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Platz 10: "Recharged"

Eigentlich hätte ich "Recharged" gar nicht in diese Liste aufgenommen, hätten Linkin Park nicht etliche Jahre zuvor bereits mit Bravour bewiesen, wie viele neue Aspekte sie ihrem eigenen Material im Rahmen eines Remix-Albums abgewinnen können (dazu später mehr). "Recharged" leidet allerdings nicht nur darunter, dass das Ausgangsmaterial wesentlich uninteressanter ausfällt, als es bei "Reanimation" noch der Fall war. Es dient aufgrund der musikalischen Marschroute, die die Band und ihre Mitstreiter hier einschlagen, auch als eine Zeitkapsel für eine der furchtbarsten Strömungen der jüngeren Populärmusik.

Nein, die Art von Drum'n'Bass, die Skrillex Anfang der 2010er unter fleißiger Beihilfe ohrenbetäubender Major League-Gaming-Montagen popularisierte, ist auch, wenn man sie durch die Linsen aller Nostalgie-Brillen dieser Welt betrachtet, außerordentlich schlecht gealtert. Brostep! Allein der Name klingt schon, als sei das Genre in einen Jungbrunnen voller Monster Energy gefallen.

"Recharged" hebt sich allerdings vom Rest dieses zurecht vergessenen Genres noch einmal ab. Hier hören wir nicht den Experimenten eines DJs zu, der von der großen Bühne träumt, sondern der durchkapitalisierten Version davon. Wo Skrillex' früheres Material wenigstens den Bogen so weit überspannt und seine Drops so dermaßen überzeichnet, dass einem die Hirnrinde schmilzt, hört man hier das Kalkül in jeder Sekunde.

Das tönt nach Plastik und nach Reißbrett. Da dürfen dann auch Pusha T und Bun B über die billigsten EDM-Instrumentals diesseits des Atlantiks rappen, weil das halt eben 'cool' klingt. Die Tatsache, dass für viele der Karrieren der hier gefeatureten DJs diese Kollaboration mehr Sargnagel als Sprungbrett war, spricht Bände über die Langlebigkeit dieses Sounds. Mit jedem aus der Zeit gefallenen Drop-Buildup, jeder Wobble-Bassline und jedem ADHS-Drop macht die eigene Lebensuhr einen größeren Schritt gen Feierabend.

Das Interessante, das "Recharged" zu bieten hat, und tatsächlich auch der einzige Moment, der einem heutzutage nicht direkt den Magen umdreht, findet sich in Mike Shinodas Remix von "Victimized", wo er das ohnehin hohne Aggressionslevel des Originals mit hyperaktiven Breakcore versetzt. Bahnbrechend klingt das nicht, im Kontrast mit dem Rest des Albums könnte man jedoch meinen, Linkin Park hätten gerade ihr "Bohemian Rapsody" geschrieben.

Highlights: "Victimized" (Mike Shinoda Remix)
Lowlights: alles andere

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