Die Big Beat-Pioniere haben ihr Aushängeschild verloren: Wir erinnern mit den wichtigsten Tracks der britischen Crew an Bühnen-Derwisch Keith Flint.

Essex (laut) - Ihr Nummer-eins-Hit "Firestarter" hat bereits 23 Jahre auf dem Buckel, und doch steht er bis heute exemplarisch für Sound und Optik von The Prodigy. Keith Flints Auftritt im dazugehörigen Video brannte sich ins Gedächtnis ein, in einer Zeit, in der Bands wie The Prodigy, The Chemical Brothers oder Daft Punk massiv von MTV profitierten.

Man merkt es auch angesichts der zahlreichen Rockstars, die Flints zu frühen Tod mit 49 Jahren kommentierten. Sie charakterisierten den Frontmann mit der irren Frisur meist als 'derwisch on stage', der Tausende aus dem Stand mitriss und gleichzeitig abseits der Bühne ein echter Gentleman war.

Er lege einfach den Schalter um, sobald er vom Backstage-Bereich auf die Bühne gehe, sagte Flint dazu einmal. Die energiegeladene Musik von The Prodigy gab ihm für seine diabolische Performance die perfekte Grundlage, das eine konnte ohne das andere nicht funktionieren. Hier sind ...

Die 20 besten The Prodigy-Songs

"Firestarter" und das Skandalvideo "Smack My Bitch Up" (Jonas Åkerlund führte Regie) machten The Prodigy zum Global Act: Pole Position in USA, UK, Deutschland und vielen anderen Ländern. Keith Flint war das Aushängeschild, der personifizierte Rave-Punk. Co-Fronter Maxim Reality verkörperte dagegen eine Art Voodoo-Hip Hop. Im Hintergrund ließ DJ und Producer Liam Howlett die Puppen tanzen: Breakbeats, die Drum'n'Bass, Techno und Hip Hop mit Einflüssen aus Rock und Punk verknüpften, bald "Big Beat" genannte Tanzmusik, wie sie wohl nur im Kontext der Poptraditonen des Einwanderungslandes Großbritannien entstehen konnte.

Diese Party feierten The Prodigy so hart und dreckig, dass Dance plötzlich auch Rock- und Metalkids anzog. Zu nennen sind hier in erster Linie die beiden Alben "Music For The Jilted Generation" (1994) und "The Fat Of The Land" (1997). Ersteres noch eher im Techno-Kontext verhaftet, das zweite deutlicher dem Rock zugewandt. Eine wirklich relevante Platte gelang den Briten danach nicht mehr: Ihr Sound war in den 90ern einfach zu angesagt, als dass "Always Outnumbered, Never Outgunned" (2004) die Jahrtausendwende hätte unbeschadet überstehen können. Flint und Maxim waren am Comebackalbum damals übrigens nicht beteiligt, der vierte Mann im Bunde, Leeroy Thornhill (unter anderem Keyboards), verließ die Band bereits 2000.

"Juckt mich nicht!"

Der Ruhm trug The Prodigy dennoch bis in die Gegenwart. Auf den großen Bühnen blieben die explosiven Shows der Briten über die Jahre gesetzt, 2012 spielten sie gar beim Download Festival, einem Mekka für Rock- und Metalfans. Die regelmäßig produzierten Platten wirkten dazu ein wenig so, als hätten The Prodigy vor allem frischen Stoff für ihre erprobten Live-Partys kompiliert, den sie eben auch auf Platte pressten. Dabei blieben sie stets mit dem Vorwurf konfrontiert, sich im Kreis zu drehen.

Ein Umstand, den die Band relativ kalt ließ. "Solche Aussagen kommen immer von Leuten, die auch Probleme mit Bands wie AC/DC oder den Ramones haben. Das juckt mich nicht. Wir haben nun mal unsere Trademarks. Hallo? Wir sind The Prodigy! Wir sind keine Band, die sich an irgendwelchen Hypes orientiert", diktierte uns Flint 2015 zur Veröffentlichung von "The Day Is My Enemy" in den Block. "Laut, aggressiv und auf die Zwölf: Das war vor 25 Jahren so, und das wird auch so bleiben", ergänzte Howlett im selben Gespräch.

Nun ist Keith Flint Anfang der Woche in seinem Haus in Essex gestorben. Sein letztes The Prodigy-Konzert spielte er am 5. Februar im neuseeländischen Auckland. Seine Brüder bleiben "schockiert, wütend und mit gebrochenem Herzen" zurück, wie es Howlett und Maxim ausdrückten. Im Mai hätte es wieder gemeinsam auf US-Tour und im Sommer nach Europa (unter anderem zum Highfield und Deichbrand) gehen sollen. Alle Gigs sind nun abgesagt.

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The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) The Prodigy,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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