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Ein Herz für Bitches

... ein Herz für Bitches, und, ja, ich gebe ja zu, dass ich diese dämliche Latexanzug-Story einzig und allein dieser bescheuerten Überleitung wegen mitgenommen habe. So kommen wir jedenfalls (haha!) NAHTlos zu Katja Krasavice, und damit zurück ins deutschsprachige Segment.

Krasavices Album heißt bekanntlich "Ein Herz Für Bitches", und den Titeltrack samt Video, den gibts inzwischen:

Hmm. Ich glaube, wir müssen nicht darüber reden, dass dieser Song raptechnisch wie musikalisch ... nennen wir es "unterkomplex" ausgefallen ist. Das ist in jeder Beziehung schlicht, Krasavice dürfte entgegenkommen, dass wirklich keinerlei Micskill vonnöten ist, um das runterzusprechsingen.

Mit dem Text macht sie natürlich trotzdem einen Punkt, so plakativ man den auch finden mag: "Ist dein Rock ihn'n zu kurz und die Lips aufgespritzt? Ja, dann bist du eine Bitch und das gefällt ihnen nicht. Sind die Nails ihn'n zu lang und die Heels ihn'n zu high, werden sie dir bisschen nackte Haut niemals verzeih'n."

Dass darin mehr als nur ein Körnchen Wahrheit verborgen liegt, soll mal jemand zu leugnen versuchen. Der Automatismus, mit dem besonders aufgedonnerte Frauen für besonders dämlich gehalten werden, funtioniert tatsächlich ja wie geschmiert, egal, wie großer Bullshit der da an den Haaren herbeigezogene Zusammenhang auch sein mag.

Richtig verwunderlich finde ich dennoch, was für langweilige Ergebnisse diese ganze Aufdonnerei regelmäßig ausspuckt. Alle reden davon, was für selbstbestimmte, individuelle, kreative Künstlerinnen sie doch sind. Wenn dann aber Haare, Nägel, Make-Up, alles, on fleek sind, hab' ich zunehmend Mühe, die alle auseinanderzuhalten.

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5 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 8 Monaten

    Dieses Album hat mich überfordert und massiv verwirrt: https://youtu.be/LQ2HTifrIxY?si=ZNLpTMv8xD…

  • Vor 8 Monaten

    Total gut, dass sie das so offen anspricht.
    Sie unterläuft damit (ihrer Lyrik) subtil den scheinbaren Widerspruch zwischen modernem Feminismus und dem Wunsch sowie Recht der Frau trotzdem schön bzw. attraktiv sein zu wollen und zeigt damit eben genau das: es ist eben nicht so einfach für viele Frauen.

    Männer hingegen haben es da durch die Bank(!) weg leichter: sie bekommen ungefragt Komplimente und Kompetenz zugesprochen und müssen sich dafür lediglich eine Jeans und ein verranztes T-Shirt anziehen.
    Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, weiter so, Katja!

  • Vor 8 Monaten

    "Der Automatismus, mit dem besonders aufgedonnerte Frauen für besonders dämlich gehalten werden, funtioniert tatsächlich ja wie geschmiert, egal, wie großer Bullshit der da an den Haaren herbeigezogene Zusammenhang auch sein mag."

    Ich glaube nicht unbedingt, dass der Song diese Message vertritt und wenn, betreibt sie dann aber auch ein Stück weit Geschichtsrevisionismus mit ihrem eigenen Image. Als sie damals auf YouTube anfing, hat sie diese Rolle des großbrüstigen, übersexualisierten Dummchens affirmativ bedient und eigentlich selbst dazu beigetragen, dass sie und andere Frauen mit ihrer Optik so wahrgenommen werden. Also hä? Ich meine, es war ja jetzt nicht so, dass ihr Content eigentlich aus Wirtschaftsphilosophie oder Rezeptionen hoher Literatur bestand und Leute nur wegen ihrer Optik sie nicht für voll genommen haben.

  • Vor 8 Monaten

    Wäre halt so ne Frage, ob sie der beste Gegenbeweis für die (zugegeben!) dumme Annahme ist, so aufgetakelte Instagram-/Kardashian-/Makeup-Industrie-Opfer seien automatisch dumm. Fände es sehr erfrischend, wenn eine von denen mal in einer halbwegs klugen Diskussion paroli bieten kann. Muss ja keine Teilchenphysik studiert haben. Studium ist natürlich kein Beweis für Klugheit, aber ihr wisst schon.

    Vermutlich vermeiden kluge Frauen diesen Stil bewusst (was auch fragwürdig sein könnte), oder aber Frauen, die einen Großteil ihres Lebens auf die Instandhaltung dieses Looks zubringen, sind statistisch weniger auf der heller belichteten Seite der Menschheit. Was man auf männlicher Seite auch von Bodybuildern, Jeremy Fragrances o.Ä. kennt.

    • Vor 8 Monaten

      Ich glaube, der Mechanismus ist auch der, dass Intellektuelle ihren eigenen Dresscode haben und sich damit bewusst von dem Kleidungsstil, der wiederum den Lebensstil einer Person wie Katja Krasavice repräsentiert, abgrenzen wollen.

    • Vor 8 Monaten

      Jepp, genau der spielt auch eine wichtige Rolle. Wenn ihr wichtiger Punkt aber ist, sich nicht aufs Äußere zu reduzieren (was ja ein ehrenwerter Punkt ist), dann sollte sie (oder als Verweis auf eine andere Aufgetakelte) doch vielleicht mal zeigen, warum man das nicht tun sollte. Warum sie mehr ist als eine leere Plastikhülle, die das Plastikhüllendasein fetischisiert.

