All killer, no filler, und ein astreiner Sound: Wer im Lexikon nach Indierock sucht, findet Franz Ferdinand.

Berlin (laut) - Schlägt man Indierock im Lexikon nach, erscheint höchstwahrscheinlich ein Bild von Franz Ferdinand. Kaum eine andere Band prägte das Genre so wie die Schotten, die - anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums - derzeit auf "Hits To The Head Tour" sind und Montagabend in der Berliner Verti Music Hall gastieren. Nicht nur ihre größten Hits haben sie dabei im Gepäck, sondern auch die neue Drummerin Audrey, die sich hervorragend in die Band einfügt.

Lange hatten die Fans warten müssen: Ursprünglich war das Konzert schon für März geplant, bekanntlich kam eine Pandemie dazwischen. Aber nun sind sie da, die schottischen Legenden, die mit Hits wie "Take Me Out" oder "Darts Of Pleasure" Indie-Hymnen hinterlassen haben.

Gleich zwei Supportacts

Als Anheizer:innen haben Franz Ferdinand die Musikerin Dyan Valdés und Tänzerin Maria Ferrara mitgebracht, ein starkes Duo, das zu treibenden Elektrobeats zentrale feministische Messages propagiert und die Zuschauer:innen auffordert, gegen Ungerechtigkeit, Missbrauch, Gewalt und Bevormundung durch Staat und Kirche einzustehen. Valdés' Sound erinnert ein wenig an Peaches im besten Sinne. Die Show strotzt nur so vor Energie - nicht zuletzt dank der starken Bühnenpräsenz und einer durchdachten Choreo.

Im Anschluss zeigen Medicine Cabinet, dass auch der Indie-Nachwuchs in Schottland in den Startlöchern steht und gekommen ist, um zu bleiben. Die bunte Truppe um die charismatische Sängerin Anna Reeves spielt eine kurzweilige Indiepop-Show, die zwar keine Überraschungen birgt, aber dem Rahmen angemessen ist. Ausgehtipp für eine zukünftige Headliner-Show der spielfreudigen Truppe ist notiert.

Schampus und Lachsfisch

Nach einer kurzen Verschnaufpause tut sich um 21:15 Uhr etwas hinter dem großen, weißen Vorhang: Die ersten Akkorde von "The Dark Of The Matinée" erklingen. Und plötzlich sind sie da, die Indiegött:innen Franz Ferdinand, lang erwartet und heiß herbeigesehnt. Die nahezu ausverkaufte Verti Music Hall rastet aus, und die Band gibt sofort alles!

Die Energie der Schotten springt instant aufs Publikum über, das wiederum singt, hüpft und textsicher jede Zeile skandiert. Die Euphorie steigert sich bei "No You Girl" und "Curious" noch, bis bei "Walk Away“ kurz ruhigere Töne angeschlagen werden. Zeit, sich die Bühne näher anzuschauen: Jedes Bandmitglied hat ein eigenes Podest und eine große Box, versehen mit dem eigenen Namen. Ein riesiges Backdrop vervollständigt das ansonsten recht karge Bühnendesign. Deko? Brauchen Franz Ferdinand nicht. Lichteffekte zaubern Atmosphäre, und die Ausstrahlung der ausnehmend schönen Band tut ihr Übriges.

All killer, no filler

Besagtes "Walk Away", der wohl zauberhafteste Song von Franz Ferdinand überhaupt, ist aber nur eines der Highlights des 18 Stücke umfassenden Sets, das keine Fanwünsche offen lässt. Sänger Alex Kapranos und seine Mitstreiter:innen springen um die Wette, und Drummerin Audrey steht die Freude im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht geschrieben. Was für ein Wahnsinn, den Franz Ferdinand hier gerade abliefern! Wer jetzt nicht mindestens wild mit den Augen zuckt, hat wohl keine Seele. Die Distanz zum Publikum wird durch einen Steg in Höhe der Bühnenmitte quasi aufgehoben, Alex läuft wie ein Supermodel auf und ab, ist ganz nah bei den Fans, schüttelt Hände, die sich verzehrend nach ihm strecken und hält Zwiesprache.

Die einzige kleine Panne passiert bei "Ulysses", als Kapranos eine Gitarrensaite reißt, was dem insgesamt astreinen Sound aber keinen Abbruch tut. Das Indie-Feuerwerk entlädt sich vor der Zugabe in einem kollektiven Drumsolo der gesamten Band, angeführt von der zauberhaften Audrey. Während sie die Trommeln drischt, fliegen ihre großen, goldenen Creolen wild hin und her, die Herren haben schon fast Mühe, Schritt zu halten. Die Multiinstrumentalisten kloppen auf alles ein, was als Trommel taugt. Dann verschwinden Franz Ferdinand von der Bühne - vehement wird nach dem Encore verlangt.

Und lange lassen sie sich auch nicht bitten, um nach "Billy Goodbye" und "Michael" das grand Finale auf der in rotes Licht getauchten Bühne mit "This Fire" zu zelebrieren. Unter frenetischem Jubel verabschieden sich Franz Ferdinand von ihren Fans, die inständig hoffen, nicht wieder so lange auf ihre Held:innen live warten zu müssen.

Text und Fotos: Désirée Pezzetta.

Fotos

Berlin, Verti Music Hall, 2022 Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet.

Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. 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