Lea rekrutiert für ihre neue Single Casper. Das Duo produziert Sülze, die nichts sagt, aber glaubt, wahnsinnig viel zu sagen.

Tumblr (ynk) - Die Kombination aus Lea und Casper lässt Übles erahnen. Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil Lea derzeit das vielleicht prominenteste Charisma-Vakuum des Deutschpop-Business ist. Wir haben uns vorletzte Woche schon über ihre unglaublich andächtige Capital Bra-Featurenummer "Sommer" gewundert, da legt "Schwarz" nun logisch nach: Man erwartet nämlich bei Lea dank Präsentation, Delivery, den etwas abstrakteren Videos und den Rapper-Features eine gewisse Artsiness. Stattdessen bekommen wir Deutschpop in Superlativen der Belanglosigkeit, aber dafür mit einer millimeterdicken Lackschicht Tumblr für den Effekt:

Nichts hätte einen für das Level an Melodrama auf diesem Song vorbereiten können. Das ist der Tiefpunkt, vor dem der Till Schweiger-Film zurückschrecken würde. Konkret bedeutet das für Lea deswegen sogar einen gewissen Fortschritt, denn im Refrain singt sie das erste Mal mit einer realen Intensität, nicht mehr nur mit ihrem sonst typischen Swag zwischen Dorf-Poetry Slam-Durchschnitt und Pastorenkind. Außerdem findet sie im Verse zur zweiten Hälfte tatsächlich vielleicht die griffigste Vocal-Melodie, die sie bisher vorgetragen hat.

Wäre also alles halb so wild, wenn auch echt ein bisschen arg sentimental, wenn nicht Casper persönlich auftauchen würde, um so richtig ins Klo zu treten. Es nimmt den beiden nämlich alle Emo-Credibility wenn Casper mit einer so selbstverliebten Line einsteigt ("Ich weiß, ich bin viel zu viel für dich / Ein perfekter Sturm, der durch dich fegt, bis nichts mehr übrig ist, typisch ich"), dass er sich beim Schreiben vor dem Spiegel selbst in den Mund onaniert haben muss. Später soll völlig bedeutungsloser Wortquark wie "Postkarten aus dem Upside Down / Wo sich Langzeit Grau Schwarz eintaucht" ein Gefühl von Poesie erwecken. Der ganze Verse ist so absurd schlecht, es spricht Bände über seine Fans, dass sie ihn nicht als die hingerotzte Lieblosigkeit erkennen, die sie ist. Aber nein, die finden das natürlich geil. Weil das alles so fucking tiefschürfend und bedeutungsschwanger ist, Atze.

Jetzt mal Butter bei die Fische: Von allen Lea-Songs, die ich bisher gehört habe, ist das hier der mit Abstand frustrierendste. Weil ich das erste Mal ihre Performance eigentlich ganz gut finde. Ihre Vocals waren ja nie schlecht, hier baut sie aber endlich mal ein bisschen Druck auf. Es ist nur so, dass diese Frau sich der Aufgabe verschrieben zu haben scheint, die menschenmöglich unspaßigste Musik zu produzieren. Alles ist hier so unglaublich erzwungen künstlerisch und steif und edgy, es will einen auf minimalistisch und unterkühlt machen. Aber es klingt leer und prätentiös, weil es am Ende offensichtlich ein stinknormales Stück Melodrama über eine Trennung ist. Warum nicht all in gehen? Warum nicht wirklich eine dumme, überzüchtete Pop-Rock-Nummer draus machen, in der man sich allen Breakdown einmal mit Schmackes von der Seele sülzt? Lea kombiniert hier stattdessen die schlechtesten Facetten von Deutschpop mit den schlechtesten Attributen einer Indie-Ästhetik. Es ist Sülze, die nichts sagt, aber glaubt, wahnsinnig viel zu sagen.

Fotos

Casper

Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Casper,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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8 Kommentare mit 40 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Gute Nummer! Böhmermann hat sich wieder selbst übertroffen.

  • Vor 3 Jahren

    "...dass er sich beim Schreiben vor dem Spiegel selbst in den Mund onaniert haben muss."

    Musste grad a Doc Souli denken. :ill:

    • Vor 3 Jahren

      *AN

      EDITIERFUNKTION JETZT!!!

    • Vor 3 Jahren

      Weil da irgendwo im System irgendwas schief gelaufen ist, musste ich davon mal paar Jahre leben, wegen bösem K und so halt nicht wirklich anderweitig verwendbar in der Zeit und eigentlich auch nicht so wirklich für's Schreiben.

      Ich bin mir dieser narzisstischen Anteile in den Texten auch echt bewusst, Leude. Aber während dieser Zeit hab ich gelernt, dass es sich nicht verkauft, wenn ich es selbst nicht auch wenigstens ein bisschen gut finde. Und ich find Dosenravioli abseits von Siffestivals halt indiskutabel.