    • Vor 8 Monaten

      Interessante Diskussion! Vielleicht fragen wir mal einfach eine kluge Frau hier, die uns ihre Erlebnisse aus ihrer Sicht schildern kann. Finde das immer so interessant, direkt an den Menschen zu sein, denn: wer fragt, der führt :).

    • Vor 8 Monaten

      Digga waaas Teilchenphysik bist du dumm lan ey teilchen sind chemie du kuraz

    • Vor 8 Monaten

      Wenns schon keine klugen Männer auf laut.de gibt, dann wird allein schon aus statistischen Gründen kaum eine kluge Frau sich hier blicken lassen. Wenn Krasavice und Co. halt mantramäßig wiederholen, sie seien mehr als nur ihre chemische Verpackung, dann bedeutet das nicht mehr als ein Werbeslogan, der sagt, ein Bier sein "mehr als nur ein Bier". Aha. Und woran soll man das merken?

    • Vor 8 Monaten

      Der Feminismus von Katja sind in Wahrheit die Freunde, die wir auf der Suche nach ihm geworden sind.

  • Vor 8 Monaten

    Ist dein Rock ihn'n zu kurz und die Lips aufgespritzt? Ja, dann bist du eine Bitch und das gefällt ihnen nicht. Sind die Nails ihn'n zu lang und die Heels ihn'n zu high, werden sie dir bisschen nackte Haut niemals verzeih'n."

    Wer sind denn diejenigen denen das nicht gefällt und die ein bisschen nackte Haut niemals verzeihen? Ich hab das Gefühl da wird sich an einem Feind abgearbeitet den es gar nicht gibt.

    • Vor 8 Monaten

      Fuck, das System, Alter... The man... Das Patriarchat, Bro. Denen werden wirs zeigen, wirst schon sehen! Ey, rauch den nicht alleine tot!!!

    • Vor 8 Monaten

      Eigentlich ist es ja nicht so schwer vom Prinzip her: Sex und Sexualisierung gehen immer, nur sollte man seine Rolle als Konsument nicht dahingehend übertreiben, dass man sich moralisch im Recht oder allgemein als mehr wertvoll betrachtet.

      Paradox finde ich eher die Nische an Sexarbeiterinnen wie z. B. eine Nika Irani, die eher schizophren (nicht im Krankheitssinn gemeint) wirkende Ansichten vertreten, dass Fotos in halbnackt mit suggestiven Posen keine sexuellen Elemente enthalte, sondern rein ästhetisch sein. Ich meine, dass kann sie so sehen, aber ob etwas sexuell ist oder nicht, wird oftmals vom Rezipienten selbst entschieden. Und das man erregt von bestimmten Bildern ist, kann man selbst nicht beeinflussen, geschweige denn bewusst entscheiden. Nur, ob man jetzt "Geile Titten!" als Kommentar darunter absetzt. Das sollte man natürlich lassen.

      Dass man da nicht so die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung hat, ist natürlich gruselig. Man muss allerdings auch bedenken, dass alles sexualisiert werden kann, wenn man jetzt an objektophile Personen denkt. Oder gar nichts, wenn man asexuelle Personen mit einbezieht.

      Was Katja im Speziellen angeht, ist halt die Frage, über wen sie da eigentlich spricht. Sicher nicht über sich selbst, denn sie wird ja noch zu Interviews, Talkshows und anderweitigen Aufrtitten eingeladen und ihre langen Nägel, High Heels und nackte Haut machen sie derzeit reich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so viele Leute sie nicht ernst nehmen, wenn sie immer wieder eine bestimmte Medienpräsenz besitzt.

      Wenn man großzügig ist, kann man die Zeilen so lesen, als solidarisiere sie sich mit anderen Frauen. Warum nicht? Ansonsten hat man aber auch die Hip-Hop-typische Underdogisierung, wie man sie halt auch von Männern kennt und die über die Jahre immer unglaubwürdiger wird. Das ist aber wieder ein komplett anderer Bereich, wenn Künstler, die mit viel Glück eine privilegierte Position in der Medienlandschaft erlangt haben, über vermeintliche Steine im Weg sprechen.

    • Vor 8 Monaten

      Jepp. Underdogisierung ist ein ganz wesentliches Element dieser Bewegung. Gibt viel lobenswerten Feminismus, aber dieser besonders penetrante und laute Teil, an dem sich auch Rechte und Incels so gern aufreiben, betreibt diesen eigenartigen Opferfetisch, den man ausm Hip-Hop so gut kennt.

      Ich habe es auf die Nummer 5 dieser einen Rapliste geschafft, dabei wurde mir in der 7. Klasse mal das Pausenbrot geklaut, und mein Kollege hat mit meiner Freundin rumgemacht, und alle haben sie gesagt, ich werde es nie zu was bringen! Fuck the system!

    • Vor 8 Monaten

      Auf jeden Fall sollte man immer Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Altes Aufarbeiten kann dabei unterstützend wirken, wenn es denn ehrlich ist. Jeder hat eine zweite Chance verdient, auch als "Opfer" :).

    • Vor 8 Monaten

      Welchen Opferfetisch? Wie bei Lindemann?

    • Vor 8 Monaten

      Nein, das war ein Missverständnis. Ich meinte Ragism ;).