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Leitzordnergangster

Während Mr. Rap in die Vergangenheit blickt, schaut Kolja Goldstein nach vorne: Für Sonntag stellt er eine ausführliche Reaktion auf die in der Zeit veröffentlichten Recherchen in Aussicht, die vermuten ließen, dass er vielleicht doch kein so furchtbar krasser Gangster ist, wie er immer tut.

Statements dazu, wann es ein Statement geben wird: Das lieb' ich ja besonders, das ist so schön meta.

Keine Sorge, die kompetente Aufarbeitung dieses Falls überlass' ich zu gegebener Zeit der Expertise des Kollegen Dominik Lippe, der ist tiefer im Thema. Ich muss aber trotzdem irgendwo loswerden, dass ich schon arg süß finde, wie heftig Goldstein gerade die Düse gehen muss. Da fällt seine mühsam kultivierte Ganovenfassade in sich zusammen, und er gräbt seinem Böse-Buben-Image mit dem Versuch, seine angebliche Gefährlichkeit zu belegen, selbst am wirkungsvollsten das Wasser ab. Herzig.

Würde sich ein echter Verbrecher nicht entspannt zurücklehnen, sich die Hände reiben und sich freuen, wenn andere Material rankarren, um ihn zu entlasten? Würde einer, der im großen Stil dealt und andere krumme Dinger dreht, damit hausieren gehen? Würde so einer die Beweise für seine Gesetzesuntreue dann wirklich, ordentlich in Leitzordnern abgeheftet, auf dem Dachboden seiner Mama aufbewahren?

Ich kenn' mich da nicht so aus, ich frag' bloß.

Besagte Leitzordner will Kolja Goldstein jetzt jedenfalls Bordellbetreiber Werner Frankfurt aushändigen, und dann soll in Gegenwart eines "Rechtlers" "Klarheit" hergestellt werden. Über das Ausmaß der Goldsteinschen Schurkigkeit, nehm' ich an. Viel brennender interessierte mich aber, warum man bei der ganzen ohnehin schon absurden Angelegenheit den Boss irgendwelcher fränkischer Bummsetablissements zwischenschalten muss. Hä?

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4 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Die Leute und das Genre sind so dermaßen hängengeblieben. Was ist da in der Erziehung nur falsch gelaufen? Gut, Fler ist ein Heimkind, dass durch seine unangenehme Art scheinbar nie wirklich Liebe und Geborgenheit erfahren durfte. Ziemlich traurig :'(

  • Vor einem Jahr

    Ich muss seit Jahren bei diesen ganzen Diskussionen an einen doch mittlerweile echt alten Track von Tua denken:
    "Du willst Gangsterrapper sein? Sag mir, wie lange saßt du ein?
    Alle Jungs von mir, die saßen, wollen da nicht wieder rein
    Alter, es gibt von ihnen keinen, der auf diese Scheiße stolz ist
    Und im Nachhinein keinen, der es auf diese Weise wollte
    Also frag' ich mich, wieso wollt ihr in die Straße rein?
    Statt, dass ihr da bleibt, wo ihr seid, nicht ganz so hart, aber halt frei
    Denn jedes Straßenkind versucht es von der Straße zu schaffen
    Anstatt in sie hinein, sag' mal, was ihr labert von hustlen?"

    Und trotzdem hüpfen alle paar Jahre ein paar neue echt harte Jungs aus der Straße in irgendein Studio und irgendwelche (geistigen) teenys meinen die Musik wäre besser oder der Rapper cooler weil er "echt" ist. Statt dass sie sich vorstellen können, dass jeder der wirklich Dreck am Stecken hat, damit definitiv nicht in Songs und Videos flexen würde.

  • Vor einem Jahr

    "Beats wiegen mich in den Schlaf und ich bleib chill
    Ein Gangster Rapper ist kein Gangster, oder ist ein Müllmann Müll?
    Gangsterrapper rappen, während sie Drogen verkaufen könnten
    Sitzen sie auf ihrem faulem Arsch und rappen (Tss!)"

  • Vor einem Jahr

    „Ein Gee war noch nie verliebt“