      Ihr wisst doch (gerade wenn in einer Anstellung mit einem grundsätzlich geltenden Leistungsanspruch, @Craze, ne?) wer den Job bekommt im derzeitigen Wirtschaftssystem der meisten westlichen Kulturen: eher seltener die Person, die eine spezifische Anforderung realistisch (und in vielen Fällen.sogar korrekt) einschätzt und Bedenken äußert, ob bspw. die gegebene Zeit für die geforderte Leistung ausreicht und eher häufiger diejenige, die protzt, dies sei überhaupt kein Problem, Mensch habe selber schon ähnliches in weniger als der gegebenen Zeit geleistet etc. pp.

      Und dass das in der Welt der Musik nicht groß anders ist als bei Literatur oder irgendeiner anderen kreativen Berufsform, bei der Selbstvermarktung einen nicht unerheblichen Teil ausmacht inzwischen... Das zu erkennen, da reicht halt auch die 3-Akkord-Punk-Band, die innerhalb der drei letzten Schuljahre wahrscheinlich jede Kloake ihres Bundeslands bespielt hat o.ä.

    • Vor 3 Jahren

      Edith: Grüße an den Anwalt wollte ich noch anfangen, erinnert mich immer an eine ausgelassene Diskussion mit ihm zu dem Thema über mehrere e-mails hinweg, immer wenn so Vorwürfe kommen - damit sah der sich nämlich auch in sämtlichen Lebensbereichen immer wieder konfrontiert. ;)

    • Vor 3 Jahren

      "Ihr wisst doch (gerade wenn in einer Anstellung mit einem grundsätzlich geltenden Leistungsanspruch, @Craze, ne?) wer den Job bekommt im derzeitigen Wirtschaftssystem der meisten westlichen Kulturen: eher seltener die Person, die eine spezifische Anforderung realistisch (und in vielen Fällen.sogar korrekt) einschätzt und Bedenken äußert, ob bspw. die gegebene Zeit für die geforderte Leistung ausreicht und eher häufiger diejenige, die protzt, dies sei überhaupt kein Problem, Mensch habe selber schon ähnliches in weniger als der gegebenen Zeit geleistet etc. pp."

      Naja, kommt wohl schon sehr stark auf Kultur und Mindset der Organisation an, oder? :)

    • Vor 3 Jahren

      @souli schreibst du kommerziell erhältliche bücher?

    • Vor 3 Jahren

      Hab den Durchschnitt über alle Branchen und Professionen wiedergeben. Kann da selbst nur so bissl Erfahrungen aus HR, Gesundheits- und Sozialwesen wiedergeben. Da in letzteren beiden ein eindeutiger mehrjähriger Trend zur Ökonomisierung solcher Betriebe beobachtbar ist - Krankenhäuser und Pflegeheime also plötzlich mit der Versorgung und Betreuung Gewinne erzielen sollen, um für Investoren attraktiv zu werden. Und zwar relativ unabhängig der Trägerschaft, würde gar behaupten, die kirchlich getragenen nutzen ihre Sonderrechte im Arbeitsrechkatalog inzwischen auch vielfach als Wettbewerbsvorteil gegenüber privat getragenen...

      Zeig mir Mal einen internationalen oder nur deutschen Großbetrieb (systemrelevant!), Wo in der Unternehmensführung "Think Green, Do Green" wirklich mehr ist als ein dem Zeitgeist entsprechendes Gimmick für die dem Zeitgeist folgende Corporate Identity, die ihrerseits wiederum in vielen mir bekannten Unternehmensführungen lediglich als eine Form der Vermittlung eines sozial erwünschten Unternehmensbilds dem Kunden gegenüber gilt, aber weniger diese im ursprünglichen Konzept angedachten unternehmensphilosophischen Aspekte hinsichtlich Führung und Selbstbild mit einbezieht...

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Ach, Scheiß.auf dem Handy tippen, scheiß fehlende Editierfunktion, Riesenscheiße, dass uns Krypta verloren ging.

      :(

    • Vor 3 Jahren

      Was hat jetzt "Think Green" mit dem oben von dir angesprochenen Sachverhalt zu tun? :rayed:

    • Vor 3 Jahren

      Alter, Du tipps solche WoT auf dem Handy!!?? Allah!

      Komm ma Chat ran, wir müssen mal Mail / Nummer austauschen. :)

    • Vor 3 Jahren

      Es ist eines der wenigen Gimmicks, das Betriebe aller Art prinzipiell dazu zwingen würde, dieses gesamte Leistungs- und Wachstumsdenken in der betriebswirtschaftlichen Kultur dem Anspruch auf Nachhaltigkeit unterzuordnen, würden sie es ernst nehmen. Was sie nachweislich mehrheitlich nicht tun...

      Bevor du mich also aus Bequemlichkeit gleich wieder zu den Schwurblern schiebst - magst Du vielleicht vorher deinen eigenen Punkt argumentativ noch bissl untermauern und in dem Zug gerade erklären, was ein verficktes Maximierungsprinzip aus einem echte Sachprodukte produzierenden Betrieb plötzlich verdeckt im Leitbild zur Unternehmensführung eines KRANKENHAUSES verloren hat? Warum muss irgendwer mit der medizinischen Behandlung plötzlich noch paar reiche Spekulanten finanziell nicht mit- sondern eben überversorgen?

