Das Kliemannsland öffnet seine Tore für Besucher. Vom Namensgeber distanziert man sich - ein bisschen.

Rüspel (dol) - Das Kliemannsland sucht noch immer nach dem richtigen Umgang mit ihrem prominenten Namensgeber. Nach ihrem etwas unglücklichen Imagefilm mit Clickbait-Titel und Schmähungen gegen einen kritischen YouTuber haben die Verantwortlichen ein weiteres Video veröffentlicht, das sich um ihre Pläne für die Mikronation dreht. "Wir möchten uns für eine Gesellschaft einsetzen, in der Transparenz, Ehrlichkeit und ein fairer Umgang miteinander selbstverständlich sind", klärt zu Beginn eine Texttafel auf, "Von einem Verhalten, dass diese Werte nicht respektiert, distanzieren wir uns."

Viele der in Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" gegen Fynn Kliemann erhobenen Vorwürfe seien "bereits widerlegt". An Vorverurteilungen und vorschnellen Entscheidungen wolle sich das Kreativ-Projekt nicht beteiligen, dennoch betont der Kanal: "Wir sehen, dass wir dafür kritisiert werden, eng mit Fynn verbunden zu sein und nehmen die Vorwürfe ihm gegenüber sehr ernst". Als Gründer werde der DIY-Handwerker "immer ein Teil des Kliemannslandes sein. Bis zur vollständigen Aufklärung wird er sich aber aus allen Aktivitäten zurückziehen."

Ohne es zu konkretisieren, bittet das Projekt auf einer separaten Texttafel um Verzeihung für die "unangemessene Äußerung" im vorherigen Imagefilm. Im folgenden Video blicken Mitarbeiter auf das vorangegangene Wochenende zurück, an dem sich die Tore der Mikronation für 3.000 Besucherinnen und Besucher geöffnet haben. "Wir hatten eine richtig geile Zeit. Und wir haben gemerkt, dass wir genau das mit dem Kliemannsland machen müssen. Wir machen einfach die Tür auf! Ihr könnt immer 'rumkommen, alles nutzen." Das gelte ab jetzt für jedes Wochenende.

Naturgemäß lockte das Kliemannsland mit seinem Tag der offenen Tür zahlreiche Medienvertreter an. Claas Oberstadt fuhr für Zeit Online zum niedersächsischen Kreativbauernhof. Dort herrschte eine "fröhliche Dorffest-Stimmung" mit Bratwurst, Waffeln und "eine über den kleinen Tümpel gespannte Seilrutsche". Das sei "natürlich alles ganz nett, aber nun eben auch nichts allzu Besonderes". Vielmehr erscheine auf dem Hof alles in der hippen "DIY-Ästhetik, die allerorten zwischen Augsburg und Rostock zu finden" sei. Die stets reklamierte Außenseiterrolle wolle dazu "nicht so recht passen".

Der Spiegel entsandte Edelfeder Anja Rützel, für die als Medienvertreterin "strenge Autorisierungsregeln" gegolten haben. Schon beim Betreten des Kliemannslands habe sie eine "klebrige 'Komm mit mir ins Abenteuerland'-Summserei im Kopf" gehabt. Die "Szenerie und Stimmung" im "Heimwerker-Xanadu" erinnere sie an eine "gutmütig-sentimentale Dorfjugendkomödie aus dem Frühwerk von Detlev Buck". Am "Zufluchtsort für alle, die anders sind", sehen sich die vielen "weißen, normkörperigen jungen Menschen" erstaunlich ähnlich. Niemand von ihnen habe sich für Jan Böhmermann interessiert.

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