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Platz 4: "Meteora"

Einen Nachfolger für ein Album wie "Hybrid Theory" zu schreiben, schien für eine Band in den Kinderschuhen sicherlich wie eine Mammutaufgabe, an der man eigentlich nur scheitern kann. Linkin Park verstanden den massiven Erfolg ihres Debüts jedoch als Chance, ihre ungefilterte musikalische Vision zu verwirklichen, ohne Angst haben zu müssen, ob eines der Dutzende Labels, bei denen sie hausieren gingen, diese Vision auch teilt. "No one wanted to fuck with us", sagt Gitarrist Brad Delson rückblickend in einem Interview mit Zane Lowe. "This album was the total, pure expression of: 'This is us.'"

Diese lockere Attitüde und der Mut, neue Wege zu gehen, springen einem auf "Meteora" förmlich ins Gesicht. Mit ihrem Zweitling knüpften sie nicht nur an die Qualitäten ihres Debüts an, sie begannen auch erfolgreich, ihre musikalische Palette zu verfeinern, und verließen die Komfortzone ihres Songwritings. "Meteora" klingt nicht nach einer B-Seite, sondern eher nach einem Geschwister-Album, dem großen Bruder von "Hybrid Theory", wenn man so will.

Ein Song wie das wunderschöne "Breaking The Habit" legt von dieser Progression vielleicht am deutlichsten Zeugnis ab. Die stotternde Drum'n'Bass-Rhythmik, gepaart mit einem klareren, softeren Rock-Sound, hätte sich auf einem so explosiven und fast schon kindlich verspielten Album wie "Hybrid Theory" vollkommen fehl am Platz angefühlt. Nicht umsonst versuchte das Label, Linkin Park so viele Steine wie möglich in den Weg zu legen, um den Release des Songs als Single zu verhindern.

Doch selbst wenn Linkin Park ihrem Nu Metal-Handwerk treu bleiben, hört man ihrer Musik die über die Jahre dazu gewonnene Expertise an. Songs wie "Faint", "From The Inside", oder "Figure 09" klingen wie die logischen nächsten Schritte und gehören in der Folge nicht nur auf diesem Album, sondern im gesamten Genre zum absoluten Nonplusultra.

Dass aber auch ein großer Bruder nicht gefeit vor Jugendsünden ist, beweist etwa der Versuch auf "Nodbodys Listening", mithilfe eines Flöten-Beats die Fühler mehr in Richtung Hip Hop auszustrecken. Auch "Hit The Floor" oder das angsty "Somewhere I Belong" büßten über die Jahre ein wenig von ihrem ursprünglichen Charme ein. Das führt unterm Strich dazu, dass die Tracklist von "Meteora" trotz absoluter Karriere-Höhepunkte insgesamt weniger konstant und kohärent daherkommt, als noch auf "Hybrid Theory", sowohl musikalisch wie auch qualitativ.

Highlights: "Breaking The Habit", "Faint", "From The Inside", "Numb", "Don't Stay"
Lowlights: "Nobody's Listening", "Somewhere I Belong"

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