Im "ZDF Magazin Royale" sieht sich der Influencer mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe medizinische Masken in Asien herstellen lassen.

Köln (dol) - "Krise kann auch geil sein." Im "ZDF Magazin Royale" wirft Jan Böhmermann dem Sänger und DIY-Handwerker Fynn Kliemann betrügerische Geschäftspraktiken vor. Neben dem fragwürdigen Umgang des Unternehmers mit den Spendengeldern seiner Ferienhausvermietung LDGG steht vor allem der Handel mit medizinischen Masken im Fokus. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck verkaufte Kliemann zu Beginn der Pandemie mehrere Millionen Masken über die Firma Global Tactics, ihre selbsterklärte "Textilmanufaktur für faire und nachhaltige Bekleidung".

Im Frühjahr 2020 stellte das Unternehmen nach eigenen Angaben ihre Produktion um, um "fair produzierte, wiederverwendbare Mundbedeckungen aus Europa" herzustellen, die nur "1/10 von den Dingern der überteuerten Profitgeier" kosten und "ganz nebenbei Arbeitsplätze" retten. Angeblich soll die Firma die Masken in Portugal mit nachhaltigen Rohstoffen genäht haben. Fynn Kliemann beteuerte dabei stets, sich an der Krise nicht bereichern zu wollen. Er verkaufte den Mund-Nasen-Schutz zum Selbstkostenpreis unter anderem über den Online-Händler About You.

Minderwertige Masken an Flüchtlingscamps geschickt

Das "ZDF Magazin Royale" weckt an der Darstellung Kliemanns nun Skepsis. Aus WhatsApp-Nachrichten mit einem Textilhersteller geht hervor, dass er die Masken in Bangladesch und Vietnam hat produzieren lassen. In der Fabrik in Dhaka haben die Näherinnern und Näher dafür im Durchschnitt 120 Euro im Monat erhalten – die Hälfte des dortigen Existenzminimums. 2,3 Millionen Masken soll Kliemanns Unternehmen zum Preis von 40 bis 45 Cent erworben haben.

Anschließend stand Global Tactics vor dem Problem, die Herkunft der Masken mit neutralen Kartons ohne 'Vietnam'-Beschriftung zu verschleiern. Ebenfalls pikant: Die ersten 100.000 medizinischen Masken erfüllten die qualitativen Anforderungen nicht, sodass der Hersteller sie dem Unternehmen schenkte. Fynn Kliemann spendete sie daraufhin aufmerksamkeitsförderlich an Flüchtlingscamps in Griechenland und Bosnien. "Krise kann auch geil sein", wie es der Sänger in einer Nachricht ausdrückte.

"Fynn Kliemann ist ja kein Betrüger, sondern eher das menschgewordene, perfekte Alibi. Man kann ihm einfach nicht böse sein", erklärt Jan Böhmermann zu Beginn seines Beitrags. Aus den Informationen des "ZDF Magazin Royale" geht hervor, dass der imagebewusste Gründer des "Kliemannslands" in die Vorgänge involviert gewesen sei. Die Redaktion stellte einen Großteil ihrer Recherchen bestehend aus Chatnachrichten, Lieferscheinen, E-Mails und Schnittmustern auf der eigens eröffneten Website zur Verfügung.

Den Sendungsbeitrag veröffentlichte sie vorab auf YouTube, nachdem Fynn Kliemann bereits am 1. Mai eine halbstündige Stellungnahme zu den Fragen der Redaktion auf seiner Instagram-Seite verbreitet hatte. Auf die Frage nach der Maskenproduktion versichert der Unternehmer darin, dass es sich um "exakt die gleichen Produzenten [handelt], die auch meine Klamotten machen. Die sitzen in Serbien und Portugal." Er sei selbst dort hingefahren. Dort gelten die europäischen Richtlinien für Arbeitszeiten und Mindestlöhne. Daran bestehen nun erhebliche Zweifel.

