Leitzordnergangster
Während Mr. Rap in die Vergangenheit blickt, schaut Kolja Goldstein nach vorne: Für Sonntag stellt er eine ausführliche Reaktion auf die in der Zeit veröffentlichten Recherchen in Aussicht, die vermuten ließen, dass er vielleicht doch kein so furchtbar krasser Gangster ist, wie er immer tut.
Statements dazu, wann es ein Statement geben wird: Das lieb' ich ja besonders, das ist so schön meta.
Keine Sorge, die kompetente Aufarbeitung dieses Falls überlass' ich zu gegebener Zeit der Expertise des Kollegen Dominik Lippe, der ist tiefer im Thema. Ich muss aber trotzdem irgendwo loswerden, dass ich schon arg süß finde, wie heftig Goldstein gerade die Düse gehen muss. Da fällt seine mühsam kultivierte Ganovenfassade in sich zusammen, und er gräbt seinem Böse-Buben-Image mit dem Versuch, seine angebliche Gefährlichkeit zu belegen, selbst am wirkungsvollsten das Wasser ab. Herzig.
Würde sich ein echter Verbrecher nicht entspannt zurücklehnen, sich die Hände reiben und sich freuen, wenn andere Material rankarren, um ihn zu entlasten? Würde einer, der im großen Stil dealt und andere krumme Dinger dreht, damit hausieren gehen? Würde so einer die Beweise für seine Gesetzesuntreue dann wirklich, ordentlich in Leitzordnern abgeheftet, auf dem Dachboden seiner Mama aufbewahren?
Ich kenn' mich da nicht so aus, ich frag' bloß.
Besagte Leitzordner will Kolja Goldstein jetzt jedenfalls Bordellbetreiber Werner Frankfurt aushändigen, und dann soll in Gegenwart eines "Rechtlers" "Klarheit" hergestellt werden. Über das Ausmaß der Goldsteinschen Schurkigkeit, nehm' ich an. Viel brennender interessierte mich aber, warum man bei der ganzen ohnehin schon absurden Angelegenheit den Boss irgendwelcher fränkischer Bummsetablissements zwischenschalten muss. Hä?
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