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5 Fragen an Mikael Åkerfeldt

Opeth feiern gerade 20 Jahre "Blackwater Park". Anlässlich des Jubiläums erschien der Meilenstein neu als "20th Anniversary Edition" und wir hatten Gelegenheit, Mastermind Mikael Åkerfeldt kurz dazu zu befragen.

1. Welche andere Künstler hatten den größten Einfluss auf "Blackwater Park"?

Zum einen kommt mir der kurdische Sänger İbrahim Tatlıses in den Sinn. Martin Lopez hat mir seine Musik im Studio vorgespielt. Ich hatte gerade das Fragment von "Bleak" und schrieb sofort den Anfang des Songs in diesen nahöstlichen Stil um. Sowas kannte ich damals nicht wirklich. Noch heute inspiriert mich solche Musik sehr. Er hatte also tatsächlich direkten Einfluss auf einen Song. Außerdem hörte ich damals viel Seal – die Produktion von "Human Being" und "Seal II" (mit "Kiss From A Rose") klingt heute vielleicht etwas überholt, aber für die damalige Zeit war das fantastisch!

2. Auf welche(s) Riff, Melodie, Pattern oder Zeile auf "Blackwater Park" bist du am meisten stolz?

Das akustische Break in "The Drapery Falls" ist toll. Die Idee ist nicht gealtert, sondern völlig zeitlos für mich. Auch den Chorus von "Harvest" könnte ich heute noch genauso schreiben.

3. Was macht "Blackwater Park" für dich besonders verglichen mit deinen anderen Alben?

Musikalisch ist es einfach ein Glied in der Kette für mich. Besonders war eher die Zeit für die Band. Es war blöd gesagt das letzte 'glückliche' Album im damaligen Lineup. "Blackwater Park" war unser Durchbruch, wir arbeiteten daraufhin alle mehr als Bandmitglieder. Somit entstanden auch neue Spannungen. Es gab höhere Erwartungen an die Band, aber auch innerhalb der Band. Wir verbrachten deutlich mehr Zeit miteinander, Geld kam ins Spiel – nicht viel zwar, aber immerhin ... Es war die Schwelle in neues Gebiet.

4. Wenn du auf dem Album etwas umschreiben müsstest – was wäre es?

Ach, von Neuaufnahmen halte ich nicht so viel. Aber heute würde ich manche Dinge wahrscheinlich anders machen. Als Songwriter dieser Stücke höre ich raus, an welchen Stellen ich genug hatte von bestimmten Songs und sie einfach zu Ende bringen wollte. Das passierte bei zwei Songs auf diesem Album: "Bleak" und "The Funeral Portrait". Die Schlussparts sind nicht geil, ein bisschen faul. Das höre ich. Teile von "The Drapery Falls" sind auch nicht so gut gealtert. Andere Songs wie "Harvest" sind vollständig. "Dirge For November" mag ich auch sehr gerne. Das war die letzte Kollaboration zwischen mir und Peter Lindgren. Einiges davon war seine Idee. Deswegen bedeutet mir das auch sehr viel. Seltsamerweise spielen wir es nicht sehr oft ... aber es ist ein wunderschöner und auch heavy Song. Darauf bin ich wirklich stolz. Bemerkenswert daran ist auch, dass es ja zu Beginn und am Ende jeweils einen Gitarrenpart gibt, den ich alleine spiele. Normalerweise mag ich solche Passagen gar nicht, weil man immer so aufpassen muss, nichts zu verkacken. Aber bei dem Song ist es beinahe, als würde das Publikum verschwinden und man taucht total ein. Der Part hat etwas Himmlisches.

5. Was war dir damals in deiner Musik am wichtigsten – im Vergleich zu heute?

"Blackwater Park" hat unsere Karriere befeuert. Wir brauchten das. Damals hatte ich den Stil des Albums noch nicht ausgeschöpft und wollte diesen weiter erkunden, dabei aber auch die Karriere vorantreiben. Das passte gut zusammen, denn indem wir damals den Stil vorangetrieben haben, war es einfacher für die Fans zu folgen – zu "Deliverance", aus irgendeinem Grund auch "Damnation", dann natürlich "Ghost Reveries" und in gewissem Maße auch "Watershed". Danach waren wir damit durch und hatten in den Augen vieler unseren Zenit erreicht. Was auch immer das heißt. Für mich war damals klar, dass das Kapitel beendet war. Ich hatte ja eine Fortsetzung von "Watershed" geschrieben und dabei einfach absolut nichts mehr gefühlt. Wir hätten das Album rausbringen können, aber das wäre vielleicht unser Tod gewesen. Zum ersten Mal hätte ich etwas Reines verwässert. Wenn du das weißt, ist es quasi unmöglich, damit weiterzumachen – selbst, wenn dieser Weg zu mehr Erfolg führen würde. Bei "Blackwater Park" gab es das Problem noch nicht. Da hatte ich das Gefühl, noch mehr in diesen Gefilden erzählen zu wollen, und das war auch gut so. Ich wollte den Sound weiter erkunden. Erst ein paar Jahre später war ich satt davon und mir war wichtig, etwas anderes zu machen.

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