Roxy Music - "Country Life"
Sind Steely Dan ein Musterbeispiel für geschmackloses Coverdesign ("Pretzel Logic" ist hier noch eine rühmliche Ausnahme), verhält es sich bei Roxy Music genau andersherum. Mit dem ehemaligen Kunstlehrer Bryan Ferry am Mikro nicht verwunderlich. Als gelehriger Schüler Andy Warhols und Velvet Underground-Fan wusste der Brite um die magische Verbindung von Produkt und Hülle. Roxy Music war (s)ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus ihrer Musik, der extravaganten Kleidung, Ferrys romantisch verklärten, ironischen Texten und den oft provozierenden Cover-Artworks.
"Country Life" zeigt zwei Frauen, die Ferry in einer Bar kennenlernte, eine davon zufällig die Cousine von Can-Gitarrist Michael Karoli. Das raffiniert gestaltete Cover wirkt, als lägen die Protagonistinnen auf dem Rasen, dabei stehen sie vor Kiefern und das Motiv weckt die Vorstellung, als habe man sie gerade versehentlich mit Auto-Scheinwerfern angestrahlt, die konzeptuelle Idee aufgreifend, dem vermeintlich sittsamen Landleben des Albumtitels eine Prise Zügellosigkeit beizumischen. Die suggestive Position der Hände führte selbstverständlich zur Zensur in den USA und weiteren Ländern.
Der Hochglanzcharakter des Fotos spiegelt sich auch in der Musik: Roxy hielten Synthesizer nicht wie andere Rockbands für Teufelszeug, sondern kreierten besonders nach Brian Enos Abgang eine stylishe Form von Edelpop, nachzuhören hier im von sämtlichen Gitarrensoli freiem "Three And Nine", dem Cembalo-Exkurs "Triptych" oder natürlich "Casanova". In "Bitter Sweet" verneigt sich die Band dann vor Brecht/Weill und Ferry singt sogar deutsche Lyrics, was das Standing von Roxy Music als europäisch verwurzelte Intellektuellenband weiter festigte.
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