Auf 74 bewegte Jahre kann eine von Englands zwei großen Musikwochenzeitschriften, der Melody Maker, Ende des Jahres zurückblicken. Und zwar endgültig: die langjährige Konkurrenz namens NME schluckt den auflagenschwachen Verlagsbruder.

London (mis) - Blur gegen Oasis: Mitte der neunziger Jahre jubilierte die englische Musikpresse angesichts eines neuen Hypes, der das Themenloch über Monate füllen sollte. Vorne dabei im Kreise der sich Hände reibenden Journaille war der Melody Maker. Zusammen mit Sounds und dem New Musical Express (NME) bildete der Maker, wie ihn die Briten liebevoll nennen, die Speerspitze der wöchentlich erscheinenden Klatsch- und Tratsch-Geschichtchen rund ums Pop-Biz.

Doch die Britpop-Fehde ist lange her und mit den Absatzzahlen des Makers ging's seither ständig bergab, zuletzt betrug die Auflage 30.000 verkaufte Hefte. In den siebziger Jahren brachte man immerhin stolze 250.000 Hefte an den Mann. Nachdem Sounds aufgrund mangelnder Leserschaft bereits vor Jahren dicht machte, ereilt den Melody Maker mit der kommenden Weihnachtsausgabe nun ein ähnliches Schicksal. Als Hauptgrund nennen die Verantwortlichen die unüberschaubare Flutwelle an Lifestyle-Magazinen.

Allerdings verschwindet der Maker nicht vollkommen von der Bildfläche, sondern darf ab dem kommenden Jahr in einer Rubrik des bisherigen Konkurrenten NME weiterleben. Die Fusion verkündete jüngst das gemeinsame Verlagshaus IPC. Nach Angaben des IPC-Sprechers Mike Soutar hatten weder Formatsänderungen noch stilistische Neuerungen den erhofften Aufschwung erbracht. Die Idee, das 1926 erstmals erschienene Blatt in ein Monatsmagazin umzuwandeln, wurde laut Soutar aus dem einfachen Grund verworfen, da "der Monatsmarkt im Rockbereich genauso umkämpft ist, wie der Wochenmarkt." Hier diente als Abschreckung mit hoher Wahrscheinlichkeit die Pleite des Monatsmagazins "Select".

Mit der Fusion gerät der NME zum uneingeschränkten Führer landesweiter Musiknewsdistribution im Wochentakt. Obwohl auch er in den letzten Jahren an Umsatzschwäche erkrankte, schaffte er sich insbesondere durch einen ausgereiften Online-News-Service ein zweites Standbein. Die Online-Version des Melody Makers ist dagegen bereits vom Netz.

Kleine Anekdote am Rande: Mitglieder der Gruppen Blur und Oasis lernten sich Anfang der Neunziger mitunter über Kontaktanzeigen im Melody Maker kennen ...

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