Seite 50 von 50

Janis Joplin – "Pearl"

"Pearl" ist der Nachlass einer Frühvollendeten. Nachdem Janis Joplin im Oktober 1970 zu Grabe getragen wurde, holte ihr Label Columbia das Album nur ein paar Monate später aus der Schatzkammer. Die Geschliffenheit der Produktion von Paul Rothchild und der scheppernde Blues aus Joplins Rachen machten die Sängerin posthum zur Lordsiegelbewahrerin der abklingenden 60s-Generation.

Der souveräne Gleichschritt von Gitarre und Gesang fädelt sich durch "Move Over", das noch Joplins Vergangenheitssound in das Eröffnungsstück von "Pearl" einspeist. Joplin tritt als weiblicher Wüterich auf, überdrüssig der Ausreden des Partners. "A Woman Left Lonely" bringt das Vielerlei von "Pearl" auf den Punkt. Ein leichtes Schwingen im Vibrato pendelt hin zur unbändigen Hysterie. Das Piano steigt leger ins Entsetzen Joplins ein, ehe ein späteres Orgel-Solo die Wachablösung fordert und die Sängerin tief Luft holen lässt, um ihre Gegenwehr hinaus zu prusten.

Die Vagabundenerzählung "Me And Bobby McGee" übernahm Joplin von Kris Kristofferson, ihrem Geliebten im Frühling 1970, und frisierte seinen Country radikal um. Überhaupt zeigte sich Joplin lückenlos für die "Pearl"-Arrangements verantwortlich. Bevor Joplin "Buried Alive In The Blues" im Sunset Sound Recorders Studio in Los Angeles einsingen konnte, fand man sie am 4. Oktober 1970 tot auf. Der Song war unausgegoren, aber er blieb auf "Pearl" als wortloses Grabmal. Mancher Abschied verlangt nicht einmal ein leises Servus. Aber: Irgendwie ist Janis Joplin doch da, so eingefasst in den Rahmen des Covers von Barry Feinstein – grienend auf einem viktorianischen Sofa mit Drink und Zigarette. Ganz nach ihrer Fasson.

Janis Joplin – "Pearl"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 50 von 50

Weiterlesen

Noch keine Kommentare