Der Ex-Boss und jetzige Alpha setzt sich erneut dem Antisemitismus-Verdacht aus. Und provoziert in "Gospel" wieder munter vor sich hin.

Konstanz (hhu) - Kollegah kann es einfach nicht lassen. Für den Düsseldorfer Rapper scheint eine Promophase aus zwei Teilen zu bestehen. Der eine ist der konstante Output von ständig neuen Singles. Die jüngste zum kommenden Album "Monument" heißt "Gospel".

Der Beat von Araabmuzik ist durchaus gelungen, prägnanter ist aber mal wieder der Text. Zum einen kritisiert der Technik und Image-basierte Kollegah den Einsatz von Autotune durch Rapkollegen. "Jetzt wird jeder mit Flowfehlern weggeballert / Jeder Rapper, der nicht mal 'nen Character hat / Autotune ist 'ne Bitch, die für Rapper ackert ".

Wichtiger ist aber die erneute, kalkulierte Grenzüberschreitung durch die Line "Sorry für die alten Texte, Mama / Manches ging über die Grenze, so wie Mexikaner". Muss man erstmal schaffen. Sich für die alten Texte entschuldigen und zugleich erneut zu provozieren.

Typisch antisemitische Argumentationsstrategie

Leider nicht die einzige Kontroverse um Kollegah in der vergangenen Woche. Der Herr Blume scheint vom Holocaust einfach nicht loszukommen. Zeigte er sich nach seinem Auschwitz Besuch im vergangenen Monat noch reumütig, spielt er jetzt schon wieder munter mit antisemitischem Gedankengut. Im Interview mit Aria und Toxik und hiphop.de sagt er bezüglich der israelischen Besetzung des Westjordanlandes und Gazastreifen, dass dort "genau das gleiche passiert, was bei uns mal passiert ist, in Deutschland, nämlich während des Holocausts".

Solche Gleichsetzungen des Holocausts mit der israelischen Politik bestreiten die Singularität des Holocausts und sind typisch antisemitische Argumentationsstrategien. So wirklich Gegenwind gibt es von den Moderatoren aber nicht.

"In meiner Welt ..."

Den gab es dafür im Backspin Interview. Allerdings nicht vom Interviewer, sondern von einem Passanten. Der bezichtigt Kollegah aufgrund dessen inzwischen gelöschten "Apokalpse"-Videos von 2016 des Judenhasses. In Apokalypse ist unter anderem ein Teufel dargestellt, dessen Pentagram dem Davidstern verblüffend ähnlich sieht.

Kollegah betont aber: "In meiner Welt existiert so etwas wie Rassismus oder Diskriminierung aufgrund einer Glaubensrichtung nicht.". Wie gerne würde man ihm das glauben, allerdings deuten seine Aussagen der letzten Monate ebenso wie seine Raptexte auf etwas anderes hin.

Dem sitzt die Angst im Nacken

Denn obwohl Kollegah in seinem Buch Selbstoptimierung sektenartig verklärt und sich selbst als großes Vorbild darstellt, schützt ihn alles bislang erreichte nicht vor der "Paranoia, auf den Punkt zurückzufallen, an dem man Existenzängste hat". Wer den Erfolg derart zu seinem Götzen macht, dem ist natürlich jedes Mittel recht.

Offenbar handelt es sich also auch bei den jüngsten Holocaust-Äußerungen wieder um eine kalkulierte Provokation, um das kommende Album "Monument" zu promoten. Das dann bestimmt aber doch wieder nur Rap für ambitionierte Filialleiter enthält.

Fotos

Kollegah

Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion) Kollegah,  | © Selfmade (Fotograf: Laion)

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18 Kommentare mit 21 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    "Wichtiger ist aber die erneute, kalkulierte Grenzüberschreitung durch die Line "Sorry für die alten Texte, Mama / Manches ging über die Grenze, so wie Mexikaner". Muss man erstmal schaffen. Sich für die alten Texte entschuldigen und zugleich erneut zu provozieren."

    :confused: :confused: :confused:

    Also wer das provokant findet, hört Rap erst seit Lea-Won und Lena Störfaktor.

