K-Pop Comedown: Die Metal-Crossover-Katastrophe

Twice - Alcohol-Free

Apropos Sachen, die man auf den ersten Blick für völliges Gimmick hält: Das neue Twice-Sommer-Comeback ist ein full-on karibischer Bossanova-Pop-Song, überraschend reduziert und organisch, mit nur wenigen elektronischen oder tanzbaren Elementen in der Beatarbeit. Ein ziemlich absurder Move, gerade nachdem ihre letzte Veröffentlichung "I Can't Stop Me" geradewegs in die Synthpop-Meisterklasse eingeschlagen hat. Aber vielleicht tut dieser Palette Cleanser der Gruppe ja gut.

Vor allem, weil er besser funktioniert, als er sollte. "Alcohol-Free" klingt wesentlich weniger ereignisreich als der handelsübliche K-Pop-Titeltrack, aber verdammt, kommen ein paar der Vocal-Melodien hier honigsüß, gerade der an Flamenco erinnernde Piano-Einschlag im zweiten Part und der unerwartet platzierte Rap-Part geben Auftrieb, dazu kommen die an den richtigen Stellen platzierten kurzen EDM-Drum-Einschläge. Twice bleibt eben Twice, die wissen schon, wie man großartige Pop-Songs schreibt und irgendwie respektiere ich auch sehr, dass sie nie groß prätentiös mit ihrem Ding geworden sind. Es ist eben simpler, runder Pop, dann ist der Text für die Bridge eben basically eine Getränkekarte. In einer K-Pop-Landschaft, in der so viele Gruppen inzwischen so beharrlich edgy und narrativ sein wollen, ist so eine Gradlinigkeit eigentlich auch schon wieder ein Schatz.

Wertung: 4,5/5