laut.de-Biographie
Odd Future Wolf Gang Kill Them All
Millionen amerikanischer Fernsehzuschauer reiben sich die Augen, als im Februar 2011 zwei wildgewordene Teenager in Hawaiihemden und bis zu den Knien hochgezogenen Tennissocken die Late Night Show von Jimmy Fallon entern. Unterstützt von einem Gartenzwerg, einer Zombiedame und den ehrenvollen Roots schreien sie Gäste an, rennen durchs Studio und bespringen den Talkmaster.
Zu Gast sind Tyler The Creator und Hodgy Beats von Odd Future Wolf Gang Kill Them All (kurz: OFWGKTA). Millionen amerikanischer Fernsehzuschauer haben diesen Namen noch nie gehört. In der Szene gelten Odd Future da längst als der absolut heißeste Scheiß.
Im kalifornischen L.A. formiert sich 2007 aus einem Haufen hyperaktiver Teenager zwischen 16 und 20 die Skate-Rap-Crew Odd Future: Gründer und Frontmann Tyler The Creator, Hodgy Beats, Domo Genesis, Mike G, Earl Sweatshirt, Sänger Frank Ocean, die Produzenten Left Brain, The Super 3 und Syd The Kid (die einzige Frau im Bunde) sowie Jasper Dolphin und Taco Bennett, deren Tätigkeit in der Gruppe nicht ganz klar ist.
In Eigenregie schmieden die elf erste Tracks. 2008 gibt die Crew "The Odd Future Mixtape" zum Gratis-Download auf ihrem Blog frei, eine Veröffentlichungsstrategie, die die Crew zum Standard erhebt. Darauf zu finden: selbstproduzierte Beats und dreckige Raps, die Respekt und Tabus gänzlich vermissen lassen, dafür vor Selbstbewusstsein, vulgärem Vokabular und Brutalitäten nur so strotzen. OFWGKTA rappen über Vergewaltigungen, Drogen, Mord.
Eine Gefahr für die Jugend stellten die Texte von OFWGKTA dar. Mehr noch, einen Angriff auf alle Menschen mit Moralvorstellungen. Odd Future sind solche Reaktionen vollkommen egal: "Worte sind Worte. Was Worte aussagen, setzen sie ja nicht in die Tat um. Sie sagen es einfach nur aus." Überhaupt scheißen die Skate-Rapper so ziemlich auf alles, was über sie an Meinungen kursiert: "Fuck it!", heißt es meistens bloß seitens der Crew.
Über fehlende Aufmerksamkeit brauchen sich OFWGKTA sowieso nicht zu beschweren. Dank Social Media verbreiten sich die Mixtapes und Alben wie ein Lauffeuer im Internet und entzünden Mitte 2010 einen riesigen Hype um die Gruppe. Konzerte sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
Odd Future werden als neuer Wu-Tang Clan gepriesen, die Zukunft des Hip Hop. (Earl, das jüngste Mitglied, bekommt davon nicht viel mit, da ihn seine Eltern kurz zuvor in ein Internat stecken.) Angebote von Plattenfirmen lehnen die Rapper fürs Erste ab.
Ihre Auftritte arten regelmäßig zu anarchistischen Events in regelrechter Punk-Manier aus, inklusive Stagediving und brüllender Menge: "Kill people! Burn shit! Fuck school!" Bei einer der ersten größeren Shows ist Mos Def anwesend und zeigt sich beeindruckt. Er empfiehlt Odd Future weiter, so dass Questlove den Newcomern schließlich zu besagtem Fernsehdebüt bei Jimmy Fallon verhilft.
Im selben Monat veröffentlicht Tyler The Creator das Video "Yonkers" und schafft es damit sogar in die MTV-Rotation. "Nur wegen des Erfolgs von 'Yonkers' denken jetzt Leute, die mich oder Odd Future nicht kennen, dass der Hype um uns über Nacht gekommen ist", so der zu diesem Zeitpunkt 19-Jährige. "Aber wir machen das schon seit Jahren!"
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