzehnts recycelt, weil die nicht mehr zugänglich waren und wir da einige Arbeit reingesteckt hatten.
Nächsten und übernächsten Freitag klinkt die Redaktion sich dafür mal ganz aus: bei den Usercharts der am besten und am schlechtesten bewerteten Alben zählen ausschließlich eure CD-Bewertungen ...
@joachim (« Zugegeben, wir haben die Nullerjahre-Listen zum Ende des Jahrzehnts recycelt, weil die nicht mehr zugänglich waren und wir da einige Arbeit reingesteckt hatten.
Nächsten und übernächsten Freitag klinkt die Redaktion sich dafür mal ganz aus: bei den Usercharts der am besten und am schlechtesten bewerteten Alben zählen ausschließlich eure CD-Bewertungen ... »):
Ich wusste doch, das mir die Listen bekannt vorkommen
Schön, das auch mal die User beachtet werden!
Ich würde auch das Video zu Ruby von den Kaiser Chiefs mit auf die Liste setzen. Ich finde es sehr gut gelungen.