t.A.T.u. sind bislang der einzige Exportschlager des russischen Pop, der hierzulande sonst nur beim Eurovision Song Contest in Erscheinung tritt.

Konstanz/Moskau (mb) - Vom russischen Pop weiß der gemeine Westeuropäer nicht viel. Seit dem Fall des eisernen Vorhangs hat das Land nur einen einzigen Exportschlager vorzuweisen: Die Platten des angeblich homosexuellen Mädchenduos t.A.T.u verkauften sich weltweit über 20 Millionen Mal, mit ihrer Single "All The Things She Said" belegten sie 2003 in vielen europäischen Ländern Platz eins der Charts. Da hatte allerdings ein prominenter 'Entwicklungshelfer' die Finger im Spiel: Trevor Horn, der Macher von Frankie Goes to Hollywood, hatte den Sound der 'Pop-Lolitas' an westliche Hörgewohnheiten angepasst.

Darüber hinaus gibt es hierzulande nur wenig Berührungspunkte mit der russischen Popmusik. Der wichtigste ist sicherlich der Song Contest Eurovision, an dem im Jahr 2003 auch t.A.T.u teilnahmen und den dritten Platz erreichten. Der mit Abstand erfolgreichste Grand Prix-Teilnehmer Russlands ist jedoch Dima Bilan, der 2006 den zweiten Platz belegte und 2008 sogar gewann und die Austragung des Wettbewerbs 2009 nach Moskau holte.

Dima Bilan, Dauer-Sieger bei MTV

Auch an Dimas Grand Prix-Erfolg mit der Ballade "Believe" war zwar mit Timabland ein westlicher Produzent beteiligt. In Russland war der 1981 geborene Sänger jedoch auch schon zuvor ein Star: In den Jahren 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010 wurde er gleich sechsmal in Folge bei den MTV Russia Music Awards als bester russischer Künstler ausgezeichnet.

Abseits der westlichen Wahrnehmung haben sich seit der Perestroika und dem damit verbundenen Niedergang der russischen Rockmusik ganz unterschiedliche Popkulturen entwickelt. Zu einem eigenständigen Genre hat sich mittlerweile die sogenannte Popsa entwickelt. Charakteristisch für Popsa-Produktionen ist die landestypische Synthese aus international gängigen Disko-Elementen und Elementen der russischen Musikkultur.

Lolitas und Großmütter

Daneben haben sich wie im Westen verschiedene Nischen- und Subkulturen herausgebildet, in denen Lebensstile wie Hip Hop oder Jazz ihren Ausdruck finden. Insgesamt dient Musik in Russland stark als Abgrenzungsmittel innerhalb der untschiedlichen Jugendkulturen. Bei der älteren Generation ist nach wie vor der althergebrachte Estrada-Stil beliebt. Der russische Chanson bleibt ein stabiler Faktor in der russischen Musikindustrie.

2012 schwappte die Popularität russischer Folklore auch nach Westeuropa rüber, als Buranowskije Babuschki, die 'Großmütter aus Buranowo' sich beim Vorentscheid zum Song Contest sogar Dima Bilan schlugen und dann im Wettbewerb ein achtbaren zweiten Platz belegten. Sechs russische Omas vom Lande in traditioneller Tracht und zwei leicht bekleidete Mädchen, die sich vertraglich verpflichtet haben, sich als Lesben auszugeben: zwischen diesen Extremen liegt

das weite Feld der russischen Popmusik

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