Heute geht der schwedische On-Demand-Vorreiter hierzulande an den Start. Deutschland ist damit das 13. Spotify-Land.

Konstanz (mis) - Nach den USA und zahlreichen skandinavischen und westeuropäischen Ländern ist der schwedische Musikstreamingdienst Spotify heute in Deutschland gelandet. Ausgangspunkt für den Launch war die im Dezember erfolgte Einigung des IT-Branchenverbands Bitkom mit der GEMA über die Höhe der Urheberrechtsvergütung für deutsche Streaming-Dienste.

Spotify bietet wie einige Konkurrenten einen Premium-Zugang an, mit dem der Nutzer auf derzeit 16 Millionen Songs zugreifen kann, online, offline und über Smartphones. Exklusive Inhalte (Gewinnspiele und Sonderangebote) sowie ordentliche Übertragungsraten (320 kBit/s) zählen ebenfalls zum Angebot.

Facebook-Account und Software-Installation ist Voraussetzung

Das billigere "Unlimited"-Modell ermöglicht den Zugang zu Spotify über den PC, ebenfalls ohne Werbeunterbrechung, aber in verminderter Klangqualität. Und schließlich gibt es analog zu Simfy einen Gratis-Account, der natürlich Werbung einspielt und (zunächst sechs Monate lang) unbegrenztes On-Demand-Streaming erlaubt.

Danach behält sich der Dienst vor, die Nutzung auf zehn Stunden pro Monat zu einzugrenzen. Ein Facebook-Account ist für alle Spotify-Varianten genau so notwendig wie die Software-Installation, da der Dienst nicht webbasiert angeboten wird. Dafür kann man in einer Timeline verfolgen, was die Freunde denn gerade so hören.

Navigation erinnert an iTunes

Die Navigation dürfte iTunes-Usern vor keine größeren Hürden stellen: Es gibt ein Menü mit Neuerscheinungen, beliebten Playlisten und zahlreichen anderen Bereichen, die über die linke Navigationsleiste zu finden sind. Spotify synchronisiert sowohl Songs aus dem Streamingangebot als auch Musik aus der eigenen PC-Sammlung via WLAN aufs Handy.

Im Gegensatz zu manch anderem Anbieter zeigt der Dienst keine Songs an, deren Rechte er nicht besitzt; ärgerliche Fehlermeldungen nach einem Suchtreffer sind also unmöglich. Bei den Mobilgeräten werden neben iPhone und Android auch Windows Phone 7, Samsung- oder Blackberry-Smartphones unterstützt. So lässt sich die eigene Musik nach dem Download auf dem mobilen Gerät im Offline-Modus genießen.

laut.de-App auf Spotify: Album-Neuheiten und Meilensteine auf einen Blick

Besonders stolz sind wir auf die laut.de-App. Dort haben wir alle relevanten Album-Neuheiten für euch versammelt. Hinzu gesellen sich die meistgelesenen CD-Kritiken sowie die komplette Auswahl unserer wöchentlichen Album-Meilensteine.

Nine Inch Nails neben Elvis Presley, Rezension und Musik zusammen nur einen Klick entfernt, da macht die Musikentdeckungsreise gleich doppelt so viel Spaß.

Streamingdienste entkriminalisieren den Musikzugang

Beobachter sehen die wachsende Popularität von Streamingdiensten als Beginn einer neuen Zeitrechnung, die sich in einigen Jahren vielleicht mit der Revolution vergleichen lässt, die die Musiktauschbörse Napster vor zwölf Jahren losgetreten hat.

Zudem entkriminalisieren Spotify, Deezer und Co. eine für Jugendliche längst zur Gewohnheit gewordene Konsumform, in der Musik als Gratisware betrachtet wird. Die Einbindung in soziale Netzwerke erhöht gleichzeitig die offenbar immer wichtiger werdende gesellschaftliche Transparenz.

Musik-Bibliotheken voller Soundfiles bald Schnee von gestern?

Es geht vor allem um die Grundsatzfrage, ob es dem User in Zukunft noch wichtig sein wird, Songs in Form eines einzeln gekauften MP3s zu "besitzen" oder ob es ihnen sinnvoller erscheint, einen externen Cloud-Service zu nutzen. Die Tendenz könnte dahin gehen, dass es Musik-Fans bald leid sind, eine gewaltige Musik-Bibliothek anzuhäufen, die Unmengen an Sounddateien hortet.

Die Musikindustrie sucht derzeit noch nach einer Position zu den neuen Modellen. Denn die durch illegales Filesharing entstandenen Einnahmeverluste konnten Streamingdienste aufgrund geringerer Ausschüttung an Labels und Musikverlage bisher nicht kompensieren. Böse Zungen nennen Streamingdienste bereits das "Hartz IV unter den Vergütungsmodellen".

Nicht alle Labels von On-Demand-Streaming überzeugt

Aus diesem Grund kehrte etwa der britische Dienstleister STHoldings Simfy und Co. kürzlich den Rücken zu. Zu den 238 Labels innerhalb des Verbunds zählt auch das Metal-Label Century Media (u.a. Paradise Lost, Nevermore, Napalm Death) sowie Firmen, deren Sortiment Drum'n'Bass- und Techno-Veröffentlichungen umfasst.

Axel Bringéus, der Regionalvorstand von Spotify für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Belgien, äußert sich zum Deutschlandstart selbstredend hoffnungsfroh bis euphorisch. Am Heimatstandort Schweden habe nach vier Jahren schließlich schon jeder Dritte einen Spotify-Account.

In Deutschland allerdings ist Spotify zunächst nur einer unter vielen Anbietern und muss sich gegen namhafte Mitstreiter wie Simfy, Juke oder Napster behaupten, die sich weniger in Preis und Technik als beim Musikangebot unterscheiden. Welcher Dienst sich für welchen Musikgeschmack am besten eignet, wird laut.de demnächst in einem großen Vergleichstest untersuchen.

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