Morrissey schändet sein Denkmal
Der Mann, der einst behauptete, für das "M" in Manchester verantwortlich zu sein, hat sich mit Worten zum Terroranschlag geäußert, die einer schon länger währenden Reihe verstörender Aussagen eine abscheuliche Krone aufsetzen. Nach dem Anschlag postete Morrissey auf Facebook eine Nachricht, wonach es scheinbar sein größtes Problem darstellt, dass Politiker wie Theresa May und Londons (muslimischer) Bürgermeister Sadiq Khan die Katastrophe nicht sofort dem Islamischen Staat zugewiesen hätten. Abgesehen davon, dass diese Art von unmittelbarer Täter-Zuweisung genau das ist, was Terrororganisationen erreichen wollen, stachelt der Sänger munter weiter zur anti-islamischen Hetze an. Etwa wenn er das Statement von Manchesters Bürgermeister Andy Burnham ("das Werk eines Extremisten") mit der Anschlussfrage lächerlich macht: "Was für ein Extremist? Ein extremistischer Hase?".
Anstatt Trauer für die Opfer zu empfinden oder sich in irgendeiner anderen empathischen Form zu einer Tragödie nicht dagewesenen Ausmaßes in seiner Heimatstadt zu äußern, verliert er sich in einem unsinnigen Rant über alte Feindbilder wie die Queen, weil diese am Folgetag trotzdem ein Gartenfest im Buckingham-Palast abgehalten hat. Oder gegen Politiker, die nur Durchhalteparolen absondern würden, "ohne je in der Schusslinie zu stehen". Dies ist angesichts des letztjährigen tödlichen Attentats auf die britische Parlamentsabgeordnete Jo Cox ein besonders trauriger Fehltritt. Was sein Posting mit zahlreichen Parolen rechtspopulistischer Stimmen gemeinsam hat ist das Fernbleiben jeglicher Lösungsvorschläge. Einfach mal dagegen sein, was wiederum eine Methode ist, die Morrissey wie kein Zweiter kennt. Musste man früher angesichts seines pathologischen Kampfes für Veganismus über die ein oder andere Entgleisung milde lächeln, nimmt sein Verhalten nun Ausmaße an, die einem Fan das Herz bluten lassen. Schon nach seinem Brexit-Jubel reagierte Johnny Marr in einem Interview verhalten entsetzt, so dass man sich seine Gedanken über diese Auslassungen leicht ausmalen kann. Marr, der zwei Kinder (24 und 22 Jahre) hat, twitterte am Morgen nach dem Anschlag:
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