      Oder wolltest Du lieber gleich zurück zum Aufgeilen an den kecken One Linern von für alle wahrnehmbar deutlich besseren Spittern als dir?

    • Vor 3 Jahren

      tl;dr: egal, was vorne drauf steht - es gibt (insbesondere auf meinen Erfahrungen in Deutschland beruhend) nur eine Art Betriebs- und Unternehmenskultur. Wachstum. Reichweite. Verkaufszahlen.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Also nur mal ganz grundsätzlich: Stimme dir bei deiner Verurteilung der Kommerzialisierung von zB dem Gesundheitssektor vollumfänglich zu und würde Dich aufgrund eines solchen Standpunktes niemals in die Schwurblerecke schieben. :)

      Mir ging es nur um die Aussage, dass eben jemand, der die eigene Leistungsgrenze gut einschätzen kann ggü Jemandem der Diese überschätzt grundsätzlich im Nachteil wäre, da ich das in meiner beruflichen Praxis eben anders erlebe. Denn jemand der nur eine große Fresse hat, dann aber seinen Stuff nicht erledigt bekommt, trägt eher wenig zur Gewinnmaximierung bei, nur darum ging es mir.

      Und auch wenn ich ja gerne von solchen Blindleistern wie garret irgendwie als Konzerdrohne dargestellt werde, ist das von der Realität meilenweit entfernt. Ich bin grundsätzlich unserer aktuellen Gesellschafts- und Wirtschaftsordung gegenüber durchaus kritisch eingestellt auch wenn mir natürlich sehr klar ist, dass ich mit meiner Tätigkeit an Ebendieser nicht wirklich etwas verändere. Ich versuche das trotzdem im Rahmen meiner Möglichkeiten tagtäglich quasi "von Innen" und alle paar Jahre so gut es geht auf dem Wahlzettel. Reicht Dir das als "Standpunkt"?

    • Vor 3 Jahren

      Yo Doc.

      Ich sehe Dich als Schwurbler, ja. Das ist aber keinesfalls wirklich negativ gemeint, mag Dich trotzdem - haben ja eine lange Geschichte zusammen. ;)

      Dachte mir schon, dass es auch über den grundguten Paramann laufen könnten, haue ihn gleich mal an, keine Angst, werde nicht nerven.

      Bzgl. der Kommerzialisierung des Gesundheitssektors bin ich voll bei dem Standpunkt von Dir und Craze, da habe ich dann im persönlichen Gespräch auch noch was interessantes zu erzählen. Hauste! :)

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Souli ist denifitiv ein Schwurbler, aber im herkömmlichen Sinne. In Anbetracht des aktuellen Zeitgeists sollte man vielleicht vorübergehend einen anderen Begriff verwenden. Mein Vorschlag hierzu wäre demnach: bandwurmi.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      "...keine Angst, werde nicht nerven."

      Versprich bitte Nix, was du unter keinem Umstand halten kannst. :lol:

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Allerdings.

      Nochmal sorry, @ all. Aber seit paar Minuten macht Irgendwas_Zepam so ziemlich was es wohl soll. Es hat auch einen alten Bekannten mitgebracht, den Cringe. :)

    • Vor 3 Jahren

      Besser hier als in sozialen Medien (fingers crossed), wobei dir auch bekannt so sollte, wo es noch etwas weniger exponiert ginge und definitiv auch die Möglichkeit zur Führung vertraulicher Einzelgespräche bestünde.

    • Vor 3 Jahren

      Anstatt dir die Mühe zu machen Doc, hättest auch einfach lauti kritisieren können, dann hätte er dir automatisch alle Posts gelöscht. :)

    • Vor 3 Jahren

      Alles Weitere dann im Schäätt!

    • Vor 3 Jahren

      Bin nur bei fb, weil unser Schlagzeuger zuvor der einzige mit fb war und unsere Sängerin irgendwann nachts mal panisch bei mir anrief, ihre Schwester bekäme gerade in einer offenen, aber äußerst dubiosen fb-Gruppe mit, wie besagter Drummer uns aus unbedingtem Willen zum Ruhm an so eine russische Booking-Firma der Sorte "You pay to play...and to travel...and to eat & sleep for your very first tour through Mother Russia" (bei Vertragsbruch Moskau Inkasso Ltd., sollte klar sein) am verscherbeln war, bzw. ihnen Geld dafür zahlen wollte, damit sie sich die Mühe machen, uns über den Tisch zu ziehen, sooo....

      Nö, finde bis auf Soundcloud mit paar mp3-Dateien und fb als nicht postender kontrolletti zum Glück echt nur hier und RL statt. ;)

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Huch, ihr könnt los lassen beim gegenseitig in den Schritt fassen, danke!

      Alles gut!

      Schon geschehen....... :P

  • Vor 3 Jahren

    Lea sieht einfach nicht geil aus.