  • Vor 6 Jahren

    ziemlich gut. schöner beat, stimme zu laut abgemischt.

  • Vor 6 Jahren

    "In Apokalypse ist unter anderem ein Teufel dargestellt, dessen Pentagram dem Davidstern verblüffend ähnlich sieht."
    Also sorry, wenn ich schon wieder damit kommen muss, aber es ist ja offensichtlich noch nicht überall durchgedrungen: In diesem Video trägt der Dämon/Teufel/Depp vom Dienst einen Ring auf dem ohne Wenn und Aber ein Davidstern prangt, nix von wegen verblüffender Ähnlichkeit...

    • Vor 6 Jahren

      Das hat Kollegah (inzwischen?) sogar selbst auch zugegeben.

      Er begründet das damit, dass das Symbol wesentlich älter ist und ähnlich dem Pentagram eines der schwarzmagischen Symbole gewesen sei. Außerdem lässt er durchblicken, dass er gerne Mal fragwürdige Verschwörungslektüre liest, woher er wahrscheinlich auch das mit der schwarzen Magie hat. Viele dieser Theorien bedienen ja direkt oder indirekt antisemitische Klischees... ob er das nun extra deswegen eingebaut hat, wird nur er wissen.

      Was ich tatsächlich verdächtig finde, ist, dass er partout nicht einsehen will, dass das einen unguten Beigeschmack für viele hat.

    • Vor 6 Jahren

      Ach, das hat er doch in der WDR-Doku auch schon behauptet. Zumindest die Wikipedia spuckt einem aber keine dazu passende Deutungsform des Hexagrammes aus. Und selbst wenn es so etwas irgendwo gäbe - was ich mir bei der Flut an esoterischem Unfug, die einem entgegenschlägt, wenn man Onkel Google dazu befragt, durchaus vorstellen kann - ist diese Interpretation auf jeden Fall im Vergleich zum Davidstern so viel weniger geläufig, dass man einfach damit rechnen muss, dass die Leute da "Judentum" lesen.

  • Vor 6 Jahren

    Das hiphop.de Interview ist ganz miesers Fremdschämen. Ich komme mit dieser "Alles Verschwörung, die Welt ist ungerecht, pseudo deepen und woken" Einstellung nicht klar. Zusätzlich hat bei ihm einfach keine wirkliche Entwicklung stattgefunden, weder Musikalisch noch Menschlich.

  • Vor 6 Jahren

    Über diesen Künstler wird echt zu viel diskutiert und dadurch schnellen auch seine Verkaufszahlen in die Höhe. Sein als "Künstlerfreiheiheit" deklariertes Gebrabbel dient doch nur dazu mit viel Kalkül Geld zu verdienen, extrem günstiges Marketing mit einem Maximum an Gewinn. Der sitzt doch daheim und lacht sich dabei schlapp wie über jede Provokation diskutiert wird und er dadurch immer mehr Clicks bekommt. Er vermarktet sich als "Bad Boy" in seinem Genre ebenso gut wie Helene Fischer als "Everybodys Darling" in ihrer Branche. Ein Duett der beiden wäre mal spannend.

  • Vor 6 Jahren

    Also ist es jetzt auch antisemitisch etwas mit Mexikanern zu vergleichen? Bin ich dann ein Antisemit wenn ich Tacos esse?
    Die Zitate sind komplett aus dem Kontext gerissen, und Aussagen wie „Wie gerne würden wir ihm das glauben“ sind Provokation die bei Weitem schlimmer ist als etwas mit Mexikanern zu vergleichen, das ist Volksverhetzung. Und das mit dem Davidstern könnt ihr nicht mehr als Angriffsfläche nutzen, alle Medien haben bereits eingesehen, dass es nicht antisemitisch ist. Generell sollten die Medien mal ihre Lage checken, Ihr seid nicht mehr die Meinungsmacher, es gibt in diesem Zeitalter unzensierte Medien wie zum Beispiel Youtube wo jeder seine Meinung frei äußern kann ohne als Antisemit beleidigt zu werden