Superstar Jared Leto und Band bekennen ihre Liebe zu Berlin und spielen ein fokussiertes Konzert - Akustikgig am Alexanderplatz inklusive.

Berlin (dp) - Langeweile dürfte für Jared Leto ein Fremdwort sein: Der Beau ist nicht nur ein Oscar-prämierter Schauspieler, begeisterter Kletterer und gefragtes Model, sondern auch Kultanführer und Rockmusiker.

Gemeinsam mit seinem Bruder Shannon gründete er schon in den späten 90ern die Alternative Rock Band 30 Seconds To Mars, deren Erfolg quasi vorbestimmt war. Während das selbstbetitelte Debut noch wenig Beachtung fand, entpuppte sich "A Beautiful Lie" 2005 als Verkaufsschlager - der Beginn einer großen Karriere. Es scheint, als würde alles zu Gold, was Jared anfasst.

Liveauftritte der Band sind gleichwohl keine Selbstläufer. Und so mussten die Leto-Brüder in der Vergangenheit auch viel Kritik wegstecken: Zu generisch, zu desinteressiert, zu egozentrisch, hieß es. Dieses Mal soll auf der 'Seasons Tour' aber alles laufen: Alte Hits, nah an den Fans und dabei immer schön stylish bleiben.

Spontanes Akustikset am Alexanderplatz

Das Berliner Konzert war im Vorfeld nicht ausverkauft, und so griff Jared Leto in die Promokiste und spielte ein spontanes Akustikset am Alexanderplatz, kurzfristig angekündigt lediglich über seinen X-Account und von seiner formidablen Foto- und Videocrew festgehalten. Genutzt hat es nur bedingt: In der Uber Arena bleiben große Teile des Oberrangs abgedeckt.

Dennoch ist die Begeisterung der Fans im abgetrennten Front of Stage-Bereich schon vor Konzertbeginn deutlich zu spüren. Viele haben Plakate mitgebracht, um auf sich aufmerksam zu machen, denn Jared tendiert dazu, während der Konzerte Fans auf die Bühne zu holen. Ein Zuschauer hat sich gar in ein knallgelbes Ganzkörper-Pikachu-Kostüm geworfen. Ein echter Fan ist sich eben für nichts zu schade!

Kurz vor 21 Uhr zählt ein Countdown rückwärts von 100 herunter, um bei 30 in einer Art Loophole festzuhängen: "Thirty ... thirty ... thirty ...." repetiert eine Computerstimme. Aber wo ist Jared? Der schleicht sich durch die Menge zur Bühne und genießt den Jubel sichtlich. Dass er Gefallen daran findet, Menschen um sich zu scharen, die ihn vergöttern, ist nicht neu.

Immer wieder gerät der US-Amerikaner in die Schlagzeilen, weil er auf 'Mars Island' eine Art Kult gegründet hat. Gekleidet in weite, weiße Gewänder wandelt Leto mit seiner Gefolgschaft (vornehmlich junge, schöne Frauen – oder Fans, die bereit sind, horrende Summen zu zahlen) durch sein Reich, hält Fotosessions ab, spricht zu seinen Anhänger:innen und inszeniert sich als eine Art Gott. Auch am Rand der riesigen Bühne sind links und rechts Fans platziert.

Die Arena bebt, die Konfettikanonen explodieren

Doch heute Abend soll es vornehmlich um die Musik gehen, das weiße Kleid wird gegen ein durchsichtiges, schwarzes Oberteil ausgetauscht, das den Blick auf den makellosen Körper des Sängers freigibt. Spiegelbrille, Adidas Lack-Sneakers und einen Cowboyhut runden das Bild ab. Was für ein Entrée! Pompös auch, wie die Band direkt mit einem ihrer größten Hits startet: "Kings And Queens" vom Hitalbum "This Is War" verfehlt seine Wirkung nicht und bringt die Halle zum Beben.

Doch damit nicht genug, bereits zum nachfolgenden "Up In The Air" explodieren Konfettikanonen und Pyrotechnik. Wow! Jared wirbelt über die Bühne und nutzt die gesamte Länge des Steges, der ihn näher zum Publikum bringt. Immer wieder sucht er den Kontakt zum Publikum und spricht während der Songs zu den Fans. Auch sein Bruder Shannon nutzt jegliche Gelegenheit, hinter seinem Drumset hervorzukommen, um mit minimalistischerem Equipment auf dem Steg zu performen.

Die Setlist bleibt angenehm oldschool und hält sich weitestgehend an die älteren Alben der Band. "This Is War", "Night Of The Hunter" oder "Hurricane" kommen richtig gut an. Der Kritik, seine Stimme sei nicht für die große Bühne gemacht, tritt Leto selbstbewusst mit einem Akustik-Intermezzo entgegen, in dem er "Stay" in Gänze und eine etwas verhudelte Version von "From Yesterday" darbietet. Absolut passabel.

German Leto

Weitere Sympathiepunkte sammelt der scheinbar nicht alternde Musiker mit einer Deutschlandflagge und seinem Bekenntnis, wie sehr er das Land und vor allem Berlin liebe: Ein paar Monate habe er zwischen Mitte und dem Prenzlauer Berg gewohnt – wo genau verrät er nicht, die Beschreibung könnte aber auf das Soho House passen.

Die gut 90 Minuten Konzert vergehen dank des energetischen Auftritts der beiden Brüder wie im Flug. Hit reiht sich an Hit, zwischendurch wird noch eine signierte Version der neuen Platte verschenkt. Für das große Finale holt Leto, ganz in alter Manier, dann noch richtig viele Fans auf die Bühne. In diesem Moment sieht man, wie sehr er dieses Get Together genießt. Sein Lächeln wirkt echt, die blauen Augen strahlen: Inmitten seiner Anhänger:innen ist er glücklich. Dank der riesigen Videoleinwände kommt dieser Eindruck auch bei den Fans auf den Rängen an. Zurück in den Backstagebereich geht es, klar, wieder durch die Menge.

30 Seconds To Mars präsentieren sich gestern deutlich fokussierter und leidenschaftlicher als noch bei ihren letzten Gigs. Die aktuelle Tour ist zu empfehlen. Top Ebayer, gerne wieder.

Von Désirée Pezzetta.

Fotos

Berlin, Uber Arena, 2024 Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live.

Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto live., Berlin, Uber Arena, 2024 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Wenn 90 Minuten wie im Flug vergehen: Jared und Shannon Leto 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1 Kommentar

  • Vor 6 Monaten

    Klingt nach nem echt schönen Konzerterlebnis. Aber mal Hand aufs Herz: Man sollte schon n bissl flach oder dumm sein, wenn man 30STM hört, oder? Allermindestens wirds helfen. Keine Ahnung, die Redaktion von laut.de musste sich schon mehr mit denen auseinandersetzen. Frag die vielleicht mal.