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Platz 2: "Faces"

"I'm the only sucidial motherfucker with a smile on": Wer denkt, das kunterbunte Cover von "Faces" verspreche eine spaßige Knalltüte an Party-Bangern und Gute-Laune-Songs, täuscht sich gewaltig. Seit dem Misserfolg von "Blue Slide Park" ziehen sich Millers Drogenproblem und seine Depression wie ein kokainweißer Leitfaden durch seine Diskographie. Selten sprach er darüber so explizit und offen wie auf dem "Macadelic"-Follow-Up.

Als Transitionsprojekt zwischen seiner Trennung von Rostrum Records und seinem Deal mit Warner Music bot das independent veröffentlichte "Faces" unbegrenzte kreative Möglichkeiten für Mac. Aufgenommen in seinem "The Sanctuary" betitelten Studio, verschaffte ihm das Mixtape einen bitter nötigen Ausgleich, eine Erdung zwischen falschen Freunden und dem neu gefundenen exzessiven Leben als Rapstar. "Faces" entstand zu einer Zeit, in der Miller sich sicher war, bald den Löffel abzugeben, in der Musik das einzige war, das ihn vor einer Überdosis abhielt. Wenn er sich nicht mit Blödelei-Tracks wie "Friends", "Polo Jeans" oder "Uber" davon ablenkt, nimmt er die Tragik mit einem Galgenhumor, der eher einem Schrei nach Hilfe gleichkommt. "And what I won't tell you I prolly won't even tell myself", singt er Jahre später auf "Swimming". "Faces" erlaubt immer wieder Blicke in diesen vagen Zwischenraum, in die unverblümten Abgründe des Mac Miller.

Mit einer Laufzeit von knapp 90 Minuten müsste man meinen, ein wenig Fluff scheine unvermeidbar. Aber nein: Jede Minute auf "Faces" ist essentiell, und das obwohl die laid-back Jazz-Rap-Soundpalette, die er bereits zuvor unter dem Produzenten-Pseudonym Larry Fisherman erforschte, die Grundlage für fast alle 24 Tracks liefert. Der Flow dieses Tapes ist von der ersten Sekunde an unverschämt smooth, und mit instrumentaler Unterstützung von Ausnahmetalenten wie 9th Wonder, Rahki oder Thundercat finden sich immer wieder Momente, die man, komplettiert von Macs besten Auftritten als Lyriker (der exzessive MF Doom-Konsum ist nicht zu überhören), ohne nachzudenken zu den besten der letzte Dekade zählen kann.

Das kreative Sampling auf "Diablo" und "Thumbalina", die In-die-Fresse-Energie von "Insomniak", die unwiderstehlichen Hooks von "Angel Dust" und "Therapy", die niederschlagenden "Happy Birthday" und "New Faces": Es gibt mehr Highlights, als man zählen kann. "Faces" ist lustig, traurig, psychedelisch, bahnbrechend kreativ und vor allem unterhaltsamer, als ein Projekt dieser Länge eigentlich sein darf. "Faces" ist schlichtweg eines der besten Mixtapes aller Zeiten.

Anspieltipps: "Inside Outside", "Angel Dust", "Therapy", "Happy Birthday", "Funeral", "Diablo", "Ave Maria", "San Fransisco", "Insomniak", "Uber", "Rain", "Thumbalina", "New Faces", "Grand Finale"

Schwächste Songs: "It Just Doesn't Matter"

"Faces"*

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