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Schuh-Plattler: Konzerte des Jahres

Wieder einiges los gewesen auf den Bühnen in diesem Jahr in und um Konstanz. Hier kommen einige große Momente aus meinem Konzertjahr und leider am Ende auch ein Totalflop.

  • Tool, Zürich, Hallenstadion

Synapsenpetting. Danny Carey Schlagzeug-Gott. Arg viel mehr fiel mir nach meinem ersten Tool-Konzert ohne störendes Tageslicht nicht ein. Wer diesen vier Präzisionsschraubendrehern bei der Arbeit zusieht, hebt an einen Ort ab, wo es keine Häme (Keenans Friese) oder andere alltäglichen menschlichen Bedürfnisse mehr gibt (Bierstand, Klo). Andererseits fördert ein Tool-Konzert auch nicht den Wunsch, jemals selbst irgendein Instrument zu erlernen. Wozu auch.

Vier Jahre nach seiner letzten Solotour reüssierte der frühere Go-Betweens-Songwriter Robert Forster in absolut bestechender Form. Noch lässigere Bühnenpräsentation, noch trockenere Ansagen, noch bessere Songauswahl. "Darlinghurst Nights", "Spring Rain", "Part Company", "Surfing Magazines" - Fans seiner legendär erfolglosen Ex-Band mussten sich teilweise mit Tränen in den Augen abwenden. Dies lag zum großen Teil an seiner deutschen Frau Karin, die ihn an der Geige begleitete. Mein schwerster Fan-Moment kam später am Merch-Stand, als ich den euphorisierten Mann nach meinem Shirtkauf höflich davon abhalten musste, es mit seinem Edding zu signieren.

Manchmal hört man sich Alben wieder und wieder an, und man begreift einfach nicht, warum andere es abfeiern. So geschehen bei mir und "Die besten Jahre". Nach dem Live-Auftritt machte plötzlich alles Sinn: International Music, natürlich, beste Band aus Essen ever. Und feinstes Kontrastprogramm auch zu Tool: Minimal-Kabarett für Anti-Mucker.

120 Leute, das Exil quasi randvoll und dann stakst sie beinahe schüchtern auf die Bühne und bedankt sich nach jedem ihrer ausnahmslos tollen Popsongs meines Lieblingsalbums des Jahres "Miss Universe". Unmöglich sie nicht zu lieben. Die Liveversionen nicht ganz so elektronisch wie auf Platte, stattdessen ein folky Tracy Chapman-Vibe, nicht überwältigend, aber interessant. Ein Saxofon finde ich außer bei Madness oder Helge Schneider im Popkontext auch oft schwierig.

"Somebody's Knocking" grub sich förmlich ein ins Postpunk-Grab des Ian Curtis. War in Ordnung, aber für mich nicht so stark wie "Gargoyle" oder "Blues Funeral". Dann sein Live-Auftritt, der mal wieder alle Zweifel im Bulldozer-Style ausräumte. Das sehr angenehme Interview vor der Show mag sein Übriges zum gelungenen Abend beigetragen haben, aber hey, er hat "One Hundred Days" gespielt.

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