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Alben-Rundown, Pt. 5: Matt Champion - Mika's Laundry

Abschließend ein Album, das mich absolut verwirrt. Matt Champion hat wohl beschlossen, nach dem Zerfall von Brockhampton so richtig auf die Kacke zu hauen, und "Mika's Laundry" ist eines der seltsamsten Projekte, die ich je gehört habe. Auf der einen Seite zeigt es diese Geste von großer Ambition: superfette Musikvideos, Produktion, so kleinteilig und kooperativ, wie man es sich von Stars wünscht, Features von R'n'B-Größen wie Dijon und motherfucking Jennie von Blackpink (???!?!!).

Gleichzeitig fühlt es sich aber schon vom Albumtitel her an, als komme der tatsächliche Inhalt des Albums mit Beiläufigkeit, Verträumtheit und Melancholie daher. Der Junge kauft sich quasi einen Panzer, um dreamy durch eine Blumenwiese zu fahren. Es tut mir leid, das zu sagen, weil es viele coole Momente auf diesem Tape gibt: Die superjazzigen, frei fließenden Klavier-Kaskaden auf Intro "Green", die elektronischen Grooves auf "Slug", Jennies Roboter-Gottheit-Gastauftritt auf "Slow Motion". Aber trotz alledem bleibt das Album ein Gefangener seiner eigenen Artsiness.

Die meiste Zeit fühlt es sich an, wie eine Kette aneinandergereihter Scharniere. Alles ist Skit, alles ist Interlude, quasi nie (höchstens auf "Slug") findet sich einmal ein Moment, in dem wirklich etwas losgeht. Stattdessen gestikuliert jeder Song nur um sich herum, als wolle alles etwas jeweils anderes akzentuieren, das aber nicht richtig da ist. Offensichtlich will Matt eine untergründige Steigerung von Odd Future-Neosoul schaffen. Aber da steckt so wenig Kern in so vielen dieser Songs, dafür so viel showy Beatswitch, Beweis von gutem Geschmack und Aneinanderreihung von Einflüssen, dass man trotzdem nicht daraus schlau wird, worum es eigentlich gehen soll.

Wer ist überhaupt dieser Mika und warum ist seine Wäsche interessant? Nein, ich bin hochgradig verwirrt. Vor allem, weil ich das Album in einer S-Bahn gehört habe und es diese paar Augenblicke gab, in denen ich den Vibe gefühlt habe, auch ein bisschen verträumt aus dem Fenster schauend, und hoffte, dass es jetzt endlich in diesen Substanz-Modus wechselt und der geile, kleine, tolle Geheimtipp wird, als das es sich versteht. Aber dann dreht es doch wieder ab und verschränkt sich in dieser wesenlosen Kleinteiligkeit, die mehr damit beschäftigt ist, uns von seiner Ambition zu überzeugen, als tatsächlich etwas zu tun.

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