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11 Kommentare mit 20 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Als bayerntrainer war er auch nicht gut

  • Vor einem Jahr

    Schön, dass Fynn Kliemann entlarvt wurde, aber Böhmermann kultiviert im ZDF Magazin diesen typisch deutschen Ehrgeiz, die Nadel im Heuhaufen zu suchen, sich über die Fehltritte von anderen zu empören und das Ganze als Investigativjournalismus auszugeben. Er ist quasi der SPIEGEL für die Generation YouTube. Der Comedy-Jan mit den lustigen Einspielfilmchen beim Neo Magazin Royale hat mir besser gefallen.

    • Vor einem Jahr

      Auch wenn es mit diesen Hipster Klinsmann sicher nicht den falschen getroffen hat, ist das Böhmermännchen doch die menschgewordene deutsche Missgunst und Schadenfreude.

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Klingt eher wie "Stör meinen Verdrängungsmechanismus bitte nicht mit deiner nervigen Realität"

    • Vor einem Jahr

      Nein, Böhmermann ist immer noch um Längen besser als Mario Barth. Finde nur auffällig, dass Böhmermann jetzt auch den Anspruch hat, jede Woche einen neuen Skandal aufdecken zu müssen. Zwar auf einem anderen Level als Barth (und so hämisch wie Pocher sowieso nicht), aber für mich kommt es trotzdem oft ziemlich gewollt und unlocker rüber.

    • Vor einem Jahr

      Allerallerspätestens mit dem Wechsel zum Hauptsender ist das auch nicht mehr zulässig, Böhmermann die Verantwortung für jeden redaktionellen Winkelzug des Magazins zuzuschieben. Da stehen schon eine äußerst starke Redaktion sowie ne Chefredakteurin mit der Agenda, den Investigativblock zum neuen Markenkern des Magazins zu machen, dahinter.

      Dass Böhmermann da nicht mehr in jeder Sekunde ungezwungen und so unaufgesetzt wirkt, als sei ihm selbst alles erst 2 Stunden vor Aufzeichnung der Sendung im Social Media-Austausch mit paar Buddys spontan als konzeptueller Hirnfurz entstanden finde ich da nachvollziehbar und volle kreative Kontrolle bei den Öffis hatten nicht Mal Legenden ihrer Epoche wie Frank Elstner oder Rudi Carrell behalten dürfen wenn's denn wirklich um die Prime Time der beiden Hauptsender ging...

    • Vor einem Jahr

      das die Kausa Kliemann an mir bis jetzt Gott sei Dank vorbei ging liegt vielleicht auch an meiner Abneigung gegen die Asozial Medien in denen jeder sein Leben online stellt und das dann solche Blüten wie Kliemann treibt. Ob man Böhmermann nun mag oder nicht, finde es in der heutigen Zeit aber sehr wichtig das solchen Gutmenschen wie Kliemann auf die gierigen Finger geklopft wird. Mein Kompliment an die Redaktion. Was ich viel bedenklicher finde ist das eben dieser Kliemann durch unser aller Rundfunkgebühren erst zu dem gemacht wurde was er heute ist . Denn ARD u.ZDF verteilen seit Jahren mit ihrem FUNK Portal Gießkannen gleich Gebührengelder über allem was sie für hipp und hopp halten ob das noch etwas mit Grundversorgung zu hat wer weiß......

  • Vor einem Jahr

    Wie dieses Rundfunkorchester ungestraft "Burning down the house" zerstören durfte, war doch der wirkliche Skandal. Wenn David Bryne tot wäre, würde er sich im Grab rumdrehen. Meine Meinung

    • Vor einem Jahr

      Das war eine Coverversion der Coverversion von Tom Jones von 1999. Das Original von den Talking Heads kennt keiner der Band, da die alle zu jung sind. So meine Theorie.

    • Vor einem Jahr

      Influencer sind Herr Kaiser, Meister Proper und Tilly, nur in vermeintlich echt. Das ist ein ganz mieses System, bei dem Arglosen das Geld von teilweise ebenso Arglosen aus der Tasche gezogen wird. Ich freue mich diebisch, wenn mal einer auffliegt.