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John Zorn - "Never Again"

"'Never Again' contains high frequency extremes at the limits of human hearing & beyond, which may cause nausea, headache & ringing in the ears. Prolonged or repeated listening is not advisable as it may result in temporary or permanent ear damage": Spätestens wenn der Künstler selbst eine Warnung für seine eigene Komposition ausspricht, sollte deutlich werden, dass man ungefähr so weit von Easy Listening entfernt ist, wie es der menschliche Verstand überhaupt ertragen kann.

John Zorns "Kristallnacht" ist, ähnlich wie Pendereckis Threnody, mehr Zeitdokument und musikalisches Mahnmal als Unterhaltungsmusik. Noch mehr als bei "Threnody" besteht hier aber eine zutiefst persönliche Bindung zwischen dem Künstler und seiner Kunst. John Zorn, der sich in den 80ern einen Namen in der Jazz-Szene machte, ist Jude, und "Kristallnacht" ist seine schmerzliche Auseinandersetzung mit der blutigen Geschichte seiner Religion. In seinen Worten: "Every Jew has to come to grips with the Holocaust in some kind of way and that was my statement." Ein Exorzismus der eigenen traumatischen Geschichte. "I do not need to do it again", verständlich.

Das Album besteht zu großen Teilen aus düsteren, aber unaufgeregten Jazz-Arrangements. Im zweiten und längsten Movement der LP, dem angebracht betitelten "Never Again", entfesselt Zorn dann allerdings ohne viel Anlauf ein läuterndes Höllenfeuer an Lärm und Chaos. Das zwölfminütige Stück ist der Versuch einer auditiven Rekonstruktion der Pogromnacht des 9. Novembers 1938. Berstendes Glas, schrille Töne, die wie Hilferufe durch die verwüstete Klanglandschaft donnern, hasserfüllte 'Sieg Heil!'-Rufe, jiddischer Gesang und dann eine Ruhe, die alles überschattet. Kunst, die in ihrer Intensität an die äußersten Grenzen der Belastbarkeit geht. Am Ende pflichtet man Zorn zweifelsohne bei: "Never Again"!

Da das Stück als einzelner 'Song' nicht auffindbar ist, habe ich eine fast vollständige Performance des Albums verlinkt. "Never Again" beginnt etwa bei 8:10.