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Mumford & Sons: Banjospieler dreht durch

Man muss der britischen Band Mumford & Sons zugestehen, dass es vor ihrem Auftreten in der Musiklandschaft schwer vorstellbar war, wie man es als Künstler mit Banjo-Fingerpicking und holprigem Mitesser-Folk in die Stadien dieser Welt schaffen könnte. Ihr merkt schon, dass meine Sympathiewerte für Marcus und seine anderen Mumfords auf Kniehöhe baumeln, weswegen mich folgende Nachricht auch in keinster Weise emotional in meinem Fan-Dasein berührt: Banjospieler Winston Marshall von Mumford & Sons lobt rechten Autor auf Twitter. Besagter Autor namens Andy Ngo fiel in jüngerer Vergangenheit mit Lob für die Proud Boys und Verharmlosungen der weißen Nationalisten in Charlottesville auf. Das fanden wohl noch andere weniger gelungen, jedenfalls war Marshalls Post am Samstag nach nur kurzer Zeit wieder verschwunden, aber wie das so ist, das Internet war schneller. Wie mehrere Medien berichten, lautete Marshalls Tweet: "Congratulations @MrAndyNgo. Finally had to time read your important book. You're a brave man." Dazu stellte er das Cover des Buchs namens "Unmasked: Inside Antifa's Radical Plan to Destroy Democracy."

Portugal. The Man teilten den Tweet mit der Bemerkung: "Was für ein Vollpfosten". Unknown Mortal Orchestra wählten einen sarkastischen Kommentar: "Oh sweet this is actually good news."

Jason von Sleaford Mods sieht den Kommentar als Zeichen eines Zeitgeistes der Unterdrückung, des Faschismus und der Gier. Besonders große, populäre Bands seien hierfür empfänglich. Geoff Barrow von Beak> und Portishead postete unter den Sleaford-Tweet einen Artikel über Marshalls Vater, der als Hedgefonds-Manager letztes Jahr 50 Millionen britische Pfund Gewinn machte, indem er auf sinkende Aktienkurse von Unternehmen wettete, die von der Coronakrise betroffen sind.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Folkrock-Band mit politischen Sichtweisen aneckt. Vor drei Jahren posierten Marshall sowie die Bandmitglieder Ben Lovett und Ted Dwane für ein Foto mit dem kanadischen Psychologen Jordan Peterson, dessen Ansichten zu Genderidentitäten, White Privilege und Feminismus ihn im rechten Spektrum beliebt gemacht hat. Damals befand Marcus Mumford auf Nachfrage, dass man als Band, die einen gewissen Status erreicht habe, verantwortlich dafür ist, wie Aussagen bei den Fans ankommen. Es dürfte interessant sein, wie Mumford dahingehend den Tweet seines Banjospielers beurteilt. Vom Management der Band gibt es bisher keinen Kommentar.

Update 10. März: Winston Marshall gab bekannt, die Band vorübergehend zu verlassen, um sich der Bedeutung seiner Prominenz bewusst zu werden.

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