Platz 3: Haftbefehl - "Das Weisse Album"
Räubermusik funktioniert auch im Sommer. Den Beweis hat Haftbefehl in diesem Jahr mit dem Nachfolger zu seinem Klassiker "Russisch Roulette" geliefert. Auf "Das Weisse Album" ("DWA") verdichtet der Offenbacher rauschartige Sequenzen des Straßen- und Partylebens ("RADW", "KMDF") sowie nüchterne Selbsterkenntnisse ("Hotelzimmer", "1999 Pt. 5 (Mainpark Baby)" mit seinem gewohnt miesepetrigen, aber wohl einzigartigen Sprachgefühl. Stets schwingt das weiße Pulver in Haftis Vortrag mit: Kokain ist das übergeordnete Leitmotiv der Platte. Bazzazian zündet überdies einmal mehr passgenaue Beatbomben für Baba Haft, die diesen geradezu zum aggressiven Reinschreien animiert haben müssen.
Viel beachtet ist die Platte sicherlich auch wegen der illustren Features: Shindy, Ufo361, Capo, Marteria, Gucci Mane und Shirin David bietet Haftbefehl auf. Nachhaltig Glanz verleiht ihm aber einzig Letztgenannte – die man nicht zwangsläufig auf dem Album des Gangsterrap-Paten erwartet hätte. Das Tafelsilber über die gesamte Spielzeit hinweg bleibt aber Haftbefehl selbst, der auch im Sommer von explosiven Narrativen erzählt, die einem die Eiseskälte in den Körper treiben.
Haftbefehl - "Das Weisse Album"*
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8 Kommentare mit 5 Antworten
Das schwache Hafti-Ding? Da hat doch kurz nach Release keiner mehr nach gekräht. Dann noch Haiyti und Ufo in der Liste, meine Fresse. Und die P auch noch..
Fairerweise sollte das aufgrund der Rezensionen nicht verwundern
NEIN
btw, siehe lauti oben.
Das war schon ein Phänomen: über RR wurde Jahre nach release noch geschwärmt und bei diesem hier war bereits tatsächlich wenige Tage nach Release ablsout nix mehr zu sehen, hören oder lesen..
schon krass irgendwie
Ich weiss auch nicht was 2020 aus Deutschland in diese Liste sollte.
Wenn Hafti sich mit dem rappen ein bisschen Mühe gegeben hätte, hätte es auf diesen klasse Beats was Großes werden können. Aber leider fehlen die geilen Lines und dieser Schreiflow ist auch was zum vergessen.
Findest du? Für mich ist es mehr an den - zum Teil - beschissenen Features und den Hooks dieser Tracks gescheitert.
Hafti hat es m.E. nicht geschafft, seine Genialität in die satten Tage mit rüber zu ziehen. Das ist wohl der eigentliche Grund für diesen schwachen Output, das Feuer ist nur noch ne Sparflamme.
@Haine:
Die Features machen es meistens nicht besser, obwohl ich Shirin hier ganz geil finde
Die Hooks sind für mich tatsächlich die heimlichen Stars des Albums. Hier funktioniert das Geschreie ganz gut oder die Hook ist wie bei KMDF so behindert, dass sie irgendwie bockt.
Mein Hauptproblem ist und bleibt das Fehlen jeglicher Notables und die fehlende Lockerheit/Varianz im Vortrag.
"das Fehlen jeglicher Notables und die fehlende Lockerheit/Varianz im Vortrag."
Das würde ich mit Sparflamme bezeichnen.
Haftbefehl auf Platz 3, "Alles ist voll von Göttern" vom Prezi nicht mal in der Liste vertreten, obwohl im Februar die Rezension für die Platte mit "Es ist einsam an der Spitze." aufgemacht wurde? Ich bin irritiert.